"Halbes Leben gegeben" "Rentner" Dardai lässt sich für seine Hertha stressen
17.04.2023, 14:26 Uhr
Er sei ohne Bundesliga-Job ein anderer Mensch gewesen, so Dardai. Und trotzdem kehrt er zurück auf die Trainerbank.
(Foto: dpa)
Zum dritten Mal ist Pal Dardai Trainer von Hertha BSC. Er soll und will den Fußball-Bundesligisten vor dem Abstieg retten, wie es ihm zuvor schon gelingt. Der 47-Jährige plaudert bei seiner Vorstellung über fehlende Führungsspieler, die Entscheidungsgewalt in seiner Familie - und seinen Hund.
Für Trainer Pal Dardai war die Rückkehr zum Abstiegskandidaten Hertha BSC eine Herzensangelegenheit. "Eigentlich war der Plan, dass ich Sommer zur Akademie zurückkomme. Dann kam der Anruf, dass sie mit mir reden wollen", sagte Dardai bei seiner Vorstellung: "Es hat ein bisschen lange gedauert, aber ich habe zugesagt. Ich will wieder dahinkommen, dass die Hertha-Jugendspieler nicht vom Verein weggehen, dass sie die A-Mannschaft wieder sexy finden."
Er habe sein "halbes Leben dafür gegeben, dass wir eine gute Nachwuchsabteilung haben", so der 47-Jährige: "Doch dafür brauchen wir eine gute A-Mannschaft. Und wenn diese A-Mannschaft jetzt absteigt, dann mit mir - basta. Entweder mit mir drinbleiben oder mit mir absteigen."
Dardai entscheidet nicht allein über Engagement
Nach der 2:5-Klatsche bei Schalke 04 war die Hertha am Freitag auf den letzten Tabellenplatz abgestürzt. Folglich ersetzte Dardai, der die Berliner schon von 2015 bis 2019 und 2021 betreut und zweimal vor dem drohenden Abstieg bewahrt hatte, am Sonntag Trainer Sandro Schwarz. Die Arbeit seines Vorgängers wollte der Trainer-Rückkehrer nicht kritisieren. Auf mehrfache Nachfrage sagte er jedoch: "Es gab viele Fehler, die man korrigieren muss. Ich sehe schon Dinge, die nicht funktionieren."
Die finale Entscheidung über Dardais dritte Amtszeit traf seine Ehefrau Monika. "Da kann jetzt ganz Deutschland lachen. Ich habe zu Hause nicht die Hosen an, sondern Monika", sagte Dardai: "Tommy und Benni (Geschäftsführer Thomas Herrich und Sportdirektor Benjamin Weber, Anm. d. Red.) haben Glück gehabt, sie haben sie überredet. Monika hat die Entscheidung getroffen: 'Na gut, wenn du das machen willst, dann mach'." Die erste Bewährungsprobe steht mit dem Heimspiel am Samstag (15.30 Uhr/Sky und im ntv.de-Liveticker) gegen Werder Bremen an.
Unabhängig vom Ausgang des Saisonendspurts mit nur noch sechs Spielen wird Dardai bei seinem Berliner Herzensklub bleiben. Dann eben beim Nachwuchs oder eben doch als A-Trainer? "Beim Fußball zählt nur der nächste Pass", sagte er ausweichend.
Dardai über Boateng und Führungsspieler
Essenziell für den Klassenerhalt sei eine Auswahl an Führungsspielern, die er jetzt noch nicht benennen könne. Kevin-Prince Boateng als einziger emotionaler Anführer werde für den Klassenerhalt nicht reichen, meinte Dardai. "Dann können wir einpacken", sagte der Ungar. "Wir brauchen Führungsspieler", fügte er an. Welche Rolle er Boateng zukommen lasse, werde er in den nächsten Tagen durch Gespräch herausfinden. Der 36-jährige Boateng hatte im Vorjahr im Abstiegskampf eine entscheidende Rolle unter dem damaligen Retter-Trainer Felix Magath gespielt.
Mit dem Leben ohne den Bundesliga-Zirkus hatte sich Dardai derweil schon angefreundet. "Ich habe immer gesagt: 'Jetzt bin ich Rentner.' Ich habe mich daran gewöhnt. Ich habe nicht gewusst, dass es auch so ein schönes Leben gibt. Ohne den Stress. Ich habe auch gedacht, dass ich nach zwei Wochen verrückt werde", sagte er. Stattdessen verfolgte er die Fußballspiele seiner drei Söhne, Marton spielt nun wieder in seinem Team, - und kaufte sich einen Hund.
Genauer gesagt einen Maltipoo. "So wie Papa", sei der Vierbeiner: "Er beißt. Nein, er ist ein Traum." scherzte der Ungar und gab zu: "Ich bin ein komplett anderer Mensch geworden. Ein Freund hat zu mir gesagt: 'Wenn du einen Hund kaufst, wirst du ein komplett anderer Mensch.' Ich habe ihn ausgelacht. Aber es ist wirklich so. Das ist ein Traum. Pal Dardai ist jetzt ein netter Mensch. Gestern habe ich zugesagt, heute hat der arme Hund gelitten, weil ich ihn zu Hause gelassen habe. Meine Frau kann nicht wegreisen, sie muss zu Hause bleiben."
Quelle: ntv.de, ara/dpa/sid