Ekstase in der 90. Minute Atleticos "richtige Männer" werfen RB Leipzig um
19.09.2024, 23:33 Uhr
Atletico Madrid und RB Leipzig schenkten sich nichts.
(Foto: dpa)
Das ist ganz bitter: Fußball-Bundesligist RB Leipzig darf in Madrid lange von einem Punkt in der Champions League träumen, doch in der letzten Minute gibt es doch noch die kalte Dusche. Atletico rettet den Dreier vor heimischer Kulisse und feiert ausgelassen.
RB Leipzig hat im spanischen Hexenkessel den Start in die neue Champions League in der Schlussphase verpatzt. Die lange zu harmlose Mannschaft von Trainer Marco Rose verlor bei den unerbittlichen Mentalitätsmonstern von Atlético Madrid trotz Führung noch auf bitterste Weise mit 1:2 (1:1). Durch die erste Pflichtspiel-Niederlage der Saison sind die Leipziger im Rennen um das Achtelfinale der Königsklasse nun erst einmal im Hintertreffen. Vor diesem Duell hatten die Sachsen 16 Mal in Folge nicht verloren.
"Wir sind sehr enttäuscht, weil war mehr drin gewesen wäre, mindestens ein Punkt hier in Madrid. Vielleicht war Atlético das eine Tor besser heute", sagte Christoph Baumgartner bei DAZN und fügte wegen der schwächeren Phase nach dem Führungstreffer an: "Wir haben die Überzeugung verloren im Ballbesitz, es waren durchaus Räume da, die wir hätten bespielen können." So war es teilweise auch in der zweiten Hälfte. "Da haben wir die Bälle zu leicht hergeschenkt. Das sind eben richtige Männer, die wissen, wie sie nacharbeiten."
Atleticos Antoine Griezmann (28.) und Jose Maria Gimenez (90.) brachten Leipzig mit ihren Toren die Pleite bei, Benjamin Sesko (4.) traf für die Gäste. In den kommenden beiden Heimspielen gegen den Juventus Turin (2. Oktober) und FC Liverpool (23. Oktober) steht der zweimalige DFB-Pokalsieger nun gleich unter Zugzwang. Im neuen Ligasystem kommen die ersten acht der Tabelle direkt in die Runde der letzten 16.
"Da rollt schon was auf uns zu"
Tore: 0:1 Šeško (4.), 1:1 Griezmann (28.), 2:1 Giménez (90.)
Madrid: Oblak - Le Normand, Giménez - Llorente, Mandava, de Paul (63. Gallagher), Koke, Griezmann (90+2. Witsel), Riquelme Reche (63. Lino) - Alvarez (63. Sörloth), Correa (66. Molina). - Trainer: Simeone
Leipzig: Gulácsi - Henrichs (70. Geertruida), Orban, Lukeba - Nusa (46. Baumgartner), Raum, Haidara, Simons (83. Elmas), Vermeeren (60. Seiwald) - Openda, Šeško (70. Poulsen). - Trainer: Rose
Schiedsrichter: Ivan Kruzliak (Slowakei)
Gelbe Karten: Le Normand, Giménez, de Paul - Lukeba, Baumgartner, Henrichs, Openda
Zuschauer: 70.000
"Atletico kommt mit viel Tempo über beide Flügel, da rollt schon was auf uns zu", hatte Rose im Vorfeld gewarnt, ehe er seinen Anti-Atletico-Plan 24 Stunden später offenbarte. Etwas überraschend stellte der RB-Coach von Dreier- auf Viererkette um, vorne wirbelte das norwegische Talent Antonio Nusa mit Xavi Simons. Und im Zentrum ersetzte ausgerechnet Atleti-Leihspieler Arthur Vermeeren den verletzten Kevin Kampl.
Gegen die Gastgeber, die sich im Sommer für 185 Millionen Euro verstärkt hatten, ging Roses Idee zunächst auf. Im Vergleich zum äußerst mauen 0:0 gegen Union Berlin vom vergangenen Samstag fand RB sofort die Tiefe und wurde umgehend äußerst gefährlich. Nach einem Atletico-Angriff trieb Sesko den Ball selbst beim Konter durch das Mittelfeld, setzte Sturmpartner Loïs Openda in Szene. Dessen Schuss parierte Madrids Schlussmann Jan Oblak noch stark, den Abpraller köpfte Sesko per Bogenlampe problemlos ein.
Griezmann gleicht sehenswert aus
Die geschockten Gastgeber übernahmen, anders als es ihr Ruf nahelegt, in der Folge die Spielkontrolle und brachten Leipzig mit der Zeit immer stärker in Verlegenheit. In letzter Sekunde klärte Leipzigs in der Liga zuletzt gesperrte Kapitän Willi Orban (15.) vor Griezmann, elf Minuten später traf Angel Correa nach einer blitzschnellen Eckenvariante den Pfosten. Leipzig verlor den Zugriff auf das Spiel völlig - und wurde durch Griezmanns wunderschönen Volley-Aufsetzer bestraft.
Auch nach der Pause blieb Atletico dominant, RB kam in dieser Phase offensiv kaum zum Zug. Lange ging wenig, Benjamin Henrichs (62.) prüfte Oblak mit einem direkten Freistoß aus zentraler Position. Atletico ließ nun ebenfalls die Dringlichkeit in den eigenen Aktionen vermissen, an Großchancen mangelte es. Während die Spanier den Ex-Leipziger Alexander Sörloth als Stoßstürmer für die Schlussphase einwechselten, war RB gegen Ende sichtlich bemüht, mehr Druck zu entwickeln. Xavi (72.) zielte nach flacher Hereingabe von David Raum aus kurzer Distanz klar drüber. Wenig später köpfte der eingewechselte Yussuf Poulsen (77.) knapp daneben. In der 90. Minute traf dann Gimenez per Kopf. Der ewig wilde Trainer Diego Simeone stürmte aufs Feld und das Stadion Metropolitano eskalierte komplett.
Quelle: ntv.de, tno/sid