"Eine absolute Verarmung" DFB-Präsident Grindel wettert gegen E-Sport
04.03.2018, 16:14 Uhr
Reinhard Grindel hält vom E-Sport: nichts.
(Foto: imago/Sven Simon)
E-Sport als anerkannte Sportart? Davon hält DFB-Präsident Reinhard Grindel überhaupt nichts. Digitale Endgeräte seien vielmehr der größte Konkurrent, wenn es darum gehe, Kinder in Sportvereine zu locken. Fußball gehöre auf den grünen Rasen.
Präsident Reinhard Grindel vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) will E-Sports nicht als Sportart anerkennen. "Fußball gehört auf den grünen Rasen und hat mit anderen Dingen, die computermäßig sind, nichts zu tun. E-Sports ist für mich kein Sport", sagte der 56-Jährige im Talkformat Weser-Strand des "Weser-Kuriers". Vielmehr sehe Grindel in der steigenden Nutzung von mobilen Endgeräten durch Kinder und Jugendliche "eine absolute Verarmung".
Dem trat Hans Jagnow, Präsident des Dachverbandes E-Sport-Bund Deutschland (ESBD), entschieden entgegen: "Der Sport insgesamt steht vor einem Umbruchsprozess im digitalen Zeitalter, der keine Verarmung, sondern schlicht eine tiefgreifende Veränderung darstellt."
Dass E-Sports gar irgendwann olympisch werden könnte, hält Grindel für keine gute Idee: "Das halte ich für absurd. Ich hoffe, dass das so nicht kommt." Nach der Gründung des ESBD im November 2017 hatte der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) zuletzt die Gründung einer Arbeitsgruppe für E-Sports angekündigt. Einer Anerkennung als Sportart steht der DOSB grundsätzlich positiv gegenüber.
E-Sport halte Kinder von Sportvereinen fern
Im Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD ist ebenfalls eine Unterstützung "einer olympischen Perspektive" von E-Sports sowie dessen Anerkennung als Sportart verankert. Auch dies stößt Grindel sauer auf. "Ich halte auch den Weg, der in der Koalition beschlossen wurde, E-Sports gemeinnützig zu machen, für falsch." Er sei lieber dafür, dass Politiker sich für Vereine einsetzen, das Ehrenamt erleichtern und nicht dafür, "der Unterhaltungsindustrie Steuervorteile zu verschaffen". Für die Zukunft sieht Grindel digitale Freizeitangebote als Rivalen für den Fußball im Werben um den Nachwuchs: "Die größte Konkurrenz für die Frage, ob Kinder und Jugendliche zu uns in die Sportvereine kommen, kommt gar nicht Handball, Basketball oder andere Sportarten sind, sondern wirklich vom Befassen mit digitalen Endgeräten", sagte Grindel.
Vor einer solchen Denkweise warnt Jagnow derweil: "Der Einstieg von großen Bundesligavereinen, aber auch von Breitensportvereinen in den E-Sport in den letzten Monaten zeigt, dass auch im Fußball dieses Bewusstsein wächst. Eine künstliche Konkurrenzsituation aufzubauen, ist da nur hinderlich."
Quelle: ntv.de, ara/sid