Verstärkung in Süden und Osten Ukraine meldet "schnellen Rückzug" russischer Truppen
02.04.2022, 12:58 Uhr
Die Stadt Bucha in der Nähe Kiews ist wieder unter ukrainischer Kontrolle
(Foto: REUTERS)
Nach wochenlangem Stillstand bewegen sich die Fronten in der Ukraine erheblich. Ukrainischen Angaben zufolge beschleunigen die russischen Truppen ihren Rückzug aus dem Norden. Wichtige strategische Orte sind wieder unter ukrainischer Kontrolle. Kiew zufolge will Russland seine Angriffe an anderer Stelle verstärken.
Die ukrainische Regierung beobachtet nach eigenen Angaben einen "schnellen Rückzug" der russischen Streitkräfte im Norden des Landes. Die Angreifer würden in den Regionen von Kiew und Tschernihiw zurückfallen, sagte Michailo Podoljak, ein Berater von Präsident Wolodymyr Selenskyj. Moskaus Ziel sei dabei offensichtlich: Es wolle seine Truppen "nach Osten und Süden zurückziehen und dort die Kontrolle über große besetzte Gebiete behalten".
Die russische Seite hatte zu Beginn der Woche nach Gesprächen in Istanbul zugesagt, ihre Angriffe auf Kiew und Tschernihiw zu verringern, und dies als Zugeständnis in den Verhandlungen dargestellt. Ukrainische und westliche Vertreter prangerten allerdings kurz darauf ein Täuschungsmanöver an. Moskaus Ziel sei es, "im Osten und im Süden Fuß zu fassen und seine Bedingungen hart zu diktieren", sagte Podoljak. Die Ukraine brauche nun "schwere Waffen", um in besetzte Gebiete in diesen Regionen vorzustoßen "und die Russen so weit wie möglich zurückzudrängen".
Der ukrainische Generalstab teilte mit, dass russische Truppen aus der Sperrzone um das ehemalige Atomkraftwerk Tschernobyl und aus den angrenzenden Gebieten in Belarus zurückgezogen würden. Sie sollten augenscheinlich in das russische Gebiet Belgorod verlegt werden, um von dort aus nach Charkiw vorzustoßen.
Die militärischen Angaben beider Seiten sind kaum überprüfbar. Das britische Verteidigungsministerium hat nach eigenen Angaben jedoch Informationen, die die ukrainische Darstellung weitgehend stützen. Die ukrainische Armee rückt demach in der Nähe der Hauptstadt Kiew weiter auf russische Truppen vor, die auf dem Rückzug sind. Laut den britischen Geheimdiensterkentnissen dauern auch Versuche der Ukrainer an, am nordwestlichen Rand der Hauptstadt von Irpin in Richtung Bucha und Hostomel vorzustoßen.
Vom wichtigen Frachtflughafen Hostomel, der seit Beginn des Krieges am 24. Februar umkämpft ist, hätten sich die Russen inzwischen zurückgezogen, hieß es weiter. Auch entlang der östlichen Achse seien mehrere Dörfer von ukrainischen Einheiten zurückerobert worden, ebenso wie eine wichtige Straße in der Stadt Charkiw im Osten des Landes.
Quelle: ntv.de, mbo/rts/dpa