Vor Erdogan-Pressekonferenz Sicherheitsmann gängelt Reporter
28.09.2018, 16:50 Uhr
Der Reporter der AFP nahm schließlich an der Pressekonferenz teil.
(Foto: picture alliance/dpa)
Vor der Pressekonferenz von Kanzlerin Merkel und dem türkischen Präsidenten Erdogan kommt es zu einem höchst unüblichen Zwischenfall: Ein Sicherheitsmann prüft kritisch die Frageabsichten eines Reporters.
Beim Staatsbesuch des türkischen Präsidenten Recep Rayyip Erdogan haben sich Journalisten ungewöhnliche Sicherheitskontrollen gefallen lassen müssen. Ein AFP-Reporter, der für die Pressekonferenz akkreditiert war, wurde bei der Sicherheitskontrolle im Gebäude des Bundespresseamts detailliert zu seinen Absichten befragt. So wollte ein Sicherheitsmitarbeiter von dem Journalisten Auskunft darüber, ob dieser eine Frage bei der Pressekonferenz stellen wolle - und wenn ja welche.
Konkret schob der Sicherheitsmitarbeiter dann nach, ob der Journalist etwa auch eine Frage zu den Berichten stellen wolle, wonach "in der Türkei alle Journalisten im Gefängnis sitzen". Des Weiteren wollte er von dem Berichterstatter wissen, ob dieser schon einmal in der Türkei war und ob er es dort wirklich "so schlimm" fand, "wie in den Medien immer berichtet wird"? Der Sicherheitsmitarbeiter beklagte sich dann darüber, dass immer weniger Deutsche in der Türkei Urlaub machten, weil das Land in den Medien schlecht dargestellt werde.
Derartige Fragen an akkreditierte Journalisten, die an offiziellen Medienveranstaltungen der Bundesregierung teilnehmen wollen, sind äußerst unüblich. Das Bundespresseamt wurde über den Vorfall informiert, äußerte sich bislang aber nicht dazu. Der Reporter nahm schließlich an der Pressekonferenz teil.
Quelle: jog/AFP