Politik

Zwangsarbeit auf Zwiebelfarm? AfD distanziert sich von ihrem Abgeordneten Dornau

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Der Bundesverband der AfD distanziert sich von den Beschäftigungsverhältnissen auf Jörg Dornaus Zwiebelfarm.

Der Bundesverband der AfD distanziert sich von den Beschäftigungsverhältnissen auf Jörg Dornaus Zwiebelfarm.

(Foto: imago images/ddbd)

Dem sächsischen AfD-Politiker Dornau wird vorgeworfen, Zwangsarbeiter auf seiner Zwiebelfarm in Belarus zu beschäftigen. Selbst seiner Partei missfällt diese Praxis. Sie distanziert sich und stellt Strafen in Aussicht.

Die AfD distanziert sich von der mutmaßlichen Arbeitsweise ihres Politikers Jörg Dornau. Die Partei bringt auch Strafen ins Spiel. "Sollten sich die gegen den sächsischen Landtagsabgeordneten Herrn Dornau erhobenen Vorwürfe hinsichtlich seines belarussischen Unternehmens als zutreffend erweisen, distanziert sich die AfD in aller Deutlichkeit von diesen Geschäftspraktiken und wird entsprechende Parteiordnungsmaßnahmen prüfen", teilte ein Sprecher des AfD-Bundesverbands der "Zeit" mit.

Dem Abgeordneten wird vorgeworfen, politische Häftlinge auf seiner Zwiebelfarm "Zybulka-Bel" in Belarus zu beschäftigen. Die Polizei bringe die Beschuldigten auf das Feld, wo sie ohne Schutzausrüstung den ganzen Tag lang Erntearbeit leisten müssten. Dies berichtete einer der willkürlich Verurteilten im Gespräch mit ntv und RTL.

Sergej Tscharnjak erklärte ntv, wie der Arbeitstag auf der Zwiebelfarm aussah.

Sergej Tscharnjak erklärte ntv, wie der Arbeitstag auf der Zwiebelfarm aussah.

(Foto: ntv)

"Wir haben bei der Arbeit keine Mahlzeiten erhalten. Morgens gab es im Straflager ein Frühstück. Und die nächste Mahlzeit war dann erst abends", erklärte Sergej Tscharnjak. "Wir sortierten die Zwiebeln der Größe nach und brachten die Eimer zu einem Lastwagen, der sie abholte." Theoretisch erhielt der Belarusse einen Lohn in Höhe von fünf Euro pro Tag. Doch das Gefängnis, in dem er weiterhin schlafen musste, zog seinen Angaben zufolge Kosten für die Verpflegung ab. Was nach den Abzügen übrig blieb, wurde dem Witwer, der sich inzwischen in Polen in Sicherheit wähnt, nie ausgezahlt.

Häftling überzeugt: "Natürlich wusste Dornau Bescheid"

Tscharnjak erinnerte sich, im Februar einen "großen, kräftigen, deutschen Glatzkopf" auf dem Feld gesehen zu haben. Er identifizierte den AfD-Politiker, als ntv Fotos von ihm zeigte. Für den Verurteilten steht fest, dass der Landtagsabgeordnete wissen muss, wer auf seinem Feld arbeitet: "Wie konnte er es nicht wissen? Sein Unternehmen hat eine Vereinbarung mit der Polizei. Die transportierte uns Arbeiter dorthin. Natürlich wusste er Bescheid", sagte er vor wenigen Tagen.

Rico Gebhardt von den Linken sagte im Landtag dazu: "Niemand kann einfach so in die Diktatur Belarus reisen und dort einen Landwirtschaftsbetrieb aufbauen, schon gar niemand aus Deutschland." Dornau hatte offenbar Kontakte, die dies ermöglichten, wie die ntv-Recherche belegt: Ende September 2020 traf er sich mit dem belarussischen Gouverneur Wladimir Karanik. Nur Tage später registrierte er das Unternehmen "Zybulka-Bel". Dass er daran beteiligt ist, zeigte er beim Sächsischen Landtag nicht an, weshalb kürzlich ein Ordnungsgeld in Höhe von 20.862 Euro verhängt wurde. Öffentlich äußerte sich Dornau zu den Vorwürfen bislang nicht.

Quelle: ntv.de, mpa

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