"NIEMALS AUFGEBEN!" Trump nutzt Polizeifoto für Rückkehr zu X
25.08.2023, 07:22 Uhr Artikel anhören
Trump will wieder US-Präsident werden. Das Polizeifoto scheint ihm dabei nicht zu schaden.
(Foto: AP)
Im Wahlkampf ist Ex-US-Präsident Trump auf Durchschlagskraft in den sozialen Medien angewiesen. Sein eigenes Netzwerk "Truth Social" hat aber nur wenige Nutzer. Zeit, eine alte Verbindung wieder aufleben zu lassen: die zu seinen Followern bei X, der Plattform, auf der seine früheren Erfolge fußen.
Der frühere US-Präsident Donald Trump ist mit einem Beitrag zu X, ehemals Twitter, zurückgekehrt. Trump, der vor seinem Verbot auf der Plattform einst mehr als 88 Millionen Follower hatte, postete sein kurz zuvor aufgenommenes Polizeifoto im Gefängnis von Fulton County in Georgia gemeinsam mit den Worten: "Wahlbeeinflussung. Niemals aufgeben!" - wie von ihm gewohnt in Versalien geschrieben. Zudem verlinkte er eine Website, auf der seine Befürworter für seinen Wahlkampf spenden können. Auf den Post gab es innerhalb kurzer Zeit mehrere Hunderttausend Reaktionen.
Trump war gegen Ende seiner Amtszeit bei großen Online-Plattformen gesperrt worden, nachdem seine Anhänger am 6. Januar 2021 den Sitz des US-Parlaments in Washington gestürmt hatten. Vor dem beispiellosen Gewaltausbruch hatte er seine Anhänger angestachelt mit der haltlosen Behauptung, er sei durch Betrug um den Sieg bei der Präsidentenwahl 2020 gebracht worden. In seinen Online-Botschaften vor und nach der Kapitol-Attacke zeigte er offen Sympathie für die Randalierer. Die Plattformbetreiber befürchteten daher, dass es neue Gewalt geben könnte, wenn Trump nicht verbannt würde - und blockierten seine Konten.
Am 19. November 2022 revidierte das in San Francisco ansässige Unternehmen allerdings seine Position unter der Führung des neuen Besitzers, Elon Musk, der Twitter am 2. Oktober gekauft hatte. Dennoch hatte Trump bisher nichts gepostet, seine bis dato letzte Wortmeldung bei X datiert noch immer auf den 8. Januar 2021, wenige Tage nach dem Kapitol-Sturm. Trump hatte nach der Sperrung seines Twitter-Profils eine eigene Social-Media-Plattform mit dem Namen "Truth Social" gegründet, auf der er etwa 6,4 Millionen Follower hat. Bei X folgen nach wie vor 86,6 Millionen Nutzer Trump. Trump will als Kandidat der Republikaner in die Präsidentenwahl 2024 ziehen und muss dafür den parteiinternen Vorwahlkampf gewinnen. Mehr Online-Reichweite käme ihm dafür gelegen.
Das Polizeifoto von Trump markiert eine historische Premiere: Zum ersten Mal in der US-Geschichte wurde ein ehemaliger Präsident auf einer solchen Aufnahme verewigt. Das Büro des Sheriffs veröffentlichte das Foto kurz darauf. Nach seiner Anklage wegen Wahlbeeinflussung im Bundesstaat Georgia war Trump in dem Gefängnis des Landkreises Fulton City in Atlanta wegen "Vorwürfen der Erpressung und Verschwörung" kurzzeitig verhaftet worden.
1,90 Meter, 97 Kilogramm
Während der Aufnahme der persönlichen Daten im Gefängnis bekam Trump die Häftlingsnummer "PO1135809" zugewiesen. Die Behörden gaben seine Größe mit 1,90 Metern, sein Gewicht mit 97 Kilogramm und seine Haarfarbe mit blond an. Auf dem Polizeifoto trägt Trump einen dunkelblauen Anzug, ein weißes Hemd und eine rote Krawatte und blickt finster in die Kamera. Nach der erkennungsdienstlichen Behandlung und insgesamt weniger als 30 Minuten in dem Gefängnis reiste Trump wieder ab. Bereits Anfang der Woche war eine Kaution von 200.000 Dollar (rund 185.000 Euro) festgelegt worden.
Zuvor hatte der Republikaner die Behörden in Georgia bereits vor Journalisten als "Scheinjustiz" bezeichnet und ihnen "Wahlbeeinflussung" vorgeworfen. "Ich habe nichts falsch gemacht", sagte er nach dem Gefängnistermin.
Trump war am Montag vergangener Woche in Atlanta wegen seiner Versuche angeklagt worden, den Ausgang der Präsidentschaftswahl 2020 in Georgia zu kippen. Die Anklage gegen den 77-Jährigen umfasst 13 Punkte und fußt unter anderem auf einem Gesetz gegen organisierte Kriminalität. Trump soll sich mit 18 anderen Angeklagten verschworen haben, um sich trotz seiner Niederlage gegen den Demokraten Joe Biden zum Sieger der Wahl in Georgia erklären zu lassen. Unter den Mitangeklagten ist Trumps ehemaliger Anwalt Rudy Giuliani und Trumps früherer Stabschef im Weißen Haus, Mark Meadows.
Trump ist in diesem Jahr bereits vier Mal angeklagt worden, darunter zweimal wegen seiner Umtriebe nach der Wahl 2020. Bei den drei bisherigen Anklagen gegen Trump hatten die Behörden auf Polizeifotos verzichtet. Bei der rechten Basis genießt er aber nach wie vor große Beliebtheit. Der Rechtspopulist führt Umfragen zu den Präsidentschaftsvorwahlen der Republikaner 2024 mit mehr als 40 Punkten Vorsprung auf seine Verfolger an. Der ersten Fernsehdebatte der republikanischen Präsidentschaftsbewerber blieb er deswegen am Mittwochabend fern.
Quelle: ntv.de, jog/rts/AFP/dpa