100 Millionen Euro reichen nichtDFB-Kritiker warnt vor "irreparablem Vertrauensverlust"

Ist der DFB für den Fußball der Frauen nicht so wichtig wie er gern wäre? So sehen es die Klubs und wenden sich mit einem großen Knall ab. Die Gründung eines Liga-Verbands findet statt, nicht auf dem DFB-Campus und auf eigene Faust.
Im Streit zwischen der Frauen-Bundesliga und dem DFB hat Eintracht Frankfurts Boss Axel Hellmann vor weitreichenden Folgen gewarnt. "Wir müssen aufpassen, dass so ein Vorgehen nicht zu einem irreparablen Vertrauensverlust führt", sagte der 54-Jährige der "Frankfurter Rundschau" in Richtung des Dachverbandes.
Dass aus Sicht der Vereine getroffene Absprachen "seitens des DFB in der Umsetzung in den Vertragsmaterialien nicht eingehalten werden", sei zunächst mal enttäuschend. "Weil es natürlich auch die Frage aufwirft, ob das die richtige Basis für eine lange und gute Partnerschaft sein kann", erklärte Hellmann. Am Donnerstag war bekannt geworden, dass die 14 Bundesligaklubs öffentlich mit dem Deutschen Fußball-Bund gebrochen haben und den Liga-Verband nun auf eigene Faust statt gemeinsam mit dem DFB gründen.
Die Gründungsveranstaltung behält zwar mit dem 10. Dezember ihr Ursprungsdatum, soll nach Angaben der Klubs aber nicht mehr auf dem DFB-Campus in Frankfurt stattfinden - sondern 1,5 Kilometer weiter in einer Loge der EM-Fußballarena mit der Eintracht als Gastgeber.
"Tür für den DFB natürlich nicht zu"
"Es bedeutet, dass die Klubs sich nun wieder mit dem eigenen Weg ohne den DFB befassen müssen. Damit ist die Tür für den DFB natürlich nicht zu", sagte Hellmann, der auch im Präsidium der Deutschen Fußball Liga (DFL) sitzt. Der Verband werde aber "anders an die Zusammenarbeit herangehen müssen. Am Ende entscheiden wir Klubs, welchen Weg wir einschlagen."
Hellmann und Jan-Christian Dreesen als Vorstandsvorsitzender des FC Bayern hatten den DFB bereits in den Klubmitteilungen harsch kritisiert. Der Verband wollte die nächsten acht Jahre 100 Millionen Euro in die Frauen-Bundesliga investieren. "Wir haben im Zuge des Prozesses die Klubs abgefragt, welche Investitionen seriös in den nächsten acht Jahren vorgesehen sind. Und da kommt eine erstaunliche Summe zwischen 300 und 700 Millionen Euro zusammen", sagte Hellmann. "Ich persönlich glaube, dass der Betrag am Ende noch viel höher sein wird. Der professionelle Frauenfußball hängt also wirtschaftlich nicht vom DFB ab."
Der DFB schrieb in einer Stellungnahme, "die Äußerungen aus der Frauen-Bundesliga mit Verwunderung zur Kenntnis genommen" zu haben. "Die Gründung des Ligaverbandes von den 14 Klubs ist eine Voraussetzung für das geplante Joint Venture. Eine Beteiligung des DFB am Ligaverband war nie geplant", schrieb der DFB weiter. Während die Männer-Bundesliga längst unter dem Dach der DFL organisiert ist, sind die Frauen bisher weiter dem DFB zugeordnet.