Schweizer patzen im Elferkrimi Spanien quält sich ins EM-Halbfinale
02.07.2021, 20:44 Uhr
Grenzenloser Jubel: Die spanische Mannschaft feiert ihren Sieg.
(Foto: imago images/ITAR-TASS)
Spanien steht als erste Mannschaft im Halbfinale der Fußball-EM. Die Elf von Trainer Luis Enrique setzt sich erst im Elfmeterschießen gegen die Schweiz durch. Dort versagen gleich drei Schweizern die Nerven. Für Spanien ist es das erste EM-Halbfinale seit neun Jahren.
Diesmal hat der Kraftakt nicht gereicht. Weltmeister-Bezwinger Schweiz ist nach Eigentor und Roter Karte im Viertelfinale der Fußball-EM gegen Spanien unglücklich ausgeschieden. Vier Tage nach dem spektakulären Sieg im Elfmeterschießen gegen Frankreich unterlagen die Eidgenossen in St. Petersburg in der Entscheidung vom Punkt mit 1:3 (1:1, 1:1, 0:1). Mikel Oyarzabal verwandelte den entscheidenden Elfmeter für die Spanier, Sergio Busquets hatte gleich den ersten nur an den Pfosten gesetzt. Spanien-Torwart Unai Simón hielt aber gegen Fabian Schär und Manuel Akanji, der Schweizer Yann Sommer gegen Rodri. Ruben Vargas verschoss.
Borussia Mönchengladbachs Denis Zakaria hatte in der achten Minute per Eigentor die spanische Führung erzielt, der ehemalige Bayern-Profi Xherdan Shaqiri (68.) brachte die Schweizer zunächst zurück ins Spiel. Ab der 77. Minute musste die Mannschaft von Trainer Vladimir Petkovic wegen des Platzverweises von Remo Freuler in Unterzahl spielen. Das Halbfinale bei einem großen Turnier bleibt für die Schweizer unerreicht - trotz der wieder starken Paraden von Torwart Yann Sommer. Die Fußball-Fans können sich dafür auf ein packendes Duell der Spanier am kommenden Dienstag gegen den Sieger der Partie Belgien gegen Italien im Londoner Wembley-Stadion freuen.
"Der Fußball war gerechet und wir sind die gerechten Gewinner", sagte Spanies Keeper Unai Simón nach dem Sieg. "Es ist ein sehr euphorischer Moment." Vor vier Tagen war Simón beim 5:3 n.V. im Achtelfinale gegen Kroatien noch ein schwerer Patzer unterlaufen, diesmal wurde er mit zwei Elfmeterparaden zu einem der spanischen Helden. "Genauso wie man Fehler auslöschen muss, muss man Erfolg hervorheben", meinte er, nachdem er von Trainer Luis Enrique ganz besonders geknuddelt worden war.
Zakaria fälscht unhaltbar ab
Was für ein Pech für Zakaria, der für den gelbgesperrten Kapitän Granit Xhaka spielen durfte. Spanien nutzte gleich die erste Ecke. Koke schlug den Ball von der rechten Seite in den Strafraum, Aymeric Laporte kam mit dem Kopf nicht ran. Zum Glück für Jordi Alba: Der wieder zurück in die Startelf gekehrte Routinier zog ab und Zakaria fälschte unhaltbar für seinen Mönchengladbacher Vereinskollegen Sommer im Tor ab.
Nun war der Weltmeister-Bezwinger erst recht gefordert. Aber dann das: Nach 20 Minuten musste Breel Embolo behandelt werden. Es ging nicht weiter. Der Gladbacher musste raus, Ruben Vargas vom FC Augsburg kam rein. An ihrer Taktik gegen die Passspezialisten aus Spanien hielten die Eidgenossen fest. Nach 25 Minuten hatte die Mannschaft von Luis Enrique fast 75 Prozent Ballbesitz.
Zwingend wird es nie

Spaniens Torwart-Held Unai Simón hebt Trainer Luis Enrique in die Luft.
(Foto: imago images/Agencia EFE)
Nach einer weiteren Ecke noch eine Top-Chance: Diesmal stieg Alvaro Morata hoch, Sommer musste sich strecken, war aber zur Stelle. Was den Schweizern fehlte, war vor allem auch Entlastung. Die Überraschungsmomente durch Xhaka wurden schmerzlich vermisst. Die wenigen Schweizer Fans, die trotz der heiklen Corona-Situation in der nördlichsten EM-Stadt angereist waren, sahen nach dem nervenaufreibenden Weiterkommen gegen Frankreich zunächst kein stürmisch-schweizerisches Spektakel. Ein Kopfball - auch nach einer Ecke - von Borussia Dortmunds Manuel Akanji ging deutlich übers Tor (34.).
Zwingendes war aber auch bei den Spaniern nicht dabei. Sie ließen wie gewohnt und auch gewollt den Ball laufen. Der Zug zum gegnerischen Tor fehlte aber noch nach den beiden torreichen Auftritten in der Gruppenphase mit dem 5:0 gegen die Slowakei und dem 5:3 gegen Vizeweltmeister Kroatien im Achtelfinale.

Jordi Alba (r.) und Alvaro Morata bejubeln ihren Führungstreffer.
(Foto: picture alliance/dpa/Pool AP)
Dafür sollte nach der Pause RB Leipzigs Dani Olmo sorgen. Gut eine Minute nach dem Wiederanpfiff versuchte er es von halblinks aus zwölf Metern zum ersten Mal - stand aber im Abseits. Luis Enrique legte nach, wechselte für Morata den zweiten Mittelstürmer Gerard Moreno ein. Doch ein Treffer wäre fast auf der Gegenseite gefallen. Zakarias Kopfball strich aber knapp am Tor der Spanier vorbei.
Nervöser Enrique
Ruhig wirkte Luis Enrique ob der knappen Führung gegen eine Schweizer Mannschaft, die gegen Frankreich schon 1:3 zurückgelegen hatte, ganz und gar nicht. Er sprang von der Bank auf, gestikulierte und zeigte in Richtung seiner Spieler. Aus gutem Grund: In der 64. Minute ließen sie eine hochkarätige Chance durch Top-Vorbereiter Steven Zuber von Eintracht Frankfurt zu, Keeper Unai Simón rettete aber die Führung. Machtlos war er beim Ausgleich, den ein Missverständnis zwischen Spaniens Verteidigern Laporte und Pau Torres einleitete und Freuler für die Vorlage auf Shaqiri nutzte.
Der Jubelschrei des ehemaligen Bayern-Profis sollte auch belegen: Jetzt geht noch mehr. Kurz danach musste aber Freuler nach einem groben Foulspiel vom Feld, die spannende Schlussphase begann - ohne weiteres Tor. Es ging in die Verlängerung und ins hochspannende Elfmeterschießen.
Quelle: ntv.de, chr/dpa