Politik

UdK-Präsident: "Schwierige Lage" Studentenvertreter beklagen Klima der Gewalt

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Jüdische Studenten der Universität der Künste sind "sehr, sehr verschreckt", berichtet der Präsident.

Jüdische Studenten der Universität der Künste sind "sehr, sehr verschreckt", berichtet der Präsident.

(Foto: picture alliance / imageBROKER)

Zwei Studentenorganisationen zeichnen ein erschreckendes Bild vom Alltag an deutschen Universitäten: Linksextreme und antisemitische Aktivisten sorgten für ein Klima der Unterdrückung und Angst. UdK-Präsident Palz fordert die Möglichkeit der Exmatrikulation.

In der Debatte um pro-palästinensischen Aktivismus an deutschen Hochschulen warnt die Jüdische Studierendenunion (JSUD) und der Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) vor wachsendem Antisemitismus und mangelnder Meinungsfreiheit. "Ausschlüsse demokratischer Mitstreiter von Veranstaltungen, Gegendemonstrationen, die das Existenzrecht Israels in Frage stellen, sowie körperliche Angriffe auf jüdische Studenten prägen den Alltag des Diskurses an Universitäten", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung des RCDS-Vorsitzenden Lukas Honemann und des JSUD-Vizepräsidenten Noam Petri, die dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) vorliegt. "Sie sind das Produkt eines wachsenden Einflusses extremistischer Studenten", heißt es weiter. Die JSUD ist eine parteienübergreifende politisch unabhängige jüdische Studierendenorganisation. Der RCDS ist ein CDU-naher Studentenverband.

Die Studentenorganisationen nahmen Bezug auf drei Vorfälle. So seien am Mittwoch bei einer Vollversammlung an der Universität Kassel zum Thema "Meinungsfreiheit" zwar pro-palästinensische Äußerungen willkommen gewesen, der RCDS hätte aber erst nach Protest reden dürfen. Am Donnerstag hätten antiisraelische Aktivisten den Abbruch einer Podiumsdiskussion an der Humboldt-Universität Berlin erzwungen, an der eine Richterin des Obersten Gerichts Israels teilnahm. Der Angriff auf den jüdischen Studenten der Freien Universität Berlin, Lahav Shapira, sei der "traurige Höhepunkt einer stetigen Entwicklung seit dem Hamas-Massaker am 7. Oktober".

Ausbreitung des Extremismus

Honemann zeigte sich gegenüber dem RND besorgt: "Wir erleben gerade Cancel-Culture statt Diskurs, Redeverbot statt Meinungsfreiheit." Noam Petri betonte: "Die zunehmende Ausbreitung dieser Extremisten muss jeden Demokraten besorgen. Diese Gruppen dürfen mit ihrem linksextremen, teils islamistischen und antiwestlichen Gedankengut keinen Platz an deutschen Universitäten haben." Universitäten würden zunehmend zu einem "Ort der antiwestlichen Radikalisierung", kritisierten beide Studentenvertreter.

Die JSUD und der RCDS fordern die Universitätsleitungen und Kultusminister zum Handeln auf. "Es braucht eine bildungspolitische Zeitenwende mit einer konsequenten Politik gegen extremistische Strömungen innerhalb deutscher Universitäten", heißt es in der Erklärung. "Hierbei muss es auch möglich sein, extremistische Studenten zu exmatrikulieren oder entsprechendes Personal zu entlassen."

"Jüdische Studenten sehr, sehr verschreckt"

Auch der Präsident der Berliner Universität der Künste (UdK), Norbert Palz, sprach gegenüber dem "Tagesspiegel" offen über eine schwierige Lage an seiner Hochschule. Auf die Frage, ob die UdK ein Antisemitismus-Problem habe, antwortete Palz mit Ja - "in bestimmten Gruppen, das dürfen wir nicht wegdiskutieren: Im Moment ist die Situation sehr polarisiert." Palz verwies zugleich auf ein UdK-Statement: Dies zeige, dass viele differenzierter seien und sich gegen Antisemitismus positionierten. Dutzende Lehrende hatten sich darin gegen Antisemitismus an der UdK gestellt und Versammlungen von Studenten im November 2023 als "gewaltvolle antisemitische Proteste und Aktionen" kritisiert.

Eine weitere problematische Tendenz fasste Palz als "Demokratieproblem" an der Uni zusammen: Einige Studierende, auch manche Lehrende seien nicht mehr kompromissfähig. Hochschulpolitik und Gremien lebten aber davon, sich auf andere Perspektiven einlassen zu können - "das frustriert viele".

Der Präsident berichtet, er habe eine Whatsapp-Gruppe mit jüdischen und israelischen Studierenden, um auf dem Laufenden zu bleiben und für sie erreichbar zu sein. Sie seien "sehr, sehr verschreckt". Er wisse von einer jüdischen Person, die außerhalb des Campus angespuckt worden sei, eine jüdische Studierende überlege, die Uni zu wechseln. Denen wolle er zeigen: "Wir halten eine schützende Hand über euch."

Quelle: ntv.de, mau

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen