"99 Prozent hassen ihn" Selenskyj feuert General nach Asow-Beschwerde
24.06.2024, 18:25 Uhr Artikel anhören
Nach Bekanntwerden der Vorwürfe hat Präsident Selenskyj Generalleutnant Sodol entlassen.
(Foto: IMAGO/ZUMA Wire)
Die Anschuldigungen wiegen schwer: Ein ukrainischer Stabschef wirft einem General Machtmissbrauch und Inkompetenz vor. Der Militär sei "für den Tod von mehr ukrainischen Soldaten verantwortlich als jeder russische General". Kurze Zeit später zieht Präsident Selenskyj Konsequenzen.
Ein Offizier der Asow-Brigade der ukrainischen Nationalgarde hat schwere Vorwürfe gegen einen General der Streitkräfte erhoben und die Behörden aufgefordert, Ermittlungen einzuleiten. Dabei soll auch geprüft werden, ob der General mit Russland zusammenarbeite. "Ich habe einen Brief an das staatliche Ermittlungsbüro geschrieben und eine Untersuchung gegen einen Militärgeneral gefordert, der meiner Meinung nach für den Tod von mehr ukrainischen Soldaten verantwortlich ist als jeder russische General", verkündete Stabschef Bohdan Krotewytsch am Sonntag auf Telegram.
Laut dem Online-Portal Ukrainska Prawda und der Nachrichtenagentur Interfax Ukraine beziehen sich die Anschuldigungen auf Generalleutnant Jurij Sodol, der im vergangenen Jahr die Militärgruppe Donezk befehligte. Im Februar wurde der frühere Chef des Marinekorps zum neuen Befehlshaber der kombinierten Streitkräfte der Ukraine ernannt. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe hat Präsident Wolodymyr Selenskyj nun personelle Konsequenzen gezogen. Er habe entschieden, Generalleutnant Sodol durch Brigadegeneral Andrij Hnatow zu ersetzen, teilte Selensky am Abend in einer Videobotschaft mit.
Krotewytsch nimmt mögliche Sanktionen in Kauf
In seinem Beitrag hatte Krotewytsch General Sodol Machtmissbrauch und Inkompetenz vorgeworfen. Es störe ihn, dass Bataillons- und Brigadekommandeure für den Verlust von Beobachtungsposten verurteilt würden, ein General, der für den Verlust ganzer Regionen, Dutzender Städte und Tausender Soldaten verantwortlich sei, jedoch nicht belangt werde. "Dieser Mann leitet Ermittlungen gegen Kommandeure ein, die vorrücken und nicht an Boden verlieren, aber er leitet keine internen Ermittlungen gegen sich selbst ein."
Krotewytsch erklärte, er habe sich zuvor seine Dienststellen über die Lage unterrichtet. "Als ich in den Fällen, über die ich nicht sprechen kann, ausgesagt habe, habe ich direkt gesagt, was meiner Meinung nach 'Kriegsverbrechen' sind." Ihm zufolge würden "99 Prozent der Militärs" den General hassen.
Geändert habe sich an der Situation jedoch nichts, weswegen er sich an die Öffentlichkeit gewandt habe. Mögliche Sanktionen nehme er in Kauf, schrieb Krotewytsch. "Es ist mir scheißegal, ob sie eine Untersuchung gegen mich einleiten, und es ist mir scheißegal, ob sie mich ins Gefängnis stecken." Er bedauere lediglich, den Schritt nicht früher unternommen zu haben.
Das staatliche Ermittlungsbüro bestätigte gegenüber Interfax Ukraine und Ukrainska Prawda den Eingang der Beschwerde. "Wir haben sie gestern erhalten, und die Ermittler arbeiten daran", teilte der Pressedienst der Behörde mit.
Quelle: ntv.de, jpe