Vulgäre Sprüche über Macht und Frauen Trump verliert die Wahl – aber nicht deswegen
08.10.2016, 16:23 Uhr
Trump sorgte schon für zu viele Eklats, um noch daran zu glauben, dass sie seine Anhänger wirklich verprellen könnten.
(Foto: dpa)
Ist er jetzt zu weit gegangen? Trumps Anhänger werden trotz seiner frauenverachtenden Sprüche zu ihm halten. Seine Kampagne wird wie gewohnt weitergehen. Die Chance zu gewinnen, hat er allerdings schon früher verspielt.
Einer der bemerkenswertesten Sätze aus Donald Trumps Kampagne hat weiterhin Bestand: Selbst wenn er jemanden mitten auf der Fifth Avenue in New York erschießen würde, würden seine Unterstützer weiter zu ihm stehen, sagte er Anfang des Jahres. Diese kühne Behauptung werden auch die widerwärtigen Sprüche über Macht, Sex und Frauen, die nun an die Öffentlichkeit gedrungen sind, nicht widerlegen.
Der Gedanke liegt zwar nahe, dass die besonders Frommen unter den angeblich so prüden Amerikanern, die für gewöhnlich für die Kandidaten der Republikaner stimmen, ihm seine unsäglichen Äußerungen nicht durchgehen lassen. Doch das trifft auf Trumps Anhänger nicht zu. Und es ist ja auch nicht so, dass dies Trumps erste frauenverachtenden Äußerungen wären.
Wie bei den Unterstützern von Pegida und der AfD in Deutschland ist für viele Trump-Anhänger Sexismus nur dann ein Problem, wenn es der Sexismus der anderen ist - der Muslime, der Ausländer, der Menschen, die ihrer verschrobenen Vorstellung von dem, was Amerika zu sein hat, entgegenstehen. Ansonsten verharren diese Leute eher in Familienbildern aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Mit Chauvinismus in all seinen Facetten haben sie keine echten Bauchschmerzen.
Außerdem sind es gerade derartige verbale Ausfälle, die Trump für eine Klientel attraktiv macht, für die politische Korrektheit ein Schimpfwort ist, die sich vollends vernachlässigt fühlen vom politischen Establishment. Schon als Trump den als heilig geltenden Kult um Kriegsveteranen mit Attacken auf John McCain angriff und die Eltern eines im Irak gefallenen Soldaten verhöhnte, behaupteten viele Kommentatoren fälschlicherweise, dass diese Patzer das Ende seiner Kampagne bedeuten würden.
Für die Republikaner gibt es keine Alternative zu Trump
Trumps Anhängern aber wird es auch dieses Mal reichen, dass er sich mit flapsigen Entschuldigungen aus der Affäre zieht oder seine Fehler durch die Verfehlungen anderer zu legitimieren versucht.
Ob die Financiers seiner Kampagne abspringen, weil sie um ihr Geschäft fürchten? Vielleicht einige. Doch dass sie dies nicht schon getan haben, als Trump pauschal alle Muslime oder die Zuwanderer aus Mexiko verunglimpfte, zeigt: Die Sorge wegen Politik Kunden zu verprellen, hält sich in Grenzen. In ernsthafter Gefahr ist Trumps Kampagne nicht. Deshalb wird er nicht aufgeben und das Feld etwa seinem Vize Mike Pence überlassen, zumal es viel zu kurzfristig wäre, ihn zu einem Kandidaten aufzubauen, der Hillary Clinton gefährlich werden könnte.
All das heißt aber noch nicht, dass Trump auch die Wahl gewinnen wird. Der Immobilienmilliardär macht seit jeher Wahlkampf allein für seine spezielle Klientel. Obwohl es nur noch ein paar Wochen bis zum Wahltag sind, hat er offensichtlich noch immer nicht kapiert, dass diese Klientel zwar groß genug ist, um ihn bis zum 8. November zu tragen, dass sie aber nicht groß genug ist, um ihm eine Mehrheit zu bescheren.
Trumps Wahlkampf verläuft wie die Diskussionen vieler Rechtspopulisten und Verschwörungstheoretiker im Netz: Sie bewegen sich in Blasen, in denen sich alle einig sind und das Gefühl unglaublicher Stärke entsteht. Tatsächlich hätte Trump seine Wählerschaft aber schon viel früher nachhaltig ausbauen müssen und erkennen, dass sich eine Wahl nicht gegen emanzipierte Frauen, gegen die größten Minderheiten im Land und gegen eine komplette Glaubensrichtung gewinnen lässt.
Quelle: ntv.de