Wahlkampf im Gerichtssaal Trump über Autorin Carroll: Ich wollte sie nie verletzen
25.01.2024, 22:12 Uhr Artikel anhören
Trump ließ es sich wieder nicht nehmen, persönlich vor Gericht zu erscheinen.
(Foto: REUTERS)
In einem Prozess wurde Donald Trump wegen sexuellen Missbrauchs und Verleumdung von E. Jean Carroll bereits verurteilt. Kurz danach verklagt die US-Autorin den Ex-Präsidenten erneut. Der Politiker ist sich nach wie vor keiner Schuld bewusst.
Der frühere US-Präsident Donald Trump hat sich im zweiten Verleumdungsprozess der US-Autorin E. Jean Carroll gegen ihn selbst zu Wort gemeldet. Er habe die Autorin nie verletzen wollen, sagte Trump übereinstimmenden Medienberichten zufolge als er vor Gericht in Manhattan rund fünf Minuten lang von Anwälten beider Seiten befragt wurde. "Ich wollte nur mich selbst, meine Familie und ehrlich gesagt auch die Präsidentschaft verteidigen." Zudem betonte Trump, der von seiner Anwältin Alina Habba als Zeuge der Verteidigung aufgerufen worden war, erneut, dass er Carrolls Anschuldigungen zurückweise.
Zuvor hatten beide Seiten noch einmal ihre Standpunkte dargelegt und Zeuginnen befragt. Trumps Anwälte hatten zudem erneut eine Einstellung des Verfahrens gefordert, die Richter Lewis Kaplan aber ablehnte. Wegen mehrerer Krankheitsfälle war der Prozess Montag, Dienstag und Mittwoch jeweils vertagt worden. Bereits am Freitag könnte das Verfahren Richter Kaplan zufolge abgeschlossen und der Jury übergeben werden.
Es handelt sich um den zweiten Prozess der 80-jährigen Carroll gegen Trump. Zum Abschluss des ersten Verfahrens hatte es im Mai eine New Yorker Geschworenenjury als erwiesen angesehen, dass Trump Carroll 1996 in einem New Yorker Nobelkaufhaus angegriffen, sexuell missbraucht und später verleumdet hatte. Die Geschworenen hatten der Schriftstellerin daraufhin eine Entschädigung in Höhe von fünf Millionen Dollar (etwa 4,65 Millionen Euro) zugesprochen.
Autorin verlangt mehr als zehn Millionen Dollar
Zwei Wochen nach dem Urteil forderte Carroll in einer aktualisierten Klage aber eine noch härtere Bestrafung Trumps, nachdem dieser bei einem live übertragenen CNN-Bürgergespräch vor Millionenpublikum erneut Carrolls Vergewaltigungsvorwürfe bestritten und sie dabei auch noch als "Verrückte" beleidigt hatte. Bereits vor Beginn des zweiten Prozesses gab Richter Kaplan ihr recht und entschied, dass weitere Kommentare Trumps verleumderisch gewesen seien. Damit muss die Jury nun lediglich noch über die Höhe der Entschädigung entscheiden, die der Ex-Präsident der Frau bezahlen muss. Carroll verlangt mehr als zehn Millionen Dollar.
Zum Auftakt des zweiten Prozesses am Dienstag vergangener Woche waren sowohl der 77-jährige Trump als auch die 80-jährige Carroll persönlich vor Gericht erschienen. Bei Carrolls Zeugenaussage saß Trump nur wenige Reihen entfernt. Trump habe sie sexuell missbraucht, gelogen "und er hat meinen Ruf zerstört", sagte die Kolumnistin und Autorin. Auf die Frage, wie Trump ihrem Ruf geschadet habe, sagte Carroll: "Früher war ich einfach als Journalistin bekannt, und jetzt bin ich als Lügnerin, Betrügerin und Verrückte bekannt." Sie zitierte damit Beleidigungen, die Trump ihr gegenüber ausgesprochen hat.
Carrolls Anwälte beschwerten sich über laute Kommentare Trumps während Carrolls Aussage und befürchteten, die Juroren könnten dadurch beeinflusst werden, wie CNN berichtete. Der Richter forderte Trump auf, leiser mit seinen Anwälten zu beraten, und drohte ihm auch mit einem Rauswurf aus dem Gerichtssaal.
Trump erschien während des zweiten Prozesses - anders als im ersten, wo er komplett abwesend geblieben war - mehrfach persönlich und fiel durch zahlreiche kommentierende Meinungsäußerungen störend auf. Der 77-Jährige gilt bei den im November anstehenden Präsidentschaftswahlen als aussichtsreichster Bewerber der Republikaner. Er muss sich allerdings derzeit auch in zahlreichen verschiedenen Fällen mit Gerichten auseinandersetzen. Die Gerichtstermine nutzt Trump häufig als eine Art Wahlkampfauftritt.
Quelle: ntv.de, fzö/dpa/AFP