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Nicht nur Scholz sagt der COP ab Wichtige Staatenlenker haben keine Zeit für Weltklimakonferenz

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"Wir sind auf dem Weg in den Ruin", sagte COP29-Präsident Babajew.

"Wir sind auf dem Weg in den Ruin", sagte COP29-Präsident Babajew.

(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)

Die UN-Klimakonferenz stellt die Weichen für den globalen Klimaschutz. Doch die diesjährige Ausgabe in Aserbaidschan meiden die führenden Staatenlenker mit großer Mehrheit, obwohl das zentrale Thema heikel ist. "Keine Klimakonferenz ist unter schlechteren Vorzeichen gestartet", sagen Teilnehmer.

Viele einflussreiche Staatenlenker bleiben der 29. UN-Klimakonferenz (COP29) in diesem Jahr fern. Für ein wichtiges zweitägiges Gipfelsegment hagelt es Berichten aus Aserbaidschan zufolge Absagen wichtiger Staats- und Regierungschefs. Aus Europa sind von den 20 führenden Industrie- und Schwellenländern (G20) demnach nur die Regierungschefs von Großbritannien (Keir Starmer) und Italien (Giorgia Meloni) in Baku vertreten. Von den übrigen G20-Staaten werden der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan und der saudi-arabische Kronprinz Mohammed bin Salman in Baku erwartet.

In dem Plenum halten ab morgen etwa Hundert Staats- und Regierungschefs Reden, um ihre Vision für einen globalen Klimaschutz vorzustellen oder anderweitig Impulse im Kampf gegen den Klimawandel zu geben. Bundeskanzler Olaf Scholz musste seinen Besuch allerdings kurzfristig wegen des Bruchs der Ampel-Koalition absagen. Der scheidende US-Präsident Joe Biden und Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron reisen ebenfalls nicht an. Auch der kommende Gastgeber, Brasiliens Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva, lässt sich in Baku vertreten.

Wer unterstützt den Globalen Süden?

Bei den zweiwöchigen Verhandlungen in Aserbaidschan geht es insbesondere um das schwierige Thema Klimafinanzierung. Zentrale Aufgabe der Delegationen aus fast 200 Ländern ist es, einen neuen Rahmen für die Zeit nach 2025 festzulegen. Bislang haben reiche Industrieländer mindestens 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr für die Förderung von Klimaschutz und Klimaanpassung zugesagt. Nach Meinung von Experten wäre künftig mindestens die zehnfache Summe - eine Billion Dollar pro Jahr - notwendig, um die Länder des Globalen Südens beim Klimaschutz und der Anpassung an die Folgen der Erderwärmung zu unterstützen.

Das Geld, vielfach rückzahlbare Kredite sowie privatwirtschaftliche Investitionen, fließt etwa in den Ausbau erneuerbarer Energien oder den Bau von Schutzdeichen. COP29-Präsident Muchtar Babajew sprach zum Auftakt der Veranstaltung von einem "Moment der Wahrheit".

China stellt sich quer

Überschattet wird die Veranstaltung in diesem Jahr vom Sieg von Donald Trump bei den Präsidentschaftswahlen in den USA. Der Milliardär glaubt nicht an den Menschen gemachten Klimawandel. Es wird erwartet, dass die USA unter ihm erneut aus dem Pariser Klimaabkommen aussteigen. Außerdem will Trump die Förderung von Erdöl und Erdgas im eigenen Land massiv ausweiten. "Keine Klimakonferenz ist unter schlechteren Vorzeichen gestartet", erklärte Martin Kaiser von Greenpeace Deutschland dazu.

Der bevorstehende Machtwechsel in Washington schränkt nicht nur den Handlungsspielraum der US-Delegation in Baku ein. Er führte in den vorausgegangenen Verhandlungen auch dazu, dass viele Länder eine abwartende Haltung einnahmen.

Zudem verzögerte sich der Beschluss der Agenda zum Konferenzauftakt stundenlang, weil China auch im Namen Brasiliens, Indiens und Südafrikas die Berücksichtigung einseitiger Handelsbarrieren mit Klimabezug forderte. Dieses Vorgehen der großen Schwellenländer richtet sich gegen die EU. Gleichzeitig drängen Deutschland und andere Industriestaaten darauf, dass sich künftig auch reiche Schwellenländer wie China und die Golfstaaten an den Klimahilfen beteiligen.

"Auf dem Weg in den Ruin"

In Baku geht es auch um die dringend notwendige Reduzierung der weltweiten Treibhausgasemissionen. "Wir sind auf dem Weg in den Ruin", sagte COP29-Präsident Babajew zum Auftakt der Konferenz. Die Weltmeteorologieorganisation (WMO) warnte in einem neuen Bericht, dass die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens "in großer Gefahr" sei. Demnach ist 2024 mit nahezu absoluter Sicherheit das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen - und der Zeitraum 2015 bis 2024 das wärmste Jahrzehnt.

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Das Pariser Abkommen sieht vor, die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Klimaforscher halten diese Grenze für "de facto längst gerissen". Gegenwärtig sei die Menschheit "auf einem Erwärmungspfad von etwa drei Grad".

An der Weltklimakonferenz nehmen dieses Jahr etwa 51.000 Menschen teil, deutlich weniger als vergangenes Jahr in Dubai. Die Verhandlungen sollen am Freitag kommender Woche enden, eine Verlängerung wie in den Vorjahren wäre aber keine Überraschung.

Quelle: ntv.de, chr/AFP

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