Schutzschild für Flucht nach Mossul UN: IS verschleppt Tausende Zivilisten
08.11.2016, 18:44 Uhr
Der IS missbraucht Zivilisten auf seiner Flucht häufig als menschliche Schutzschilde.
(Foto: AP)
Als irakische Truppen Hammam al-Alil nahe der IS-Hochburg Mossul einnehmen, kehren viele Einwohner in die Ortschaft zurück. Doch für einige kommt die Hilfe zu spät: Nach UN-Angaben missbraucht der IS viele Familien als menschliche Schutzschilde.
Der Islamische Staat hat auf seiner Flucht aus der irakischen Stadt Hammam al-Alil nach UN-Angaben Tausende Zivilisten verschleppt. IS-Kämpfer hätten 1500 Familien gezwungen, mit ihnen zum Flughafen von Mossul zu ziehen, sagte die Sprecherin des UN-Menschenrechtsbüros, Ravina Shamdasani.
Am Montag hatten irakische Truppen die Ortschaft im Zuge einer Großoffensive unter ihre Kontrolle gebracht. Bewohner, die vor den Kämpfen geflohen waren, kehrten daraufhin in die Ortschaft zurück.
Die Familien wurden nach UN-Angaben dagegen bereits am Freitag zum Flughafen von Mossul verschleppt. Die Vereinten Nationen hatten zuvor davor gewarnt, der IS könnte Zivilisten entführen, um sie bei Kämpfen als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen.
Auch Sicherheitskräfte entführt
Weiterhin sollen IS-Kämpfer westlich von Mossul mindestens 295 ehemalige Mitglieder der irakischen Sicherheitskräfte entführt haben. Shamdasani erklärte, knapp 200 der Männer seien zwischen dem 1. und dem 4. November aus verschiedenen Dörfern um Tal Afar entführt worden. In der Nacht des 3. November habe der IS mindestens hundert Ex-Offiziere aus dem Dorf Mawaly entführt. "Das Schicksal all dieser Menschen ist derzeit unklar."
Zu den Berichten der irakischen Armee vom Montag konnte Shamdasani keine Angaben machen. Das Oberkommando der Streitkräfte hatte nach der Rückeroberung von Hammam al-Alil erklärt, "100 Leichen von Zivilisten mit abgetrennten Köpfen" gefunden zu haben.
Ermittler untersuchen Massengrab
Irakische Ermittler begannen in der Ortschaft mit Untersuchungen an dem Massengrab, einer Landwirtschaftsschule. Leichenteile waren zwischen zurückgelassenem Müll zu sehen. Viele der Ermittler verbargen wegen des Gestanks ihre Gesichter hinter Tüchern. Der Leiter des Einsatzzentrums, Mohammed Taher al-Tamimi erklärte, die Opfer hätten verbundene Augen gehabt. Einigen Leichen fehle der Kopf, andere seien zerstückelt.
Irakische Einheiten und kurdische Peschmerga-Kämpfer hatte ihre Offensive auf Mossul am 17. Oktober gestartet. Seitdem haben sie mehrere Orte in der Umgebung der Stadt eingenommen. Am Dienstag brachten die Peschmerga die Stadt Baschika nach Angaben der kurdischen Regionalverwaltung vollständig unter ihre Kontrolle. Irakische Elitekämpfer drangen in östliche Stadtviertel von Mossul vor.
Quelle: ntv.de, chr/AFP