Eltern häufig machtlos Verfassungsschutz warnt vor Islamisierung auf Tiktok
21.04.2024, 16:22 Uhr Artikel anhören
Besonders Tiktok diene als "Brandbeschleuniger" in der Verbreitung islamistischer Inhalte, so der Brandenburger Verfassungsschutz.
(Foto: IMAGO/Hanno Bode)
Kurz nach dem Hamas-Angriff filmen sich Islamisten beim Gebet vor dem Brandenburger Tor. Mit solchen Inszenierungen für die sozialen Medien werben Islamisten um junge Menschen. So erfolgreich wie in keinem anderen Netzwerk verbreiten Islamisten ihre Inhalte auf Tiktok, so der Brandenburger Verfassungsschutz.
Der Brandenburger Verfassungsschutz hat vor einer "Tiktokisierung des Islamismus" durch eine neue Generation jüngerer salafistischer Prediger gewarnt. Seit 2021 hätten sich radikale Influencer wie Ibrahim El Azzazi oder Abul Baraa zu Stars der islamistischen Szene entwickelt, die mit Kurzvideos auf der Plattform Tiktok längst "ein jugendliches Millionenpublikum im deutschsprachigen Raum" erreichten, analysierte das Landesinnenministerium.
Zwar sei die Nutzung von sozialen Netzwerken durch Islamisten kein neues Phänomen, betonte die Behörde. Jedoch weise Tiktok aufgrund seiner durch Algorithmen gesteuerten Videovorschläge ein besonders hohes "Suchtpotenzial" auf. Der vermehrte Konsum sowie der ungesteuerte Algorithmus hätten "zu einer enormen Dynamisierung" geführt und sich als "Brandbeschleuniger" für Radikalisierung erwiesen. Setzten dabei auch Rechts- und Linksextremisten auf die beliebte Plattform, spiele sie bei der Verbreitung islamistischer Inhalte eine "zentrale Rolle", teilte das Ministerium in seiner Einschätzung mit.
Als jüngstes Beispiel verwies der Verfassungsschutz auf eine inszenierte Gebetsaktion vor dem Brandenburger Tor in Berlin, welche nach dem Angriff der radikalislamischen Hamas auf Israel veröffentlicht wurde. Aufnahmen dieser trotz eines behördlichen Verbots abgehaltenen Versammlung seien eigens für die sozialen Medien inszeniert worden und in der islamistischen Szene wie auch unter Islamfeinden "viral" gegangen.
Islamist zur "Autorität in Islamfragen" aufgestiegen
Baraa und andere Prediger inszenierten sich in ihren Videos betont jugendgerecht und setzten etwa auf demonstrativ zur Schau gestellte Nähe zu "Influencern, Rappern oder arabischen Clan-Größen". Ihr strategisch ausgefeilter Content wirke zwar für Außenstehende "auf den ersten Blick unverfänglich", fördere aber "bei Jugendlichen eine Entfremdung von der Mehrheitsgesellschaft sowie den Werten des demokratischen Rechtsstaats", führten die Verfassungsschützer aus.
Erschwerend komme hinzu, dass Eltern oder Lehrkräfte mit Tiktok selbst oft nicht vertraut seien und diese nicht nutzten. Islamisten hätten ihre Botschaften dadurch zuletzt weitgehend unbemerkt an ein immer jüngeres Publikum vermitteln können, hieß es in der vom Verfassungsschutz vorab veröffentlichten Mitteilung zum Landesverfassungsschutzbericht für 2023.
Baraa etwa habe sich mit seinen Tiktokvideos, die zusätzlich über weitere Plattformen wie Instagram und Youtube verbreitet würden, längst "zu einer Autorität in Islamfragen" im deutschsprachigen Raum entwickelt. Er selbst sei in einer Moschee im niedersächsischen Braunschweig aktiv, trete aber auch zusätzlich bundesweit als Gastprediger auf. In seinen Predigten fänden sich auch "teils antisemitische Stereotype", warnte die Behörde.
Quelle: ntv.de, gri/AFP