Politik

"Verhaftungszeit: 19.30 Uhr" Polizeifoto von Ex-Präsident Trump aufgenommen

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Hier ist er: der berühmte "Mug shot", jetzt auch von Trump.

Hier ist er: der berühmte "Mug shot", jetzt auch von Trump.

(Foto: AP)

Von seinem Golfclub aus startet Trump zu einer denkwürdigen Reise: Nach seiner Anklage wegen Wahlbeeinflussung muss sich der Ex-Präsident im Gefängnis in Atlanta stellen. Dort gibt es auch den berühmten "Mug shot" – ein Novum in der US-Geschichte.

Der frühere US-Präsident Donald Trump ist nach seiner Anklage wegen Wahlbeeinflussung im Bundesstaat Georgia im Gefängnis in Atlanta eingetroffen und hat sich dort den Behörden gestellt. Der republikanische Präsidentschaftsbewerber war am Nachmittag (Ortszeit) von seinem Golfclub im Bundesstaat New Jersey aus zum Flughafen Newark gefahren worden, um von dort aus nach Atlanta zu fliegen. Die erkennungsdienstliche Behandlung im Gefängnis des Landkreises Fulton County dauerte US-Medien zufolge 20 Minuten. Auch ein Polizeifoto sei angefertigt worden, hieß es unter Berufung auf die Behörden des Gefängnisses. Kurz darauf veröffentlichte das Büro des Sheriffs von Fulton County das denkwürdige Foto.

"Verhaftungszeit: 19.30 Uhr", hatte Trump zuvor auf seiner Onlineplattform Truth Social angekündigt. In Deutschland war dies in der Nacht auf Freitag um 1.30 Uhr. Trotz diverser rechtlicher Probleme Trumps ist es das erste Mal, dass er ein Polizeifoto von sich machen lassen musste. In den drei anderen Fällen, in denen strafrechtliche Anklagen gegen ihn erhoben wurden, hatten die Behörden darauf verzichtet. Das nun aufgenommene Foto dürfte in die Geschichte eingehen.

Nach dem Termin im Bezirksgefängnis beklagte sich der frühere US-Präsident einmal mehr bitterlich über die Strafverfolgung gegen ihn. "Dies ist ein sehr trauriger Tag für Amerika", sagte Trump kurz vor seinem Abflug aus Atlanta. "Dies hätte nie passieren dürfen", bekräftigte der republikanische Präsidentschaftsbewerber, der bei der Wahl 2024 erneut antreten will. Trump sprach erneut davon, die Strafverfolgung gegen ihn sei nichts als Wahlbeeinflussung. Was hier geschehe, sei eine Farce. "Ich habe nichts falsch gemacht", beteuerte er. "Und jeder weiß das." Er habe jedes Recht gehabt, die Ergebnisse der Präsidentenwahl 2020 anzuzweifeln, behauptete er.

Medienberichten zufolge wollte Trump nach dem Termin in dem Gefängnis in Atlanta in seinen Golfclub Bedminster in New Jersey zurückkehren. Die Kaution war bereits zu Wochenbeginn auf 200.000 Dollar (rund 185.000 Euro) festgelegt worden.

Anklage in 13 Punkten

Trump war am Montag vergangener Woche in Atlanta wegen seiner Versuche angeklagt worden, den Ausgang der Präsidentschaftswahl 2020 in Georgia zu kippen. Die Anklage gegen den 77-Jährigen umfasst 13 Punkte und fußt unter anderem auf einem Gesetz gegen organisierte Kriminalität.

Trump soll sich mit 18 anderen Angeklagten verschworen haben, um sich trotz seiner Niederlage gegen den Demokraten Joe Biden zum Sieger der Wahl in Georgia erklären zu lassen. Unter den Mitangeklagten ist Trumps ehemaliger Anwalt Rudy Giuliani und Trumps früherer Stabschef im Weißen Haus, Mark Meadows. Giuliani stellte sich am Mittwoch den Behörden in Atlanta, Meadows am Donnerstag.

Trump ist in diesem Jahr bereits vier Mal angeklagt worden, darunter zweimal wegen seiner Umtriebe nach der Wahl 2020. Bei der rechten Basis genießt er aber nach wie vor große Beliebtheit. Der Rechtspopulist führt Umfragen zu den Präsidentschaftsvorwahlen der Republikaner 2024 mit mehr als 40 Prozentpunkten Vorsprung auf seine Verfolger an. Der ersten Fernsehdebatte der republikanischen Präsidentschaftsbewerber blieb er deswegen am Mittwochabend fern.

"Es ist so dumm"

Vor dem Gefängnis in Atlanta versammelten sich Anhänger des Ex-Präsidenten. "Ich bin hier, um Präsident Trump zu unterstützen", sagte Ken Peters aus dem Bundesstaat Tennessee. "Er wird auf lächerliche Art und Weise Woche für Woche angeklagt. Es ist so dumm. Sie wollen ihren politischen Gegner ins Gefängnis werfen, das ist wie in der Dritten Welt." Dagegen forderte eine Demonstrantin eine Festnahme Trumps und warf dem Ex-Präsidenten "eklatante Lügen" vor. Viele Polizisten sicherten die Umgebung des Gefängnisses.

Trump nahm derweil vor dem Gefängnistermin Änderungen an seinem Anwaltsteam vor. Er heuerte den erfahrenen Strafverteidiger Steven Sadow aus Atlanta als Chefverteidiger an und trennte sich laut Medien von seinem Anwalt Drew Findling. Die Anklageverlesung wird zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen, vorgesehen ist die Woche ab dem 5. September. Über einen Termin für den Prozessbeginn gibt es derzeit Auseinandersetzungen zwischen Staatsanwaltschaft und Verteidigung. Staatsanwältin Fani Willis hatte kürzlich den 4. März 2024 beantragt. Das wäre nur einen Tag vor dem als "Super Tuesday" bekannten Wahltag, an dem in mehr als einem Dutzend Bundesstaaten Präsidentschaftsvorwahlen stattfinden.

Trump ist von der Justiz in Atlanta und von der Bundesjustiz wegen seiner Versuche angeklagt worden, den Wahlausgang 2020 zu kippen. Eine weitere Anklage durch die Bundesjustiz gab es in der Affäre um Geheimdokumente, die Trump zum Ende seiner Amtszeit Anfang 2021 aus dem Weißen Haus in sein Privatanwesen Mar-a-Lago im Bundesstaat Florida mitgenommen hatte. Bereits Ende März war Trump außerdem von der New Yorker Justiz wegen einer Schweigegeldzahlung an die Pornodarstellerin Stormy Daniels vor der Präsidentschaftswahl 2016 angeklagt worden.

Quelle: ntv.de, mau/AFP/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen