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Rampenlicht zum 77. Geburtstag Die Zeit läuft gegen Donald Trump

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Trump genießt es, wenn die Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet ist - auch dann, wenn er als erster Ex-Präsident in der Geschichte der USA von einem Bundesgericht angeklagt wird. Kurzfristig wird ihm der Prozess nutzen. Doch die lange Sicht sieht anders aus.

Heute, am 14. Juni, wird Donald Trump 77 Jahre alt. "Netter Geburtstag, oder?", rief er seinen Anhängern in seinem Golfclub in New Jersey zu. Den Tag mag er genießen, weil er aktuell so viel Aufmerksamkeit und Sendezeit bekommt wie niemand sonst. Aber das wird nicht so bleiben.

Der Name Donald Trump allein reicht nicht mehr, damit die US-Sender ihre Sendeplätze freiräumen. Nur wenn sie "noch nie dagewesen" oder "das erste Mal in der Geschichte des Landes" hinzufügen können, sind das die Superlative, die es für stundenlange Live-Berichterstattung braucht. Das war am Dienstag der Fall: Als erster ehemaliger Präsident der Vereinigten Staaten musste Trump sich vor einem Bundesgericht einer Anklage stellen.

Sein Flugzeug auf dem Parkplatz des Flughafens, seine Wagenkolonne, die sich durch Miami schlängelte, die Ein- und Ausfahrt des Gerichtsgebäudes und Reporter entlang der Route, wo sein Auto mutmaßlich für ein paar Sekunden vorbeifuhr - die Sender haben alles live gezeigt.

Eine solche Aufmerksamkeit ist ihm vermutlich auch sicher, wenn er wegen weiterer Delikte angeklagt wird. Unter anderem untersucht ein Sonderermittler seine Rolle beim Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021, in Georgia wird ermittelt, inwiefern ihm die Einflussnahme auf das Wahlergebnis nachzuweisen ist. Beides wäre jeweils ebenfalls das erste Mal, dass ein Ex-Präsident wegen derart schwerwiegender Delikte angeklagt würde.

Bei den Republikanern 61 Prozent für Trump

Doch die Mechanismen haben sich geändert. Es ist eine Spotlight-Aufmerksamkeit. Für einen Tag bestimmt er alles, danach kehren Sender, Nachrichtenseiten und Zeitungen zu einem Normalumgang mit dem 45. Präsidenten zurück. Und dennoch reicht es für eine Art Grundregel, die sich herausgebildet hat: je größer der Skandal, umso besser die Umfragewerte für Donald Trump.

Allein nach der Breaking News, dass er angeklagt wird, kamen wieder ein paar Prozentpunkte in den Umfragen hinzu. Im Kandidaten-Rennen der republikanischen Bewerber für die Präsidentschaftskandidatur ihrer Partei sieht der Sender ABC ihn mit 61 Prozent auf Platz 1, den Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, mit 23 Prozent auf 2, den Rest noch weiter abgeschlagen.

Je länger die Anklage, die Prozesse und die Berichterstattung über "das erste Mal in der Geschichte" oder "noch nie zuvor dagewesen" dauert, desto besser kann es für Trumps Zustimmungswerte sein und desto besser sind seine Chancen, die Vorwahlen der Republikaner 2024 zu gewinnen. Doch das ist nur der Anfang, denn je länger die Berichterstattung dauert, desto mehr Details kommen ans Licht.

Seine Fans stehen hinter ihm, daran wird sich nichts ändern. Aber die eigentliche Präsidentschaftswahl im Herbst nächsten Jahres wird vor allem durch Wechselwähler und bisher Unentschlossene entschieden. Und was Trump kurzfristig hilft, um Kandidat zu werden, könnte ihm langfristig bis zum Wahltag schaden, wenn immer mehr Details immer mehr Wechselwähler zur Erkenntnis bringen: Dieser Mann ist für mich nicht wählbar.

Quelle: ntv.de

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