Mit Autobomben gegen Black Hawks Taliban töten gezielt Luftwaffen-Piloten
07.08.2021, 22:48 Uhr
Der tote Pilot konnte US-Kampfhubschrauber vom Typ UH60 Black Hawk fliegen.
(Foto: REUTERS)
Die afghanische Regierung ist gegen die vorrückenden Taliban in der Defensive. Doch ihre Luftwaffe könnte ein großer Vorteil sein. Dagegen setzten die Islamisten auf Terroranschläge: Gezielt schalten sie Kampfpiloten aus, die vom US-Militär ausgebildet wurden.
Die radikal-islamischen Taliban haben erneut einen Piloten der afghanischen Luftwaffe getötet, der in Zivil unterwegs war. Hamidullah Asimi habe in seinem Auto gesessen, als eine an dem Fahrzeug platzierte Bombe explodiert sei, teilten die afghanischen Behörden mit. Bei dem Anschlag in der Hauptstadt Kabul seien auch fünf Zivilisten verletzt worden. Ein Sprecher der Taliban erklärte kurz darauf, Kämpfer seiner Organisation hätten Asimi getötet.
Reuters hatte im Juli unter Berufung auf afghanische Regierungskreise berichtet, die Taliban hätten inzwischen mindestens sieben Piloten der afghanischen Luftwaffe getötet. Die Extremisten hatten erklärt, sie hätten das Ziel, afghanische Piloten zu töten, die von den USA ausgebildet wurden. Aus dem Umfeld der afghanischen und der US-Regierung hatte es geheißen, die Taliban wollten sich damit Vorteile im Kampf um das Land verschaffen.
Die Taliban selbst haben keine Luftwaffe. Für die von westlichen Ländern unterstützte afghanische Regierung ist die Luftwaffe indes sehr wichtig. So kann sie Taliban-Kämpfer angreifen und afghanischen Bodentruppen Luftdeckung bieten. Die Ausbildung der Piloten benötigt Jahre, entsprechend schwer sind sie zu ersetzen. In einem Bericht des US-Sonderberichterstatters für Afghanistan an den US-Kongress hatte es zuletzt geheißen, die afghanische Luftwaffe stehe unter starkem Druck. So sei die Verfügbarkeit der UH-60-Kampfhubschrauber im Juni auf 39 Prozent gesunken, weniger als die Hälfte der Rate, die es noch im April und Mai gegeben habe. Das afghanische Militär erhalte inzwischen kaum noch US-Unterstützung aus der Luft.
Jahrelange Ausbildung für den UH60 Black Hawk
Der afghanische Luftwaffen-Kommandant Abdul Fatah Eshaksai sagte, der getötete Asimi sei für das Fliegen von US-Kampfhubschraubern vom Typ UH60 Black Hawk ausgebildet worden. Er habe fast vier Jahre für die afghanische Luftwaffe gearbeitet. Vor einem Jahr sei er wegen Sicherheitsbedenken mit seiner Familie nach Kabul gezogen.
Die Taliban sind seit Monaten dabei, das Land Stück für Stück zurückzuerobern. Dabei starben tausende Menschen. Ermutigt wurden die Taliban durch die US-Ankündigung, bis Ende August alle US-Soldaten aus dem Land abzuziehen. Am Freitag hatten die Taliban erstmals seit Jahren wieder die Kontrolle über eine Provinzhauptstadt übernommen. Sie hatten Afghanistan von 1996 bis zu ihrem Sturz durch die US-geführten Truppen 2001 beherrscht und die Menschenrechte massiv beschnitten. Nun droht dies erneut.
Quelle: ntv.de, mau/rts