Aus nach ewigem Hinhalten Schumacher muss bei Haas gehen, Hülkenberg kommt
18.11.2022, 11:03 Uhr (aktualisiert)
Für Mick Schumacher endet die Zeit bei Haas.
(Foto: IMAGO/Motorsport Images)
Die monatelange Saga um die Zukunft von Mick Schumacher hat ein Ende. Das Rennen in Abu Dhabi wird das letzte für den Formel-1-Rennstall Haas sein. Das US-Team trennt sich vom 23-Jährigen. Mit Nico Hülkenberg übernimmt ein anderer deutscher Pilot das freigewordene Cockpit.
Jetzt ist es amtlich: Das Formel-1-Team Haas setzt kommende Saison nicht mehr auf Mick Schumacher. Das teilte der US-Rennstall mit. Schumachers Zeit als Stammpilot in der Formel 1 ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit fürs Erste vorbei. Vermutlich rückt der 23-Jährige ins zweite Glied. Das US-Team gab am Morgen die Trennung zum Saisonende bekannt. Als Nachfolger präsentierte das Team wie erwartet Schumachers Landsmann Nico Hülkenberg.
Schumachers Aus bei Haas hatte sich in den vergangenen Wochen abgezeichnet, ein Bekenntnis der Team-Bosse zu ihm blieb stets aus. Im Gegenteil: Teamchef Günther Steiner und Rennstall-Eigner Gene Haas zählten den Youngster öffentlich an, lasteten Schumacher vor allem millionenschwere Materialschäden auf.
Der Deutsche hatte in der laufenden Saison einige schwere Unfälle, in Saudi-Arabien und Monaco zerlegte er sein Auto komplett. In der Fahrer-WM belegt Schumacher vor dem Saisonfinale in Abu Dhabi mit zwölf Punkten Rang 16. Zum Vergleich: Teamkollege Kevin Magnussen holte mehr als doppelt so viele Punkte, rangiert auf 13. Schumacher verband seinen Abschied mit einer Kampfansage: "Es war manchmal holprig, aber ich habe mich stetig verbessert, viel gelernt und weiß jetzt sicher: dass ich einen Platz in der Formel 1 verdiene. Das Thema ist für mich alles andere als abgeschlossen... Mein Feuer brennt für die Formel 1, und ich werde hart darum kämpfen, in die Startaufstellung zurückzukehren."
Langer Flirt mit Hülkenberg
Während Schumachers Vertragsfrage bei Haas zur Hängepartie wurde, hatte Steiner schon vor Wochen in mehreren Interviews mit RTL/ntv einen heißen Draht zu Hülkenberg bestätigt. Der 35-Jährige fuhr 2019 (damals für Renault) seine letzte Saison als Stammfahrer, überzeugte in den folgenden Jahren mehrmals als Last-Minute-Ersatz bei Racing Point/Aston Martin. Zuletzt war Hülkenberg auch als Ersatzfahrer bei Aston Martin angestellt. Nun verkündete Haas die erwartete Rückkehr des Routiniers auch offiziell. Der Rheinländer war bis 2020 Stammfahrer in der Formel 1, in 181 Rennen sammelte er 521 Punkte, einmal stand er auf der Pole Position.
"Er springt ins Auto als Reservefahrer ohne jegliche Testkilometer, also sozusagen ins kalte Wasser, und hat immer abgeliefert. Das spricht schon deutlich für ihn", lobte Red-Bull-Eminnez Helmut Marko bei RTL/ntv jüngst die Qualität Hülkenbergs. Sein neuer Teamchef Günther Steiner sagte, Hülkenberg habe den Ruf, "hervorragend Qualifikationen zu fahren und ein solider, zuverlässiger Rennfahrer zu sein." Das seien Attribute, die zur Erfahrung des zweiten Stammpiloten Kevin Magnussen aus Dänemark passen würden. Diese Paarung werde dem Team künftig helfen, "in der Startaufstellung nach vorne zu kommen."
Schumacher hat nach seinem Aus bei Haas nur noch eine Mini-Chance auf ein Stammcockpit für die F1-Saison 2023. Der bei Williams gesetzte Logan Sargeant muss beim Formel-2-Finale in Abu Dhabi noch die nötigen Punkte für die Superlizenz, den "Formel-1-Führerschein", einfahren. Eigentlich Formsache - schafft der Amerikaner das aber nicht, würde sich beim britischen Traditionsteam für Schumacher ein Türchen öffnen. Williams-Boss Jost Capito hatte Schumacher Anfang Oktober in einem RTL/ntv-Interview schon einmal als "charmante" Option bezeichnet.
Schumacher zu Mercedes?
Wahrscheinlicher ist aber, dass Schumacher erst einmal ins zweite Glied rückt und nächstes Jahr als Ersatz- und Entwicklungsfahrer Teil des Fahrerlagers bleibt. Der 23-Jährige könnte bei Mercedes unterkommen. Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff machte zuletzt "kein Geheimnis daraus, dass die Familie Schumacher zu Mercedes gehört und dass wir Mick sehr schätzen." Falls sich die Möglichkeit ergebe, wäre Mercedes offen, so Wolff. Michael Schumacher fuhr nach seinem F1-Comeback von 2010 bis 2012 für die Silberpfeile.
Für ein Engagement bei Mercedes müsste Mick Schumacher allerdings seine Beziehung mit Ferrari kappen. Bei dem italienischen Traditionsteam, mit dem Vater Michael zur F1-Ikone wurde, ist Schumi jr. Teil der Nachwuchs-Akademie, seit Anfang dieses Jahres auch offiziell Ersatzmann für die Stammfahrer Charles Leclerc und Carlos Sainz.
(Dieser Artikel wurde am Donnerstag, 17. November 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, mar/sue