Fußball

Tuchel führt PSG ins Finale RB Leipzig scheitert an Pariser Extraklasse

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Im Halbfinale der Champions League ist Schluss: RB Leipzig unterliegt Paris Saint-Germain deutlich, auch wenn die Superstars Neymar und Kylian Mbappé ohne Tor bleiben. Trainer Thomas Tuchel führt Paris damit zum ersten Mal ins Endspiel der Königsklasse.

Julian Nagelsmann marschierte sofort nach dem Scheitern von RB Leipzigs "Missão Final" zu Thomas Tuchel und gratulierte fair mit einer kurzen Umarmung. Im Taktik-Duell der deutschen Trainer hat der Bundesligist gegen das übermächtige Starensemble von Paris Saint-Germain den großen Coup in der Königsklasse klar verpasst. Gegen die rasante Fußball-Kunst von Weltmeister Kylian Mbappé und Neymar waren die Sachsen beim 0:3 (0:2) im Halbfinale der Champions League im Estádio da Luz von Lissabon überfordert.

RB Leipzig - Paris St. Germain 0:3 (0:2)

Leipzig: Gulacsi - Mukiele, Upamecano, Klostermann (82. Orban) - Laimer (62. Halstenberg), Sabitzer, Kampl (64. Adams), Angelino - Dani Olmo (46. Schick), Nkunku (46. Forsberg) - Poulsen. - Trainer: Nagelsmann
Paris: Rico - Kehrer, Thiago Silva, Kimpembe, Bernat - Marquinhos - Ander Herrera (83. Verratti), Paredes (83. Draxler) - Di Maria (87. Sarabia), Neymar, Mbappe (86. Choupo-Moting). - Trainer: Tuchel
Schiedsrichter: Björn Kuipers (Niederlande)
Tore: 0:1 Marquinhos (13.), 0:2 Di Maria (42.), 0:3 Bernat (56.)
Zuschauer: keine (in Lissabon)
Gelbe Karten: Laimer, Halstenberg, Poulsen - Kimpembe

Ohne die Paraden von Torwart Peter Gulacsi hätte Nagelsmann sogar eine Blamage erlebt. "Der Gegner war schlicht besser als wir. Das muss man auch akzeptieren", sagte Nagelsmann bei Sky. "Auf dem Niveau wird man extrem schnell bestraft. Trotzdem gibt es da keine Kritik von mir. Wir waren im Halbfinale, darauf können wir stolz sein." Sein Team wäre natürlich "gerne den nächsten Schritt gegangen, das ist ganz normal". Sportdirektor Markus Krösche äußerte: "Paris war einfach besser als wir. Wir haben den ein oder anderen Fehler zu viel gemacht. Aber wir können grundsätzlich zufrieden und stolz auf die Mannschaft sein."

Nach den Toren von Marquinhos (13. Minute), Angel di Maria (42.) und Juan Bernat (56.) greift Tuchel dagegen am Sonntag mit dem französischen Meister gegen den FC Bayern München oder Olympique Lyon nach dem auch von den Geldgebern aus Katar schon lange ersehnten Henkelpott. RB Leipzig muss nach den zunächst verheißungsvollen Tagen in Portugals Hauptstadt ernüchtert die Heimreise antreten.

Nagelsmann sortiert erstmal defensiv um

Nagelsmann, der seinen früheren Förderer Tuchel seit über einem Jahrzehnt kennt, rief im modischen Anzug mit grauem Sakko wie gewohnt energiegeladen immer wieder neue Anweisungen auf den Rasen. Wohl auch aus Respekt vor der Weltklasse-Offensive der Franzosen um Weltmeister Kylian Mbappé, Di Maria und Neymar verordnete er seinem Team in der Defensive eine Viererkette, die aber schon in den ersten Minuten mehrere brenzlige Situationen überstehen musste. Neymar traf nach starkem Pass von Mbappé den Außenpfosten (6.). Sekunden später verhinderte nur ein Handspiel des Brasilianers, der zudem einen Freistoß an den Pfosten setzte (35.), die nächste große PSG-Chance. Die beiden Starspieler rochierten viel - und brachten die RB-Abwehr mit hohem Tempo und technischer Finesse immer wieder in Verlegenheit.

Marquinhos traf dennoch nach einer Standardsituation. Beim Freistoß von Di Maria stimmte die Zuordnung in der RB-Abwehr nicht. Tuchel, der wegen der dicken Schiene am verletzten Fuß meist auf einer großen Box saß, sprang triumphierend auf. Der frühere Dortmunder hatte Nagelsmann einst in den Niederungen des Amateurfußballs beim FC Augsburg II trainiert und dann als Scout losgeschickt - beide Taktik-Experten hatten sich im Vorfeld aber große Mühe gegeben, die persönliche Beziehung runterzuspielen.

Superstars bleiben ohne Tor

"Das Spiel gewinnen müssen am Ende die Spieler", hatte Nagelsmann gesagt. Bis auf einen Schuss von Yussuf Poulsen nach gutem Lauf von Konrad Laimer über die rechte Seite (25.) und einige Versuche beim Stand von 0:3 blieben seine Spieler über weite Strecken aber ungefährlich. Dabei deutete sich immer wieder an, dass auch der Pariser Abwehr mit hoher Geschwindigkeit beizukommen wäre. So hatte auch Atalanta Bergamo das Starensemble im Viertelfinale ganz nah an eine Niederlage gebracht. Den Leipzigern fehlte aber der Zugriff, zu oft halfen nur Fouls, um den Spielaufbau von PSG zu unterbinden. Die Pariser Profis störte das kaum.

Neymar leitete Di Marias Treffer traumhaft mit der Hacke ein, zuvor hatte das aggressive PSG-Pressing Leipzigs oft geforderten Torhüter Gulacsi zu einem bitteren Fehlpass gezwungen. Nagelsmann saß an der Seitenlinie, rieb sich wortwörtlich die Augen und schaute zerknirscht dem PSG-Jubel zu. Kurz vor der Pause fehlten Neymar nur Zentimeter zu seinem ersten Tor des Finalturniers (44.).

Die beiden Leipziger Offensiven Emil Forsberg und Patrik Schick kamen zur zweiten Halbzeit und sollten den Druck erhöhen, was zumindest zehn Minuten lang auch gelang. Gleich die nächste Nachlässigkeit in der Defensive bestrafte der frühere Bayern-Profi Bernat aber schwer. Der Spanier traf per Kopf, nachdem Nordi Mukiele an der eigenen Eckfahne ausgerutscht war, den Ball an Di Maria verlor und dieser ungehindert flanken konnte. Mbappé und Co. hatten im Anschluss weitere Gelegenheiten, bei denen sich Gulacsi mehrfach auszeichnen konnte.

Quelle: ntv.de, Arne Richter, dpa

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