CL-Gruppe ohne Maccabi Katar-Sender ignoriert israelischen Meister
29.08.2022, 11:29 Uhr (aktualisiert)
Nasser Al-Khelaifi ist Chef von beIN Sports und Paris Saint-Germain.
(Foto: picture alliance / abaca)
In der Champions League darf sich der israelische Meister Maccabi Haifa über eine attraktive Gruppe freuen: Paris Saint-Germain, Juventus Turin und Benfica Lissabon heißen die Gegner. Der katarische Sender beIN Sports behält diese Information auf ausgesuchten Kanälen lieber für sich.
Für die Follower der arabischsprachigen Twitter-Accounts des maßgeblich staatlich finanzierten katarischen Senders beIN Sports endete die Auslosung der Champions-League-Gruppenphase mit einer faustdicken Überraschung. Mit einem historisch einmaligen Vorgang in der Geschichte der Königsklasse: Eines der 32 qualifizierten Teams wurde nicht aus den vier Töpfen gezogen, in einer Gruppe fehlt eine Mannschaft. So verkündete beIN Sports seinen Lesern auf Arabisch, dass die Gruppe H nur aus Paris Saint-Germain, Juventus Turin und Benfica Lissabon besteht.
In Wahrheit ist es natürlich anders: Das bei dem Sender unterschlagene Team heißt Maccabi Haifa, der israelische Meister wurde als letzte Mannschaft in Gruppe G gelost. Auf allen anderen Twitter-Accounts von beIN Sports steht es so, auf den Ablegern für den Nahen Osten und Nordafrika fehlt Maccabi Haifa auch am Tag nach der weltweit übertragenen Auslosung weiterhin. Lediglich auf einer Grafik mit der Übersicht aller Gruppen taucht das Wappen des Klubs an der passenden Stelle auf. Katar und Israel unterhalten keine diplomatischen Beziehungen. Im vergangenen Jahr hatte Katar jedoch als Vermittler dabei geholfen, den Krieg zwischen Israel und der im Gazastreifen herrschenden Hamas zu beenden. Die Beziehung zwischen Katar und Israel ist im sportlichen Alltag vergleichsweise gut, so nehmen israelische Sportler an Wettkämpfen in Katar teil, bei entsprechenden Erfolgen wird auch die Nationalhymne des Staates abgespielt.
Israel hofft auf "warme, neue Beziehungen"
In knapp drei Monaten beginnt in Katar die umstrittene Fußball-Weltmeisterschaft. Israelis können eigentlich nur dann nach Katar einreisen, wenn sie im Besitz einer weiteren Staatsbürgerschaft sind. Im Juni verkündeten israelische Minister, dass nach monatelangen intensiven Kontakten eine Vereinbarung erzielt worden sei, wonach israelische Fans zur WM nach Katar einreisen dürften. Der israelische Außenminister Jair Lapid sprach von einem "diplomatischen Erfolg, der die Fans glücklich macht". Die Liebe zum Fußball und zum Sport verbinde Menschen und Länder, "und die WM im November eröffnet uns ein weiteres Tor für warme, neue Beziehungen". Zwar ist die israelische Mannschaft nicht für die Endrunde qualifiziert, dennoch werden Tausende Fans aus Israel erwartet.
Generaldirektor der beIN Media Group ist Nasser Al-Khelaifi, der Sender operiert von Doha aus, der Hauptstadt des Emirats Katar. Al-Khelaifi ist ein enger Vertrauter des Emirs von Katar, Scheich Tamim bin Hamad Al Thani, und ist im Sport in zahlreichen Positionen tätig: So steht Al-Khelaifi der ECA, der Vereinigung der großen europäischen Klubs vor und ist seit 2019 Mitglied des Exekutivkomitees der UEFA.
Und dann ist da natürlich noch PSG: Multifunktionär Al-Khelaifi orchestriert als CEO auch das Wirken des mit vielen Hundert katarischen Ölmillionen hochgerüsteten französischen Meisters Paris Saint-Germain. Bis November wird der Klub zweimal gegen Maccabi Haifa in der Champions League spielen. BeIN Sports, das als Tochter des Staatssenders Al Jazeera gegründet worden war und mit gewaltigen Mitteln aus dem Königshaus ausgestattet ist, schwang sich innerhalb weniger Jahre zu einem der weltweit potentesten Inhaber von Sportrechten auf.
(Dieser Artikel wurde am Freitag, 26. August 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, ter