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Nach "Bullshit"-Tirade im TV DFB lädt tobenden Gomez in Videokeller ein

Derzeit keine Freunde: Mario Gomez und die Schiedsrichter. Vor allem die Videoschiedsrichter hat der Stuttgarter Sturmroutinier auf dem Kieker.

Derzeit keine Freunde: Mario Gomez und die Schiedsrichter. Vor allem die Videoschiedsrichter hat der Stuttgarter Sturmroutinier auf dem Kieker.

(Foto: imago images/Jan Huebner)

Fünfmal bejubelt Ex-Nationalstürmer Mario Gomez in den vergangenen drei Zweitliga-Spielen ein Tor - um es dann per Videobeweis wieder aberkannt zu bekommen. Deshalb platzt ihm vor laufender Kamera mit deftiger Schiri-Kritik der Kragen. Der DFB reagiert - und bittet Gomez in den Videokeller.

Der erboste Ex-Nationalstürmer Mario Gomez soll sich nach seinem Rundumschlag gegen Videoassistenten einfach einmal selbst im Kölner Keller umschauen. "Wir haben bei uns heute Morgen spontan gesagt: Wir laden Mario Gomez gerne ein, wenn er Interesse hat. Er kann gerne mal zu uns ins Video-Assist-Center kommen und sich das Ganze mal anschauen", sagte Jochen Drees, Projektleiter Videobeweis beim Deutschen Fußball-Bund (DFB). "Wir können ihm gerne erklären, wie der Video-Assistent und die kalibrierte Linie funktionieren. Er kann sich auch selbst mal an eine Arbeitsstation setzen und Abseitssituationen bewerten. Er ist herzlich willkommen!"

Gomez hatte nach dem 1:1 seines VfB Stuttgart am Montagabend im Zweitliga-Spiel beim SV Darmstadt 98 darüber geklagt, dass in der 66. Minute erneut ein Tor von ihm wegen einer Abseitsstellung nicht anerkannt worden war. "Die Leute kommen ins Stadion, weil sie Tore sehen wollen. Und wenn wir jedes Mal wegen zwei Zentimetern zurückpfeifen - das ist ein Witz", schimpfte der 34-Jährige im TV-Sender Sky.
Derzeit liege so viel Druck "auf diesem bescheuerten Videobeweis", sagte der sichtlich aufgebrachte Gomez: "Das ist einfach so ein Bullshit!"

"Die kalibrierten Linien sind sehr genau"

Fünf Treffer bekam Mario Gomez zuletzt per Videobeweis aberkannt - weil er jeweils im Abseits gestanden hatte.

Fünf Treffer bekam Mario Gomez zuletzt per Videobeweis aberkannt - weil er jeweils im Abseits gestanden hatte.

(Foto: imago images/Sportfoto Rudel)

Es war bereits der fünfte Treffer von Gomez in den vergangenen drei Spielen, der zurückgenommen wurde. Drees verwies jedoch darauf, dass bei vier der fünf nicht anerkannten Tore - so auch in Darmstadt - der Linienrichter die Situation als Abseits bewertet hat und nicht vom Videoassistent in Köln korrigiert wurde. So gesehen hätten diese Treffer auch zu Zeiten, als es die technischen Hilfsmittel noch nicht gab, nicht gezählt. "Diese Vorgänge hatten also sehr wenig mit dem Videoassistenten zu tun, dieser hat die korrekten Entscheidungen auf dem Feld nur bestätigt", sagte der frühere Bundesliga- und Fifa-Referee Drees. Er habe Verständnis für den Ärger des Spielers, der möglichst viele Tore erzielen möchte, "aber ich sehe da kein Fehlverhalten vom Video-Assistenten oder vom Schiedsrichter-Assistenten auf dem Platz, das zu kritisieren wäre."

Drees betonte zudem: "Glauben Sie mir, auch Schiedsrichter leiten am liebsten Spiele, in denen viele Tore fallen." Bei der Abseitsbewertung gebe es aber keinen Ermessensspielraum. "Die kalibrierte Linie, die wir verwenden, ist die gleiche, wie sie die Fifa für die Weltmeisterschaft 2018 zertifiziert hat. Die kalibrierten Linien sind sehr genau", erklärte Drees. Die Prozesse würden dabei immer gleich ablaufen: "Der Video-Assistent hält zuerst den Moment des ersten Impulses auf den Ball fest, der beim Abspiel mit dem Fuß oder dem Kopf stattfindet. Die hochauflösenden Kameras produzieren bis zu 150 Bilder pro Sekunde. Das heißt, man hat eine sehr detaillierte Darstellung des entscheidenden Zeitpunktes."

Quelle: ntv.de, Ulrike John und Stephan Köhnlein, dpa

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