Mit 200.000 russischen Soldaten Ukraine erwartet neue Großoffensive auf Kiew
16.12.2022, 10:20 Uhr
Die russische Teilmobilmachung soll die Verluste in der Ukraine ausgleichen. In Kiew ist man sich sicher, dass noch mehr dahinter steckt. Im nächsten Jahr könnte Russland einen Versuch starten, die ukrainische Hauptstadt einzunehmen.
Die ukrainische Militärführung rechnet bereits im Januar mit einer neuen russischen Offensive, in deren Rahmen auch ein zweiter Versuch zur Eroberung der Hauptstadt Kiew geplant sei. Der Vormarsch könne vom Donbass im Osten des Landes, vom Süden oder dem benachbarten Belarus ausgehen, sagten die Generäle Walery Saluschnij und Olexandr Syrskij in Interviews mit dem englischen Wirtschaftsmagazin "The Econonomist". "Die Russen bereiten etwa 200.000 Soldaten auf den Einsatz vor. Ich habe keinen Zweifel daran, dass sie es wieder auf Kiew abgesehen haben", zitierte das Magazin Saluschnij.
Der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow äußerte sich gegenüber der Zeitung "The Guardian" ähnlich. Es gebe immer mehr Beweise, dass Russland eine neue Offensive vorbereite. Sie könne für Februar geplant sein, wenn die Hälfte der im Rahmen der Teilmobilmachung eingezogenen 300.000 Männer ihr Training absolviert hätten.
Derweil wurden erneut mehrere ukrainische Städte angegriffen. In der Hauptstadt Kiew seien Explosionen zu hören gewesen, teilte Bürgermeister Vitali Klitschko bei Telegram mit. Er rief die Bewohner auf, sich in Sicherheit zu bringen. Die Metro fährt Klitschko zufolge nicht, die Stationen sollen als Notunterkünfte genutzt werden. Es gebe zudem Probleme bei der Wasserversorgung.
Nach Ansicht britischer Militärexperten setzt Russland aktuell noch zunehmend auf einen veralteten Stellungskrieg. Demnach errichten die russischen Truppen aufwendige Verteidigungsanlagen entlang der gesamten Frontlinie, mit einem Schwerpunkt auf dem nördlichen Sektor um die Stadt Swatowe im Oblast Luhansk. "Die russischen Konstruktionen folgen traditionellen militärischen Plänen zum Bau von Schützengräben, die seit dem Zweiten Weltkrieg weitgehend unverändert sind. Solche Konstruktionen sind wahrscheinlich anfällig für moderne, präzise indirekte Schläge", hieß es in der per Twitter verbreiteten Mitteilung.
Quelle: ntv.de, mba/AFP/rts