"Ich weiß selbst nicht, was es war"Kerber quält sich an ihrem Geburtstag

Die Titelverteidigerin tut sich schwer. Und doch steht Angelique Kerber in Runde drei der Australian Open. Gegen Carina Witthöft muss die beste Tennisspielerin der Welt aber erst ihren Frust überwinden. Mischa Zverev bezwingt einen Riesen aus den USA.
Es war keine rauschende Party, aber: Angelique Kerber, die beste Tennisspielerin der Welt, steht in der dritte Runde der Australian Open. Die Titelverteidigerin gewann an ihrem 29. Geburtstag in Melbourne das deutsche Duell gegen Carina Witthöft mit 6:2, 6:7 (3:7) und 6:2. In der dritten Runde trifft Kerber am Freitag auf die Tschechin Kristyna Pliskova, die Zwillingsschwester von US-Open-Finalistin Karolina Pliskova. Gegen die 58. der Weltrangliste hat sie bisher noch nicht gespielt.
Erstmals unter den letzten 32 in Australien steht Mischa Zverev nach vier Stunden, zehn Minuten und einem spektakulären Erfolg. Der ältere Bruder von Alexander Zverev siegte nach 0:2-Satzrückstand und Abwehr von zwei Matchbällen im vierten Satz gegen US-Riese John Isner mit 6:7 (4:7), 6:7 (4:7), 6:4, 7:6 (7:4) und 9:7. Zverev hatte beim 6:5 im fünften Satz drei Matchbälle, den ersten wehrte Isner mit einem Netzroller ab. Die vierte Chance nutzte Zverev. Am Freitag hat er gegen den Tunesier Malek Jaziri die Chance auf sein erstes Grand-Slam-Achtelfinale. Julia Görges scheiterte dagegen mit 3:6, 4:6 an Jelena Jankovic aus Serbien. "Mein Aufschlag war irgendwo, aber nicht auf dem Platz." An diesem Mittwoch spielt Mona Barthel, am Donnerstag treten Alexander Zverev, Philipp Kohlschreiber und Andrea Petkovic in der zweiten Runde an.
"Schwer, gegen eine Deutsche zu spielen"
Wie schon zum Auftakt des Turniers gegen die Ukrainerin Lessia Zurenko mühte sich Kerber auch gegen Witthöft sichtlich ab. "Es war ein sehr schwieriges Match. Ich habe viele Aufs und Abs gehabt. Ich habe in den entscheidenden Momenten viele Fehler gemacht." Beim Fernsehsender Eurosport fügte sie hinzu: "Ich weiß selbst nicht, was es war. Es ist immer schwer, gegen eine Deutsche zu spielen." Letztlich aber behielt sie dank ihres Kampfgeistes und der vielen Fehler von Witthöft die Oberhand.
Die Weltranglisten-89. war enttäuscht, dass ihr im dritten Vergleich nicht der durchaus mögliche erste Sieg gelang. "Ich hatte Chancen, und sie war mental angeschlagen. Es ärgert mich wirklich. Ich hätte das nutzen können, müssen." Die Zuschauer in der Rod-Laver-Arena sangen für Kerber nach ihrem Erfolg "Happy Birthday". Den wollte sich die Kielerin mit einem Essen mit ihrem Team am Abend noch bereiten. Es hätte aber auch ganz anders laufen können. Witthöft versuchte wie angekündigt, mit der Vorhand selbst die Initiative zu übernehmen. Der 21-Jährigen unterliefen aber im ersten Satz 25 leichte Fehler - viel zu viele.
Bei strahlendem Sonnenschein und 20 Grad, aber auch mit Wind zur Mittagszeit, führte Kerber in Durchgang zwei schon 2:0. Dann senkte die aktivere Witthöft ihre Fehlerquote und drehte das Match. Die durch ihren schwachen Aufschlag bei senkrecht stehender Sonne eh schon frustrierte Kerber zertrümmerte im Tiebreak fast ihren Schläger, gab einen 3:1-Vorsprung nach zwei Doppelfehlern ab und kassierte den verdienten Ausgleich. Nach dem 0:1 im letzten Satz steigerte sie sich wieder, während Witthöft erneut mehr Fehler machte. Nach 2:08 Stunden war das wechselhafte und nur selten hochklassige Match beendet.