Anschlag in türkischer Grenzstadt? Viele Menschen sterben bei Explosion
20.07.2015, 14:13 Uhr
Die Explosion passierte im Garten eines Kulturzentrums.
(Foto: picture alliance / dpa)
Im türkischen Suruc sterben bei einer schweren Explosion mindestens 27 Menschen, etwa 100 werden verletzt. Die Behörden vermuten, dass ein Selbstmordattentäter des IS aus dem nahegelegenen Syrien sich in die Luft gesprengt hat.
Bei einer schweren Explosion in der nahe der nordsyrischen Stadt Kobane gelegenen türkischen Stadt Suruc sind offiziellen Angaben zufolge mindestens 27 Menschen getötet worden. Rund hundert Menschen seien verletzt worden, teilte das Innenministerium in Ankara mit.
Ein türkischer Regierungsvertreter bestätigte Medienberichte, wonach sich die Explosion im Garten eines Kulturzentrums in der Innenstadt von Suruc ereignete. Er nannte aber keine Opferzahl. Die Ursache für die Explosion ist noch unklar. Die Behörden gehen von einem Selbstmordanschlag der Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) aus. Die ersten Hinweise ließen darauf schließen, verlautete es aus der türkischen Führung.
Viele Syrer sind vor dem Krieg nach Suruc geflohen
Eine Abgeordnete der prokurdischen Partei HDP sagte, die lokalen Behörden ermittelten, ob es sich um einen Selbstmordanschlag gehandelt habe. Nach ihren Worten hatten sich Jugendliche vor dem Kulturzentrum versammelt, um von dort in die hinter der Grenze zu Syrien liegende Stadt Kobane zu fahren.
Augenzeugen berichteten, nach der Explosion sei ein Feuer ausgebrochen. Fernsehbilder zeigten, wie Krankenwagen zum Explosionsort rasten. In Suruc befindet sich eines der größten Flüchtlingslager für Syrer, die vor den Kämpfen in ihrem Land geflohen sind. In dem im Januar eröffneten Camp leben rund 35.000 Flüchtlinge.
Weitere Explosion in Kobane
Auch die Nachbarstadt Kobane ist kurze Zeit später von einer Explosion erschüttert worden. Über die Ursache gibt es unterschiedliche Angaben. Unklar ist auch, wer für die Explosion verantwortlich ist. Mindestens zwei Kämpfer der kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG) sollen ums Leben gekommen sein.
Die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte erklärte, die Kurdenmiliz YPG sei mit einer Autobombe angegriffen worden. Ein YPG-Sprecher sagte dagegen, es habe mehrere Explosionen bei der Beseitigung von Munition gegeben, die von IS-Kämpfern zurückgelassen worden sei.
Die überwiegend von Kurden bewohnte Stadt Kobane war im vergangenen Jahr monatelang Schauplatz heftiger Kämpfe, nachdem der IS dort eingerückt war. Im Januar zwangen kurdische Kämpfer mit Unterstützung von US-geführten Luftangriffen die IS-Kämpfer zum Rückzug. Die Türkei hatte kurdischen Kämpfern aus dem Irak gestattet, über ihr Staatsgebiet den Verteidigern Kobanis zu Hilfe zu kommen.
Ende Juni startete der IS eine neue Offensive, wurde aber nach nur zwei Tagen wieder aus der Grenzstadt vertrieben. Im Zuge der Offensive, die mit drei Selbstmordattentaten begann, töteten die Dschihadisten zahlreiche Zivilisten. Viele Verletzte aus Kobane wurden in Krankenhäusern in Suruc behandelt.
Quelle: ntv.de, hul/dpa/AFP/rts