"Russen müssen Taktik ändern" Ukraine kann noch "in diesem Sommer" F-16-Kampfjets einsetzen
20.06.2024, 13:55 Uhr Artikel anhören
Der ukrainische Präsident Selenskyj durfte im Mai bereits in einem F-16-Kampfjet der dänischen Luftwaffe Probe Sitzen.
(Foto: AP)
In der Ukraine wird die F-16 als möglicher Gamechanger gesehen, aber bislang ist noch keiner der 80 versprochenen Kampfjets im Kriegsgebiet gestartet. Das soll sich noch diesen Sommer ändern - die Ausbildung von Piloten und Wartungspersonal nähert sich dem Ende.
Nach Verzögerungen bei der Auslieferung und der Ausbildung von Piloten und Bodenpersonal soll die Ukraine nach niederländischen Angaben im Sommer die ersten F-16-Kampfjets erhalten. Das berichtet der britische "Guardian". General Arnoud Stallmann, Befehlshaber der niederländischen Luftwaffe, sagte, er rechne damit, dass in diesem Sommer endlich F-16-Kampfjets in den Himmel über der Ukraine aufsteigen würden.
"Ungefähr in diesem Sommer wird es so weit sein", sagte er vor zwei ausgedienten F-16 in einem Hangar auf dem Stützpunkt, wo gerade ein Programm zur Schulung ukrainischer Luftwaffenausbilder in der Wartung der Jets zu Ende gegangen war.
Belgien, Dänemark, die Niederlande und Norwegen haben sich verpflichtet, der Ukraine zusammen etwa 80 F-16-Kampfjets aus US-amerikanischer Produktion zur Verfügung zu stellen, um die die ukrainische Luftwaffe seit mehr als einem Jahr bittet. Doch das Programm, mit dem die Flugzeuge in die Luft gebracht werden sollen, ist durch Verzögerungen bei der Lieferung und der Ausbildung beeinträchtigt worden.
"Es muss alles zusammenpassen"
Der General Stallmann sagte, dass die Ausbildung der Piloten und des Bodenpersonals für den Betrieb der Flugzeuge nicht einfach sei. "Nicht nur die Piloten müssen geschult werden, auch die Techniker und das Wartungspersonal benötigen eine gründliche Ausbildung. Wir bieten ein umfassendes Support-Training an, um sicherzustellen, dass sie die Flugzeuge effektiv warten können. Es muss also alles zusammenpassen", sagte er.
Die niederländische Verteidigungsministerin Kajsa Ollongren erklärte ebenfalls, dass die ersten Flugzeuglieferungen an die Ukraine in diesem Sommer erfolgen sollten, und wies die Kritik an den Verzögerungen zurück, die Berichten zufolge in Kiew wegen des Tempos der Pilotenausbildung aufgetreten sind. "Ich verstehe die ukrainische Position vollkommen, sie wollen es so schnell wie möglich machen. Wir machen das Projekt so schnell wie möglich, wir strapazieren unsere Kapazitäten wirklich", sagte Ollongren.
"Die F-16 sind wirklich viel komplizierter als die Systeme, die die ukrainische Luftwaffe bisher verwendet hat. Man kann nicht einfach mehrere Schritte überspringen, man muss jeden Schritt des Prozesses mitmachen, aber wir wollen sie auch so schnell wie möglich liefern", fügte sie hinzu. Die Ukraine könne die von den Niederlanden gespendeten Kampfjets für Angriffe innerhalb Russlands einsetzen, unter der Voraussetzung, der Einsatz erfolge zu Verteidigungszwecken und sei mit dem Völkerrecht vereinbar.
F-16 als möglicher Gamechanger
In der Ukraine werden die F-16 als möglicher Gamechanger gesehen. Anatolii Khrapchynskyi, ein Luftfahrtexperte und ehemaliger ukrainischer Militärpilot, sagte dem "Guardian": "Die Russen werden gezwungen sein, ihre Taktik zu ändern. Wir werden in der Lage sein, ihre Flugzeuge und Raketen effektiver ins Visier zu nehmen, und es wird für sie sehr schwierig sein, weiterhin gelenkte Gleitbomben einzusetzen, die sie aus 50 bis 70 km Entfernung abwerfen."
Russland hat in den letzten Wochen in großem Umfang Bomben gegen die Stadt Charkiw eingesetzt. Diese werden von Flugzeugen aus abgefeuert, die im russischen Luftraum bleiben. Zahlreiche ukrainische Quellen erklärten, F-16 würden die zweitgrößte Stadt der Ukraine vor diesen Waffen schützen. Mychailo Podoljak, ein Berater von Präsident Wolodymyr Selenskyj, sagte letzten Monat: "Gegen diese Waffen sind selbst Luftabwehrsysteme nicht so nützlich, nur die Luftfahrt. Die F-16 hat eine größere Reichweite als die russischen MiG- und Su-Flugzeuge."
Quelle: ntv.de, mba