Fußball

"Sind einfach nur Vollidioten" Pauli-Präsident erwägt Punktabzug für Fan-Randale

Ja, hier hat ein Fußballspiel stattgefunden.

Ja, hier hat ein Fußballspiel stattgefunden.

(Foto: IMAGO/Nordphoto)

Verwüstete Toiletten, Böller, die auf Profis, Schiedsrichter und Fans fliegen, mindestens zwei Verletzte. Das ist die Bilanz des Zweiliga-Spiels zwischen dem FC St. Pauli und Hansa Rostock. Hansa-Chef Marien regt sich über die eigenen Anhänger auf, Pauli-Präsident Göttlich ist schon einen Schritt weiter.

Nach den erschreckenden Bildern aus dem Millerntorstadion beim Zweitliga-Nordduell des FC St. Pauli gegen Hansa Rostock (1:0) waren sich die Chefs der beiden Klubs einig. Sowohl St.-Pauli-Präsident Oke Göttlich als auch Hansas Vorstandschef Robert Marien sahen in der Randale einiger Rostocker Anhänger auf den Rängen eine Grenze überschritten. Bei den Vorfällen waren mindestens ein Ordner und ein Heimfan verletzt worden. Insgesamt waren etwa 3000 Hansa-Anhänger am Sonntag nach Hamburg gekommen.

Göttlich zog als Konsequenz härtere Sanktionen für von Fan-Fehlverhalten betroffene Vereine in Betracht. In vielen Stadien sei es in den letzten Monaten sehr viel schlimmer geworden, sagte der 47-Jährige im "Sportclub" im NDR-Fernsehen. "Der finanzielle Schaden reicht nicht mehr aus. Das merkt man, dass es dort nicht als Grenze funktioniert. Vielleicht ist es der unmittelbare Punktabzug, über den man intern mal diskutieren muss, wenn Grenzen überschritten sind", meinte er.

Hansa Rostock hat "massiv Strafen angesammelt"

Marien war spürbar verärgert über die Geschehnisse. "Wir haben massiv Strafen angesammelt. Da muss man drüber diskutieren. Ich möchte heute aber nicht das Finanzielle in den Mittelpunkt stellen, weil heute Gewalt im Spiel war, in einer Form, in der eine rote Linie weit überschritten wurde", sagte er.

"Wir müssen uns in der DFL darüber unterhalten, wie wir solchen Übertritten in irgendeiner Weise begegnen können", meinte Göttlich, der auch Mitglied im Präsidium der Deutschen Fußball Liga ist. "Wir stellen fest - und das ist nicht beim FC St. Pauli oder Hansa Rostock alleine so, sondern auch bei sehr vielen Vereinen -, man bekommt eine gewisse Klientel in keinster Weise mehr in die Verantwortung." In vielen Stadien sei es in den letzten Monaten sehr viel schlimmer geworden, sagte der Chef des Kiezklubs.

Ordner mit Teil eines Waschbeckens getroffen

Die Befürchtungen vor dem als Hochrisikospiel eingestuften Nordduell hatten sich zumindest nach der Halbzeitpause bestätigt. Wegen des Zündens von Pyrotechnik und des Werfens von Böllern im und aus dem Fanblock der Gäste aus Rostock wurde das Spiel nach der Pause mit zehn Minuten Verspätung angepfiffen. Einer der Ordner war von einem Keramikteil eines zerstörten Waschbeckens getroffen worden und wurde ins Krankenhaus gebracht. Ein St.-Pauli-Fan wurde durch den Beschuss mit einem Böller verletzt. In einer zerstörten WC-Anlage wurde nach Angaben des FC St. Pauli Feuer gelegt.

"Dafür können wir uns nur entschuldigen und ihm alles Gute wünschen", sagte Marien, dem zum Zeitpunkt seiner Aussage nur der verletzte Ordner bekannt war. Er könne sich nicht für 50 Leute schämen. "Das sind einfach nur Vollidioten. Von denen distanziere ich mich, die haben mit Hansa Rostock nichts zu tun", betonte er.

Pyrotechnik laut Polizei sogar während der Zugreise

Inzwischen teilte die Bundespolizei mit, dass es auf der Rückfahrt von Hansa-Fans auch in zwei Regionalbahnen zu erheblichen Sachbeschädigungen gekommen ist. Im ersten Zug waren etwa 710 Fußball-Fans des FC Hansa, im zweiten circa 350 Anhänger. Laut der Bundespolizei wurde in der ersten Regionalbahn die Tür der Zugtoilette aus den Scharnieren gerissen. In der anderen Bahn wurde insgesamt dreimal die Deckenverkleidung eingeschlagen und ein Sonnenschutz am Fenster zerstört.

Mehr zum Thema

Zudem sei mutmaßlich von Hansa-Fans an den Haltepunkten in Schwerin Süd, Bützow, Schwaan und am Hauptbahnhof Rostock Pyrotechnik gezündet worden. Unbekannte besprühten die Überdachung des Personentunnels am Bahnhof Hagenow in blauer und roter Farbe mit dem Schriftzug "Scheiss St. Pauli". Die Bundespolizei leitete ein Ermittlungsverfahren wegen des Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz und Sachbeschädigungen ein.

Trotz des Ärgers will Marien weiter das Gespräch mit den aktiven Fangruppen suchen. "Es kommt immer auf das Miteinander und den Dialog an. Bei der Gewalt waren wir uns in den Fangruppen immer einig, dass die roten Linien, die wir definiert haben, auch eingehalten werden", sagte er. "Das Zweite ist, dass man sich über die finanziellen Schäden austauscht." Der Verein wurde - wie andere Klubs auch - in der Vergangenheit wiederholt vom DFB-Sportgericht für Fehlverhalten der Fans zur Kasse gebeten.

Quelle: ntv.de, ara/dpa

Social Networks
Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen