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OECD kritisiert hohe Freibeträge Staat erzielt Rekordsteuereinnahmen durch Erbschaften und Schenkungen

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Trotz höchstem Wert seit 2021: Arbeitnehmernahe Organisationen kritisieren hohe Freibeträge für Familienangehörigen.

Trotz höchstem Wert seit 2021: Arbeitnehmernahe Organisationen kritisieren hohe Freibeträge für Familienangehörigen.

(Foto: picture alliance / Zoonar)

Im Bundeshaushalt klafft eine milliardenschwere Lücke. Auch deshalb fordert unter anderem die SPD eine höhere Erbschaftssteuer. Jüngste Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen: Nach Jahren des Rückgangs legten die Einnahmen zuletzt wieder zu. Laut Ökonomen könnten sie noch deutlich höher sein.

Der deutsche Staat hat im vergangenen Jahr mehr Geld als je zuvor aus der Erbschaft- und Schenkungsteuer eingenommen. Die Einnahmen stiegen im Vergleich zu 2023 um 12,3 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Die nunmehr 13,3 Milliarden Euro seien "ein neuer Höchstwert".

Demnach entfielen auf die von den Finanzverwaltungen festgesetzte Erbschaftsteuer allein 8,5 Milliarden Euro - ein Plus von 9,5 Prozent. Nachdem die Erbschaftsteuer 2021 einen Spitzenwert von 9,0 Milliarden erreicht hatte, sank sie in den folgenden Jahren. 2024 stieg sie erstmals wieder.

Großteil der Erbschaften gehen an Statistik vorbei

Dem gewerkschaftsnahen Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) zufolge zeigen die Zahlen nur einen Bruchteil solcher Vermögensübertragungen. "Tatsächlich werden in Deutschland jedes Jahr nach letzten Schätzungen rund 400 Milliarden Euro vererbt", sagte der wissenschaftliche IMK-Direktor Sebastian Dullien. "Durch die Inflation der vergangenen Jahre dürfte dieser Wert allerdings sogar noch höher liegen."

Wegen der schwierigen Haushaltslage werden etwa in der SPD Rufe nach einer höheren Erbschaftsteuer laut. Auch die Industriestaaten-Organisation OECD hat sich wiederholt dafür ausgesprochen. Sie verweist auf hohe Freibeträge, viele Ausnahmen und Lücken. So würden die Steuerfreibeträge für Schenkungen an Familienangehörige zu den höchsten im OECD-Raum gehören.

Jährlich werden Vermögen in etwa im Volumen des Bundeshaushalts vererbt oder verschenkt. Die allermeisten Erbschaften fielen jedoch nicht in die Statistik, weil sie unter den Freigrenzen lägen, die bei Kindern 400.000 Euro und bei Ehepartnern 500.000 Euro betragen würden.

Ökonom kritisiert: Erbschaftssteuer rauf statt Bürgergeld runter

Die arbeitnehmernahe Hans-Böckler-Stiftung sieht in Steuerbegünstigungen einen Beleg dafür, "wie Großvermögen bei Übertragungen bevorzugt werden und welche Einnahmen dem Fiskus dadurch entgehen". Den Steuereinnahmen von 13,3 Milliarden Euro stünden Steuerbegünstigungen "bei der Übertragung von 17 Milliarden Euro" gegenüber, erklärte Dullien.

"Diese Begünstigungen beinhalten nicht die Freibeträge für Erbschaften normaler Vermögen, sondern betreffen überwiegend große Vermögen im Millionen- oder Milliardenbereich", fuhr Dullien fort. Eine Abschaffung der Vergünstigungen könne deutlich höhere Mehreinnahmen bringen als die fünf Milliarden Euro, die "Bundeskanzler Friedrich Merz durch Kürzungen beim Bürgergeld einsparen will".

Quelle: ntv.de, rku/rts/AFP

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