"Mach ihm die Hölle heiß, John" US-Republikaner McCain leidet an Hirntumor
20.07.2017, 06:38 Uhr
Der Republikaner John McCain kämpft gegen den Krebs.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der Republikaner John McCain gilt als Urgestein des US-Senats. In seinen 30 Jahren als Senator hat er sich auch den Respekt der Demokraten erarbeitet. Nun ist bei dem 80-Jährigen Krebs diagnostiziert worden.
Amerika bangt um John McCain: Der republikanische Senator und frühere US-Präsidentschaftskandidat leidet an einem Hirntumor. Das Krebsgeschwür sei vollständig entfernt worden, teilte sein Büro mit. Ärzte entdeckten die Geschwulst bei einer Operation, der sich der 80-Jährige am vergangenen Freitag wegen eines Blutgerinnsels über dem Auge unterziehen musste. Das teilte die behandelnde Klinik in McCains Heimatstaat Arizona mit.
Der republikanische Senator zählt zu den prominentesten Mitgliedern des US-Kongresses und hat sich über die Parteigrenzen hinweg hohen Respekt erworben. So trafen auch sofort nach Bekanntwerden der Nachricht über seine Erkrankung dutzende Genesungswünsche aus allen politischen Lagern ein. Präsident Donald Trump wies in einer schriftlichen Mitteilung darauf hin, dass McCain immer "ein Kämpfer" gewesen sei. Er und First Lady Melania beteten für ihn: "Werde schnell gesund." Ähnlich äußerte sich Trumps demokratischer Amtsvorgänger Barack Obama: "John McCain ist ein amerikanischer Held und einer der mutigsten Kämpfer, die ich jemals gekannt habe. Der Krebs weiß nicht, mit wem er es hier zu tun hat. Mach ihm die Hölle heiß, John."
Kombination aus Chemotherapie und Strahlung möglich
In der Erklärung der Mayo-Klinik in Phoenix heißt es, dass es sich um ein Glioblastom handelt. McCain und seine Familie berieten nun mit den Ärzten über mögliche Behandlungsoptionen. Diese könnten eine Kombination aus Chemotherapie und Strahlung beinhalten. "Die Ärzte des Senators sagen, dass er sich von der Operation 'erstaunlich gut' erholt und seine zugrundeliegende Gesundheit exzellent ist", hieß es. Auch McCain sei "guter Dinge" und "zuversichtlich, dass eine künftige Behandlung wirksam sein wird". Bisher war angenommen worden, dass sich der Republikaner einige Tage lang daheim von seiner Blutgerinnsel-Operation erholt und dann nach Washington zurückkehrt.
McCain gehört zu den einflussreichsten US-Republikanern. Sein Ansehen beruht nicht zuletzt auf seiner Teilnahme am Vietnam-Krieg. Dabei war McCain 1967 in Gefangenschaft geraten und gefoltert worden und erst nach rund fünf Jahren wieder frei gekommen. McCain ist seit 30 Jahren Senator und hat sich im Laufe der Zeit den Ruf eines "Maverick" erworben - eines Mannes, der der Parteiräson nicht immer folgt und auch unbequeme Meinungen vertritt. So hat er sich zusammen mit seinem Parteikollegen und persönlichen Freund Lindsey Graham zu einem der schonungslosesten republikanischen Kritiker von Präsident Trump entwickelt - besonders mit Blick auf dessen außenpolitische Vorstellungen und den Kurs gegenüber Russland.
McCain unterlag 2008 als Präsidentschaftskandidat
McCain ist auch ein strikter Gegner von Foltermethoden in Verhören von Terrorverdächtigen. So hat er sich wiederholt gegen Waterboarding - simuliertes Ertränken - ausgesprochen, das nach den Anschlägen vom 11. September 2001 in geheimen CIA-Gefängnissen wiederholt angewendet wurde. 2008 trat McCain als Präsidentschaftskandidat gegen Obama an und wählte - ein spektakulärer Schritt - die auf der nationalen Bühne völlig unerfahrene Gouverneurin von Alaska, Sarah Palin, als Vize-Kandidatin. Das Duo verlor.
McCains Tochter Meghan erklärte via Twitter, die Familie sei schockiert über die Diagnose. Ihr Vater sei "derjenige, der am zuversichtlichsten und ruhigsten ist", schrieb Meghan McCain weiter auf Twitter. "Er ist die zäheste Person, die ich kenne. Der Krebs mag ihm auf verschiedene Weise zusetzen. Aber er wird ihn nicht zum Aufgeben bringen. Nichts hat das jemals getan." McCain war bereits im Jahr 2000 an Hautkrebs erkrankt und operiert worden, konnte die Erkrankung aber überwinden.
Quelle: ntv.de, ara/dpa/AFP/rts