Wegen Verleumdung Trump muss Autorin 83 Millionen Dollar zahlen
26.01.2024, 22:52 Uhr Artikel anhörenSchon zum zweiten Mal bringt die Autorin E. Jean Carroll Donald Trump vor Gericht. Nachdem er beim ersten Mal wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt wird, geht es nun um Verleumdung. Eine Jury erkennt der Klägerin deutlich mehr Entschädigung zu, als sie verlangt hatte.
Der frühere US-Präsident Donald Trump ist im Verleumdungsprozess in New York zu einer Zahlung in Höhe von 83,3 Millionen Dollar (76,7 Millionen Euro) an die Kolumnistin E. Jean Carroll verurteilt worden. Nach rund dreistündigen Beratungen kam die Jury in dem Zivilprozess zu ihrer Entscheidung, wie US-Medien übereinstimmend berichten. In einem Vorprozess hatte Richter Lewis Kaplan Trumps Schuld bereits festgestellt. Jetzt ging es um die Höhe der Entschädigung.
Die Summe liegt weit über den Forderungen der Anklage. Carroll hatte gut zehn Millionen Dollar (9,1 Millionen Euro) Schadenersatz für verunglimpfende Äußerungen verlangt. Die Jury gestand ihr nun 11 Millionen Dollar für eine Kampagne zur Wiederherstellung ihres gutes Rufes zu und weitere 7,3 Millionen Dollar für den erlittenen emotionalen Schaden. Dazu kommen 65 Millionen Dollar Strafe, weil die Jury es als erwiesen sieht, dass Trump in böswilliger Absicht gehandelt hat. Dass Trump schuldig ist, hatte das Gericht bereits in einem Vorprozess entschieden.
Trump will Berufung einlegen
Trump nannte das Urteil in seinem Onlinenetzwerk Truth Social "absolut lächerlich" und sprach von einer "von Biden inszenierten Hexenjagd". Das Rechtssystem sei "außer Kontrolle geraten". Er kündigte an, er werde in Berufung gehen. Der 77-jährige Favorit für die republikanische Präsidentschaftskandidatur hatte dem Prozess mehrfach beigewohnt und sagte am Donnerstag auch vor Gericht aus. Auch am Tag der Urteilsverkündung war Trump anwesend, stürmte aber zwischenzeitlich aus dem Gerichtssaal.
In einem ersten Prozess war Trump vor einem Jahr wegen sexuellen Missbrauchs und Verleumdung der Journalistin zu fünf Millionen Dollar Schadenersatz und Schmerzensgeld verurteilt worden. Zwei Wochen nach dem Urteil forderte Carroll in einer aktualisierten Klage aber eine noch härtere Bestrafung Trumps, nachdem dieser bei einem live übertragenen CNN-Bürgergespräch vor Millionenpublikum erneut Carrolls Vergewaltigungsvorwürfe bestritten und sie dabei auch noch als "Verrückte" beleidigt hatte.
Carroll wirft Trump vor, sie 1996 im New Yorker Luxuskaufhaus Bergdorf Goodman in einer Umkleidekabine vergewaltigt zu haben. Ihren Vorwurf machte die langjährige Kolumnistin des Magazins "Elle" erstmals 2019 öffentlich, als Trump Präsident war. Der Republikaner bezichtigte Carroll daraufhin der Lüge und erklärte, sie sei nicht sein "Typ".
Der Ex-Präsident macht seine Probleme mit der Justiz mit inzwischen vier Anklagen zum Wahlkampfthema und stellt sich als Opfer einer "Hexenjagd" der Demokraten von Präsident Joe Biden dar, die aus seiner Sicht seine Rückkehr in das Weiße Haus verhindern wollen. Auch nach dem Urteil am Freitag wiederholte Trump diesen Vorwurf.
Quelle: ntv.de, ino/AFP