Politik

Der Kriegstag im Überblick Ukraine: Großteil angreifender Raketen abgefangen - Getreideexporte gehen ohne Russland weiter

Auf dem vom russischen Verteidigungsministerium veröffentlichten Foto feuert ein russisches Kriegsschiff einen Marschflugkörper auf ein nicht näher genanntes Ziel in der Ukraine ab.

Auf dem vom russischen Verteidigungsministerium veröffentlichten Foto feuert ein russisches Kriegsschiff einen Marschflugkörper auf ein nicht näher genanntes Ziel in der Ukraine ab.

(Foto: dpa)

Russland greift erneut ukrainische Städte massiv aus der Luft an und trifft wichtige Infrastruktur. In der Hauptstadt Kiew fällt zwischenzeitlich die Wasserversorgung aus. Die Ukraine will jedoch einen Großteil der angreifenden Raketen und Marschflugkörper abgeschossen haben. Unterdessen droht sich die Lage rund um die ukrainischen Getreideexporte zuzuspitzen. Nach dem Ausstieg Russlands aus dem Getreideabkommen will die Ukraine die Transporte über das Schwarze Meer fortsetzen - Moskau will das jedoch ohne Inspektionen nicht zulassen. Der 250. Kriegstag im Überblick.

Russland greift Kiew und weitere Großstädte an

Russland hat im morgendlichen Berufsverkehr wieder zahlreiche ukrainische Städte mit Raketen beschossen - darunter die Hauptstadt Kiew. Im ganzen Land gab es Luftalarm, die ukrainische Flugabwehr war aktiv, wie die dortigen Behörden mitteilten. Bei den Angriffen wurde erneut wichtige Infrastruktur getroffen. Tote oder Verletzte wurden zunächst nicht gemeldet. Russland hatte erklärt, besonders die Energie-Infrastruktur des Nachbarlands ins Visier zu nehmen. Die Ukraine spricht von "Energieterror".

Die Angriffe mit mehr als 50 Marschflugkörpern und Raketen hatten nach ukrainischen Angaben auf sieben Gebiete gezielt, darunter Charkiw, Saporischschja und Kirowohrad. 44 der Geschosse konnten demnach abgefangen werden. Unabhängig überprüfen ließen sich die Angaben nicht.

Selenskyj telefoniert mit Scholz - und dankt für Luftabwehr

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj dankte Deutschland auf Twitter für die Unterstützung bei der Luftabwehr. "Hatte ein Telefonat mit Bundeskanzler Olaf Scholz. Informierte über Raketenterror durch RF." Mit "RF" ist die Russische Föderation gemeint. Er sei Deutschland dankbar "für die bereitgestellte Luftabwehr", schrieb Selenskyj weiter. "Wir müssen einen Luftschutzschild über der Ukraine aufbauen."

Kiew teils ohne Wasserversorgung nach Raketentreffer

In der ukrainischen Hauptstadt fielen durch russische Raketentreffer große Teile der Wasserversorgung aus. Bürgermeister Vitali Klitschko berichtete in einer Mitteilung auf Telegram davon, dass 80 Prozent der Verbrauchsstellen betroffen seien. Fachleute bemühten sich, den Schaden möglichst schnell zu beheben. Der Ausfall der Wassersysteme hing den Angaben zufolge mit Schäden an der Stromversorgung zusammen. Klitschko schrieb, 350.000 Haushalte seien auch ohne Strom.

Russisches Raketenteil trifft Dorf in Republik Moldau

Bei den Luftangriffen auf die Ukraine stürzten Teile einer abgeschossenen russischen Rakete in ein grenznahes Dorf im Norden der Republik Moldau, wie das Innenministerium mitteilte. In einigen Häusern des Ortes Naslavcea seien Fenster geborsten, Verletzte gebe es nach ersten Erkenntnissen nicht. Nach ukrainischen Militärangaben sollte die russische Rakete das etwa zehn Kilometer entfernte Wasserkraftwerk am Fluss Dnister bei Nowodnistrowsk treffen. Die ukrainische Luftabwehr habe die Rakete im Anflug abgeschossen. Das Verteidigungsministerium der Republik Moldau bestätigte, dass die russische Rakete nicht den moldauischen Luftraum verletzt habe.

Moskau schickt Reservisten schlecht ausgerüstet an Front

Russland schickt nach Einschätzung britischer Militärexperten Reservisten oft nur mit schlechter Ausrüstung an die Front. "Im September zeigten sich russische Offiziere besorgt darüber, dass einige frisch mobilisierte Reservisten ohne Waffen in der Ukraine eintrafen", hieß es in einem Bericht, den das Verteidigungsministerium in London veröffentlichte. Fotos legten auch nahe, dass Reservisten mit veralteten Waffen ausgestattet wurden, die wegen schlechter Lagerung kaum noch zu benutzen sein dürften.

Großbritannien warnt Russland vor Atomwaffeneinsatz

Großbritannien warnte den russischen Präsidenten Wladimir Putin für den Fall eines Einsatzes von Atomwaffen in der Ukraine vor schwerwiegenden Konsequenzen. Ein solcher Schritt würde die Art des Konflikts verändern, sagte Außenminister James Cleverly vor Abgeordneten in London. "Kein anderes Land spricht über den Einsatz von Atomwaffen. Kein Land bedroht Russland oder Präsident Putin", erklärte der Minister. "Er sollte sich darüber im Klaren sein, dass für Großbritannien und unsere Verbündeten jeder Einsatz von Atomwaffen den Charakter des Konflikts verändern würde. Das hätte schwerwiegende Konsequenzen für Russland."

Zudem forderte Cleverly Russland auf, die Getreideexporte aus der Ukraine über das Schwarze Meer nicht zu behindern. Die "zunehmend verzweifelten Äußerungen" der russischen Führung dienten dazu, von den stockenden Kriegsanstrengungen abzulenken.

Ukrainische Getreideexporte gehen weiter

Trotz der Aussetzung des Getreideabkommens durch Russland gehen die Exporte aus der Ukraine über das Schwarze Meer vorerst weiter. Mehrere Frachter setzten sich von der ukrainischen Schwarzmeerküste Richtung Istanbul in Bewegung, wie Schiffsortungsdienste zeigten. Darunter sind nach Angaben der Vereinten Nationen mit Weizen, Sojabohnen und Erbsen beladene Schiffe. Sie fahren damit ohne Zustimmung Russlands durch einen Seekorridor, der laut Abkommen nicht angegriffen werden darf.

Moskau: Keine Passage ohne Inspektion

Russland jedoch will weitere Exporte über das Schwarze Meer nicht zulassen. Die Vereinbarung könne "nicht ohne uns umgesetzt werden", sagt der russische UN-Botschafter Wassili Nebensja bei einer Sitzung des UN-Sicherheitsrates in New York. Gleichzeitig könne Moskau "eine ungehinderte Passage von Schiffen ohne unsere Inspektion nicht zulassen", sagte Nebensja.

Das russische Verteidigungsministerium teilte im Onlinedienst Telegram mit, dass es "Zusagen" von der Ukraine erwarte, den für Getreideexporte vorgesehenen Korridor "nicht für militärische Zwecke zu nutzen". Die Sicherheit "von irgendetwas in diesem Gebiet" könne nicht gewährleistet werden, solange die Ukraine diesbezüglich "keine zusätzlichen Verpflichtungen" eingehe.

Die Vereinbarung über ukrainische Getreideexporte war im Juli von den Vereinten Nationen (UN) und der Türkei vermittelt worden. Russland hatte sie am Samstag ausgesetzt und dies mit ukrainischen Drohnenangriffen auf seine Schwarzmeerflotte auf der Halbinsel Krim begründet.

UN: Keine Getreidefrachter in Drohnenangriff auf Flotte involviert

Die UN jedoch schließen eine Beteiligung von Getreidefrachtern an dem angeblichen Drohnenangriff auf Schiffe der russischen Schwarzmeerflotte aus. Getreidefrachter, die im Rahmen des UN-Abkommens unterwegs gewesen seien, seien nicht involviert gewesen, sagt UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths.

Millionen Tonnen über alternative Korridore exportiert

Mehr als 14 Millionen Tonnen Agrargüter aus der Ukraine wurden nach EU-Angaben bislang über Handelswege exportiert, die nach Beginn des russischen Angriffskriegs ausgebaut worden waren. Hinzu kommen 15 Millionen Tonnen an Gütern, die nicht aus dem Landwirtschaftssektor stammen, wie ein Sprecher der Brüsseler Behörde sagte. Als Beispiele nannte er Eisen und Stahl. Die sogenannten Solidaritätskorridore waren im Mai eingerichtet worden. Dahinter steckt vor allem ein Konzept, bestehende Handelswege auszuweiten, um Alternativen zu Ausfuhren über das Schwarze Meer zu etablieren.

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Quelle: ntv.de, kst/dpa/rts/AFP

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