EM-Krimi ohne Happy-End Deutschland verpasst Medaille trotz großer Aufholjagd
28.01.2024, 16:37 Uhr
Schmerzhaftes Ende der Heim-EM: Deutschlands Handballer verpassen die Medaille.
(Foto: dpa)
Deutschlands Handballer beenden die Heim-EM ohne Medaille. Im Bronze-Duell gegen Schweden lässt das DHB-Team die große Chance auf Edelmetall in einer ganz schwachen ersten Halbzeit liegen. Eine furiose Aufholjagd wird knapp nicht belohnt.
Blech statt Bronze: Deutschlands Handballer haben bei ihrer Heim-EM das so wertvolle Medaillenspiel um Platz drei verloren. Die Mannschaft von Bundestrainer Alfred Gislason unterlag Schweden 31:34 (12:18) und verfehlte damit neben dem erträumten Edelmetall auch die direkte Qualifikation für die Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris. Zwei Tage nach der Halbfinal-Niederlage gegen Dänemark unterliefen dem unerfahrenen deutschen Team im Angriff zahlreiche Fehler, dazu erwischte der schwedische Torhüter Andreas Palicka einen Sahnetag.
"Wir haben in der ersten Halbzeit sehr schlecht geworfen", kritisierte der enttäuschte Gislason in der ARD, sprach aber "ein riesiges Kompliment" für den Kampfgeist im zweiten Durchgang aus: "Das war richtig gut, da waren wir mehrere Male dran." Gefrustet war auch Kapitän Johannes Golla: "Der vierte Platz ist sehr undankbar. Wir haben alles auf dem Spielfeld gelassen, aber am Ende hat es nicht gereicht. Deshalb ist die Enttäuschung groß."
Zwar steigerte sich Deutschland in der zweiten Halbzeit deutlich und kam dank einer furiosen Aufholjagd in der Schlussphase bis auf einen Treffer (54.) heran, doch im neunten Turnierspiel fehlten Kapitän Golla und seinen Mitspielern am Ende auch die Energie. Statt des erhofften Wintermärchens gab es die dritte Turnier-Niederlage hintereinander. Unter den 19.750 Zuschauern in der ausverkauften Lanxess Arena machte sich Katerstimmung breit, die EM-Party endete mit einer Enttäuschung.
Jetzt gibt's den Umweg nach Paris
Linkshänder Renars Uscins war mit acht Treffern der beste deutsche Werfer. Beim entthronten Titelverteidiger Schweden trafen Rückraumspieler Felix Claar (8) und Außen Sebastian Karlsson (7) am häufigsten. Statt Planungssicherheit zu haben, muss Deutschland nun den Umweg über ein Olympia-Qualifikationsturnier gehen, um im kommenden Sommer in Paris dabei zu sein. Die deutschen Gegner Mitte März sind Kroatien, Österreich und Algerien. Die besten zwei Teams lösen das Paris-Ticket.
"Wir wissen, dass wir gegen Schweden zwei solide Halbzeiten bringen müssen, so wie gegen Dänemark die erste war. Es geht um viel, es geht um die Olympia-Quali und um vieles andere", hatte Gislason vor dem Spiel in der ARD gesagt. Die Hoffnung des Isländers erfüllten sich anfangs überhaupt nicht: Der Halbfinal-Knockout schien dem deutschen Team noch mächtig in den Knochen zu stecken.
Andreas Wolff, der als bester Torhüter zusammen mit Juri Knorr (bester Mittelmann) ins Allstar-Team der EM gewählt und dafür vor dem Spiel geehrt wurde, begann die Partie zwar mit einer bärenstarken Parade im Gegenstoß des Schweden Sebastian Karlsson. Doch offensiv baute Deutschland kaum Druck auf und fand selten Durchkommen. Vor den Augen von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier setzten sich die pfeilschnellen Schweden vor allem durch Gegenstöße zunächst bis auf vier Tore ab - 4:8 (12.). Erst ein Kempa-Trick, vollendet durch Philipp Weber, beendete eine fast vierminütige Phase ohne deutschen Treffer.
Notfall auf den Tribünen sorgt für Unterbrechung
Das Angriffsspiel blieb allerdings auch in der Folge zäh und voller Fehler. Als die Partie nach rund einer Viertelstunde sechseinhalb Minuten wegen eines medizinischen Notfalls unterbrochen war, trommelte Gislason seine Mannschaft zusammen und redete auf sie ein. Deutschland lief jedoch weiter hinterher. Gislason gönnte dem unglücklichen Knorr auf der Mitte nun eine Pause und brachte David Späth im deutschen Tor für Wolff. Ohne Erfolg - beim 7:14 (22.) wuchs der Rückstand erstmals auf sieben Tore an.
"Uns fehlt ein bisschen die Durchschlagskraft im Angriff. Dazu scheitern wir dann mit freien Würfen zu oft an Palicka", analysierte der verletzt fehlende Nationalspieler Patrick Groetzki treffend in der ARD. Das Bild besserte sich etwas, weil Wolff stark aus der Kabine kam und gleich zwei klare Chancen des Rekordeuropameisters vereitelte. Vorne blieb Deutschland aber insgesamt viel zu undiszipliniert. Das Bild besserte sich etwas, weil Wolff stark aus der Kabine kam und gleich zwei klare Chancen des Rekordeuropameisters vereitelte. Auch offensiv steigerte sich Deutschland etwas und robbte sich langsam heran.
Beim 21:24 (43.) und 23:26 (47.) betrug der Rückstand nur noch drei Tore. Wolff wurde im Tor immer stärker und vorn zündete endlich auch Knorr. "Es ist sehr gut jetzt", lobte Gislason in einer Auszeit: "Wir versuchen das jetzt durchzuziehen." Das Publikum pushte die Mannschaft zusätzlich. Die endgültige Wende war ganz nah. Gut sechs Minuten vor Schluss war Deutschland durch Uscins beim 29:30 dran. Die Schweden aber blieben hellwach und nutzten ihre Chancen eiskalt.
Quelle: ntv.de, tno/sid