Politik

Russischem Alleingang zum Trotz Zwölf Getreidefrachter verlassen Ukraine

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Am Wochenende verkündet der Kreml, dass Russland das Getreidelieferabkommen auf unbestimmte Zeit aussetzt. Das wollen die anderen Vertragspartner, allen voran die Ukraine, nicht akzeptieren. Zu Wochenbeginn schafft Kiew Fakten: Die Schiffe legen ab.

Trotz des von Russland ausgesetzten Getreidelieferabkommens haben nach Angaben der Ukraine zwölf Schiffe von ihren Schwarzmeer-Häfen abgelegt. Das teilte das Infrastrukturministerium in Kiew mit. Russland sei über die Wiederaufnahme der Schiffslieferungen informiert worden. Ein Sprecher der Vereinten Nationen erklärte, dass die im Rahmen des Abkommens vereinbarten Inspektionen der Frachter wiederaufgenommen worden seien. Ein erstes Schiff habe bereits die Freigabe zur Weiterfahrt erhalten.

Die Militärverwaltung der Hafenstadt Odessa teilte mit, an Bord der ausgelaufenen Frachter befinde sich eine Rekordmenge von 354.500 Tonnen Agrarprodukten. Laut dem internationalen Koordinierungszentrum in Istanbul, das für die Überwachung des Abkommens zuständig ist, sollen neben den zwölf Frachtschiffen in Richtung Türkei im Laufe des Tages vier weitere in Richtung Ukraine aufbrechen.

Als Reaktion auf massive Drohnenangriffe auf die russische Schwarzmeerflotte auf der Halbinsel Krim hatte Russland am Wochenende die Vereinten Nationen und die Türkei informiert, dass es das Abkommen auf unbestimmte Zeit aussetzen werde. Moskau machte die Ukraine für die Angriffe verantwortlich.

Das im Juli geschlossene Abkommen galt als zentraler Beitrag zur Milderung der vom russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine ausgelösten globalen Ernährungskrise. Zivile Frachtschiffe dürften weder als "militärisches Ziel noch Geisel" missbraucht werden, erklärte der UN-Koordinator für die Getreideinitiative, Amir M. Abdulla, auf Twitter. "Die Lebensmittel müssen weitergeleitet werden."

Lambrecht: Russland setzt "wieder Hunger als Waffe ein"

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Verteidigungsministerin Christine Lambrecht verurteilte die Abkehr Russlands von der Vereinbarung. "Ich begrüße ausdrücklich, dass sich die Vereinten Nationen um eine schnelle Lösung und die Wiederaufnahme der Lieferungen bemühen. Die Ärmsten der Armen dürfen nicht zu Geiseln von Putins Großmachtfantasien gemacht werden", sagte die SPD-Politikerin.

Dass der russische Präsident Wladimir Putin das Abkommen ausgesetzt habe, sei an Zynismus kaum zu überbieten. "Russland setzt zusätzlich zu seinem brutalen Angriffskrieg gegen die Ukraine nun auch wieder den Hunger als Waffe ein. Das ist vollkommen inakzeptabel."

Quelle: ntv.de, fzö/rts/AFP/dpa

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