Fußball

Terzić rückt in den Fokus Füllkrug öffnet ein heikles Fass beim BVB

Schlecht drauf.

Schlecht drauf.

(Foto: IMAGO/RHR-Foto)

Borussia Dortmund bleibt das ganz große Rätsel: Die Schwarzgelben erleben in Stuttgart erneut einen Rückschlag. Trainer Terzić und Sportdirektor Kehl wirken ob der vielen Leistungsschwankungen ratlos. Fest steht: So wird der BVB kein Titelkandidat der Fußball-Bundesliga mehr.

Edin Terzić wirkte gleichermaßen frustriert wie ratlos. "Brutal enttäuscht" sei er, sagte der Trainer von Borussia Dortmund. "Wir haben wieder einmal ein bekanntes Gesicht gezeigt, mit dem wir sehr unzufrieden sind." Sollte sich der Vizemeister noch öfter so präsentieren wie bei der 1:2 (1:1)-Niederlage beim VfB Stuttgart, "brauchen wir über Ziele nicht mehr reden", meinte Sportdirektor Sebastian Kehl. Der BVB bleibt ein großes Rätsel. Erst die Demütigung gegen den FC Bayern (0:4), dann die Rehabilitation gegen Newcastle United (2:0), nun der nächste Tiefschlag. Die Borussia wird ihre Leistungsschwankungen nicht los - und ist (erstmal) kein Titelkandidat.

Die Dortmunder wüssten "genau, was in uns steckt und zu was wir in der Lage sind", verkündete Terzić nach der desolaten Vorstellung beim VfB. Um vorn dabei zu sein und auch mal wieder eine Trophäe zu gewinnen, reiche es aber eben nicht, das nur "ab und zu zu zeigen." Das müsse seine Mannschaft lernen, erklärte der Coach. Nur: Es will ihr mittlerweile schon seit Jahren - auch vor ihm und unter Marco Rose zwischen Terzićs Amtszeiten - nicht gelingen. Zum x-ten Mal hatte sie mit dem Sieg gegen Newcastle in der Champions League unter der Woche ein Statement gesetzt. Zum x-ten Mal folgte kurz später ein gewaltiger Rückfall. So könne man als BVB nicht auftreten, hielt Sportchef Kehl nach der hochverdienten Niederlage fest.

Tabellenspitze aus den Augen verloren

Wie schon in der Vorsaison droht der BVB, die Tabellenspitze der Fußball-Bundesliga früh aus den Augen zu verlieren. Der Rückstand auf Titelverteidiger Bayern beträgt schon acht Punkte. "Ein Brett" sei das, sagte Torhüter Gregor Kobel. Von Bayer Leverkusen, das unter Trainer Xabi Alonso eine bemerkenswerte Entwicklung genommen hat, ganz zu schweigen. Aktuell müssen die Dortmunder schauen, dass sie überhaupt die erneute Teilnahme an der Champions League absichern. Von der Meisterschaft redet derzeit keiner mehr.

In der vergangenen Saison geriet die Borussia ebenfalls früh und klar ins Hintertreffen, krönte eine fulminante Aufholjagd nach dem Jahreswechsel dann aber fast noch mit dem Gewinn der Schale. "Das wollten wir dieses Jahr besser machen", erklärte Terzić nun rückblickend. Stattdessen rennt sein Team wieder hinterher. Eine Erklärung für den Leistungsabfall nach dem Newcastle-Spiel hatte er nicht. Auch Kehl tat sich schwer bei der Ursachenforschung. Was beide feststellten: Außer Torhüter Kobel, der als erster Dortmunder Torhüter seit Roman Weidenfeller im Oktober 2013 wieder einen Elfmeter in der Bundesliga parierte, aber gleich zwei Foulelfmeter verursachte, erreichte gegen den VfB fast kein einziger Spieler seine Leistungsgrenze. Und das nicht zum ersten Mal. Seine Mannschaft deswegen "zerschreddern" wollte Terzić aber nicht.

Die Dortmunder hätten oft bewiesen, "dass wir in der Lage sind, uns zurückzukämpfen", sagte Trainer Terzić, dessen Mannschaft nach der Länderspielpause einige hohe Hürden erwartet. In der Königsklasse gegen die AC Mailand und Paris Saint-Germain geht es genau wie im DFB-Pokal gegen Stuttgart ums Weiterkommen, in der Liga gegen Borussia Mönchengladbach, Leverkusen und RB Leipzig darum, an der Spitzengruppe dranzubleiben.

Füllkrug hinterfragt taktischen Ansatz

Gegen den VfB blieb der BVB am Samstag fast alles schuldig. Vorn war er weitgehend harmlos, hinten mit den schnellen Angriffen der Schwaben überfordert. Es habe ihm nicht an Leidenschaft oder Engagement gefehlt, meinte Torschütze Niclas Füllkrug. Vielleicht habe man "nicht den perfekten Ansatz" gewählt, mutmaßte der Nationalstürmer am Sky-Mikrofon. "Der VfB hat heute ein bisschen anders gespielt als sonst. Damit haben sie uns vor eine Riesen-Aufgabe gestellt. Damit hatten wir sehr viele Probleme." Auf jeden Fall habe man von einem guten Gegner erneut die "Grenzen aufgezeigt bekommen." Der Trainer wollte die Kritik nicht so stehen lassen und widersprach seinem Stürmer: "Da gehe ich nur bedingt mit. Mit der gleichen Aufstellung haben wir vor ein paar Tagen bewiesen, dass wir es anders können."

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Die Diskussionen, wie gut der Dortmunder Kader wirklich ist, dürften in den kommenden Tagen wieder Fahrt aufnehmen. Ebenso wird es nicht ruhiger um Terzić, der schon nach den wackeligen Leistungen zum Saisonstart reichlich Kritik zu hören bekam. Diese aber mit reifen Leistungen seines Teams in den vergangenen Wochen verstummen lassen konnte.

Die Schwächen in der Bundesliga lassen laut TV-Experte Lothar Matthäus auf ein grundsätzliches Problem schließen. "Das ist keine Mannschaft, was zurzeit in Dortmund ist. Da spielt jeder für sich selbst", sagte er in der Sendung Sky90. Gegen Bayern und Stuttgart seien die Auftritte des BVB "unterirdisch" gewesen, urteilte Matthäus. Dies sei aber keine Ausnahme. "Es zieht sich ja durch die ganze Saison. Ich habe von Borussia Dortmund noch nichts Überragendes in der Bundesliga in dieser Saison gesehen", sagte Matthäus. Der BVB ist und bleibt ein großes Rätsel.

Quelle: ntv.de, tno/dpa

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