Three Lions wieder im EM-Finale Englands Joker stürzt Oranje in letzter Minute ins Tal der Tränen
10.07.2024, 22:54 UhrDie Niederlande gehen mit einem Traumtor in Führung, England aber schlägt zurück. Im zweiten EM-Halbfinale zeigen die Three Lions ihre mit Abstand beste Leistung bei diesem Turnier. Als sich alle längst auf eine Verlängerung einstellen, schlägt ein englischer Joker.
England greift wieder nach der Krone: Dank Partycrasher Ollie Watkins träumen die endlich gierigen Three Lions vom ersten großen Titel seit 58 Jahren. Die Comeback-Könige von Trainer Gareth Southgate haben sich auch von den Niederlanden nicht aufhalten lassen und sind durch das spektakuläre 2:1 (1:1) zum zweiten Mal in Folge ins EM-Finale marschiert, für die Elftal und ihre traurigen Fans endete ihr Sommermärchen in einem Drama.
Denn Kapitän Harry Kane cool bis ans Herz per Foulelfmeter (18.) und Watkins (90.) mit seinem Treffer aus der Drehung drehten die Partie noch und führten England so in das erste Finale bei einem großen Turnier außerhalb des eigenen Landes. Am Sonntag im Endspiel von Berlin ist die Startruppe mit einem Marktwert von insgesamt knapp 1,5 Milliarden Euro gegen Deutschland-Schreck Spanien (21 Uhr/ARD, MagentaTV und im Liveticker bei ntv.de) alles andere als Außenseiter - schließlich drehen Kane und Co. pünktlich zum Showdown plötzlich mächtig auf.
Tore: 1:0 Simons (7.), 1:1 Kane (18., Foulelfmeter nach Videobeweis), 1:2 Watkins (90.)
Niederlande: Verbruggen - Dumfries (90. Zirkzee), de Vrij, van Dijk, Aké - Schouten, Reijnders – Malen (46. Weghorst), Simons (90. Brobbey), Gakpo - Depay (35. Veerman). - Trainer: Koeman
England: Pickford - Walker, Stones, Guehi - Saka (90. Konsa), Mainoo (90. Gallagher), Rice, Trippier (46. Shaw) - Bellingham, Foden (80. Palmer) - Kane (81. Watkins). - Trainer: Southgate
Gelbe Karten: Dumfries, van Dijk, Simons - Bellingham, Saka, Trippier
Zuschauer: 62.000 (ausverkauft) in Dortmund
"Wir haben Geschichte geschrieben. Ich bin so stolz auf alle Spieler und Mitarbeiter", sagte Kane. "Es ist ein so schwieriges Turnier für uns gewesen. Es war so hart, in dieses Finale zu kommen. Aber wir sind bereit!" Und auch der viel kritisierte Trainer Southgate hatte bei seinen Wechseln in der Schlussphase eine glückliche Hand. "Ich schwöre beim Leben meiner Kinder: Ich habe zu Cole Palmer gesagt: Wir kommen rein, ich schieße das Tor und du spielst den Pass", sagte Watkins. "Das ist ein unglaubliches Gefühl."
Bei den Niederländern flossen nach der zuvor so euphorischen EM-Party dagegen Tränen. Rund 100.000 Fans hatten Dortmund vor dem Spiel in Oranje getaucht, die Anhänger hofften auf ein Märchen wie 1988 - damals hatte der jetzige Bondscoach Ronald Koeman die Niederländer in Deutschland als Abwehrchef zum Titel geführt. Und nach dem prächtigen Führungstreffer vom ehemaligen Leipziger Xavi Simons (7.) sah es zunächst auch gut aus, doch am Ende reichte die Kraft nicht mehr gegen die erstmals im Turnier überzeugenden Engländer. Auch Joker Wout Weghorst stach diesmal nicht. Und so muss Oranje weiter auf den zweiten großen Titel warten.
Kane jetzt Rekordtorschütze in der K.-o.-Runde der EM
Ganz anders England. "Jetzt ist die Chance, Geschichte zu schreiben", hatte Southgate vor der Partie gesagt. Während die Fans wegen des zuvor gezeigten minimalistischen Ergebnis-Fußballs schon murrten, glaubte der Nationaltrainer immer an sein Team. Nach dem Elfmeter-Drama von London, als die Mannschaft Ihrer Majestät vor drei Jahren Italien am Ende den EM-Pokal überlassen musste, soll diesmal alles anders werden. Die 58 Jahre voller Schmerz und großer Tragödien nach dem WM-Titel von 1966 müssen am Sonntag gegen Spanien endlich zu Ende gehen, so die Hoffnung im Mutterland des Fußballs.
Und pünktlich zur Crunchtime des Turniers dreht England mächtig auf. Wie schon im Achtelfinale gegen die Slowakei und im Viertelfinale gegen die Schweiz gerieten sie in Rückstand, doch von Panik keine Spur. Stattdessen zeigten sie ihre beste Turnierleistung, dabei konnte Jude Bellingham bei seiner Rückkehr nach Dortmund und seinem pikanten Wiedersehen mit dem deutschen Schiedsrichter Felix Zwayer nur wenige Akzente setzen - stattdessen sorgten etwa Phil Foden und Bukayo Saka immer wieder für Gefahr. Zudem ist Kane mit nun sechs Treffern der beste Torschütze der EM-Geschichte in K.-o.-Spielen, außerdem konnte England sich auf Keeper Jordan Pickford verlassen.
Nach dem frühen Gegentreffer übernahmen die Engländer das Kommando, sie erhöhten den Druck, sie blieben geduldig im orangenen Abwehr-Dickicht, lauerten auf ihre Chance. Und Watkins, kurz zuvor für Kane eingewechselt, ließ England am Ende jubeln. Jetzt soll, nein muss gegen Spanien der Titel her.
Quelle: ntv.de, tsi/sid