Impf-Vorstoß erzeugt Gegenwehr Kritiker werfen Rummenigge Eigennutz vor
11.02.2021, 08:37 Uhr
Rummenigge muss sich heftiger Kritik erwehren.
(Foto: Pool via REUTERS)
Der Vorschlag, die Fußballer des FC Bayern als Impf-Vorbilder einzusetzen, geht nach hinten los. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge kassiert dafür mächtig Gegenwind - Kritiker unterstellen ihm blanken Eigennutz.
Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge gerät wegen seines Impf-Vorstoßes zunehmend in die Kritik. Sportpolitikerin Dagmar Freitag stellt die gute Absicht infrage und unterstellt dem Bayern-Boss wie der Sportsoziologe Gunter Gebauer Eigennutz. Wenn sie wohlwollend annehmen würde, dass es ihm darum gehe, die Impfbereitschaft zu erhöhen, wäre es vorbildlich, wenn der FC Bayern "einen Bruchteil seiner beträchtlichen Einnahmen eingesetzt hätte, um in Anzeigen und TV-Spots mit der Mannschaft für das Impfen zu werben", sagte Freitag, Vorsitzende des Bundestag-Sportausschusses, gegenüber RTL/ntv.
"Das wäre eine glaubwürdige Maßnahme", so die SPD-Politikerin. "Jetzt aber sieht es aus, als wolle er vor allem seine Probleme lösen, denn wir wissen ja, dass aktuell zwei Spieler wegen Corona-Infektionen nicht nach Katar mitgeflogen sind." Der Hintergrund sei also vermutlich eher, "gesunde Spieler zu haben und nicht, die Impfbereitschaft in unserem Land zu erhöhen".
Rummenigge hatte "Sport1" gesagt, dass Fußballprofis Vorbilder bei der Impfung gegen das Coronavirus sein könnten. "Lässt sich beispielsweise ein Spieler des FC Bayern impfen, wächst das Vertrauen in der Bevölkerung", sagte er und betonte: "Wir wollen uns überhaupt nicht vordrängen, aber Fußballer könnten als Vorbild einen gesellschaftlichen Beitrag leisten."
Gebauer erklärte der ARD-Sportschau: "In Wirklichkeit steckt hinter einer solchen Äußerung ja auch die schlaue Idee, die Profi-Fußballer des FC Bayern sollten privilegiert behandelt und im Impfprozess vorgezogen werden." Eine bevorzugte Impfung von Profisportlern fände Gebauer "zutiefst unsozial und moralisch nicht zulässig". Der Sportsoziologe sagte: "Ich kann das aus der Sicht der Sportler und der Firmen, die dahinter stehen, sogar verstehen. Das ist ja ökonomisch motiviert, dass man die Privilegien, die dem Profisport in den letzten Wochen und Monaten eingeräumt worden sind, weiterführen möchte."
Zurückhaltend äußerte sich Trainer Hansi Flick zum Vorstoß von Rummenigge. "Wir wissen alle, dass erst mal andere Menschen Priorität haben, und dass wir uns hinten anstellen müssen und werden. Es ist wichtig, dass man erst mal die Risikogruppen dran nimmt", sagte der 55-Jährige am Rande der Klub-Weltmeisterschaft in Katar.
Quelle: ntv.de, ara/dpa