Auch der FC St. Pauli erstaunt16-Jähriger schreibt bei Herthas Schützenfest Pokal-Geschichte

Die Festwochen bei Hertha BSC gehen auch im DFB-Pokal weiter. Im Achtelfinale geht der 1. FC Kaiserslautern im Berliner Olympiastadion unter - auch wegen eines Rekordtors. Der in der Liga abgestürzte FC St. Pauli feiert derweil eine kleine Sensation in Mönchengladbach.
Hertha BSC - 1. FC Kaiserslautern 6:1 (3:1)
Hertha BSC darf weiterhin vom Finale im eigenen Stadion träumen. Im Achtelfinale des DFB-Pokals besiegte der Zweitligist den Ligakonkurrenten 1. FC Kaiserslautern überlegen mit 6:1 (3:1) und zog somit ungefährdet ins Viertelfinale ein. Die Berliner bauten ihre Siegesserie auf wettbewerbsübergreifend sieben Spiele in Serie aus - mussten allerdings das erste Mal seit sechs Spielen wieder einen Gegentreffer hinnehmen. Nachdem Kaiserslautern vor knapp zwei Jahren noch die Oberhand behalten hatte, stellten sich diesmal die Kräfteverhältnisse klar anders dar.
Luca Schuler (5.), Marten Winkler (21.) und Kennet Eichhorn (31.) sorgten früh für klare Verhältnisse. Schuler legte noch einen zweiten Treffer nach (60.), Dawid Kownacki (75.) und Maurice Krattenmacher (80.) trafen jeweils nach Einwechslung. Marlon Ritter (45.+2) erzielte zwischenzeitlich den einzigen Treffer für den FCK.
Auch wenn die Gäste aus der Pfalz die erste gefährliche Chance hatten, versetzte der Ex-Lauterer Schuler ihnen den frühen Dämpfer. Ein katastrophaler Rückpass von Maxwell Gyamfi landete genau in seinem Lauf und verschaffte den Berlinern die frühe Führung. Winkler legte nach einem Konter nach.
Die Berliner ließen in der Folge nicht locker. Eichhorn erzielte sein erstes Profi-Tor und wurde zugleich mit 16 Jahren und 128 Tagen jüngster Torschütze in der DFB-Pokal-Geschichte. Er löste damit Jude Bellingham ab. Dieser war bei seinem Treffer für Borussia Dortmund gegen den MSV Duisburg im September 2020 17 Jahre und 77 Tage alt. Nur im Vorgängerwettbewerb des DFB-Pokals gab es jüngere Torschützen.
Allein in der ersten Halbzeit trafen die Berliner zusätzlich dreimal das Aluminium. Kaiserslautern meldete sich erst kurz vor der Pause durch den Anschlusstreffer von Ritter in der Partie an. In der zweiten Halbzeit machte Schuler seinen Doppelpack perfekt und nutzte erneut einen Ballverlust der Gäste zum Tor. Joker Kownacki stach direkt - und der ebenfalls eingewechselte Krattenmacher besorgte den hochverdienten Endstand. Die Hertha-Fans sangen hämisch: "Einer geht noch, einer geht noch rein."
Borussia Mönchengladbach - FC St. Pauli 1:2 (0:1)
Krisenklub FC St. Pauli hat mit einem Sieg bei Borussia Mönchengladbach ein unerwartetes Lebenszeichen gesendet. Die Hamburger gewannen am Niederrhein 2:1 (1:0) und zogen erst zum siebten Mal in der Vereinsgeschichte ins Viertelfinale ein. In der Liga hatten die Kiezkicker zuletzt neun Pleiten in Folge kassiert. Martijn Kaars (43.) und Louis Oppie (83.) trafen für St. Pauli, das wie schon zuletzt bei Bayern München (1:3) vor allem kämpferisch überzeugte. Die Borussia war dagegen offensiv zu harmlos, mehr als der Ausgleich durch Haris Tabakovic (56.) gelang nicht. Nach fünf Pflichtspielen ohne Niederlage ging das Team von Cheftrainer Eugen Polanski erstmals wieder als Verlierer vom Platz.
Anfang November hatte die Borussia am Millerntor mit 4:0 gewonnen, beim schnellen Wiedersehen knüpfte Gladbach zunächst nahtlos an die Leistung an, hatte mehr vom Spiel, machte aus dem Ballbesitz aber zu wenig. Nikola Vasilj im Tor der Hamburger musste an seinem 30. Geburtstag zu Beginn einzig einen Distanzschuss von Kevin Stöger parieren (12.). Danach konnte der Schlussmann zusehen, wie die Bälle teils weit an seinem Tor vorbeiflogen. Auch Torjäger Haris Tabakovic, beim 4:0 noch zweifacher Torschütze, war meist abgemeldet.
St. Pauli versteckte sich keineswegs, hatte mit zunehmender Spieldauer die größeren Spielanteile, fand gegen die zuletzt stark verbesserte Borussia-Abwehr aber zunächst kein Mittel. Gladbach setzte wie so oft in den vergangenen Wochen auf schnelles Umschaltspiel, kam aber ebenfalls kaum zum Zuge. Die Folge war ein Spiel mit mäßigem Unterhaltungswert - bis die Gäste kurz vor der Pause in Führung gingen. Kaars schloss einen Konter bedrängt von zwei Gegenspielern mit einem Flachschuss ins lange Eck ab.
Auch nach der Pause begann Gladbach besser, das Fehlen von Florian Neuhaus (muskuläre Probleme) machte sich aber weiter bemerkbar. Gegen die nun tief stehenden Gäste fehlte es an Kreativität, hinzu kamen Fehlpässe im letzten Drittel. St. Pauli ließ indes auch nicht viel zu. Das änderte sich, als Tabakovic eine gefühlvolle Flanke von Franck Honorat per Kopf verwertete - es war bereits das neunte Pflichtspieltor für die Leihgabe aus Hoffenheim.
In der Folge entwickelte sich ein echter Pokalfight, der vor allem von seiner Spannung lebte. St. Pauli war dabei mindestens ebenbürtig und hatte durch Oppie das bessere Ende für sich.