Fußball

Kleinlaut nach Zidane-Aussagen Mbappé wütet Frankreich-Boss in Grund und Boden

FFF-Präsident Noel Le Graet (r.) in guter Gesellschaft.

FFF-Präsident Noel Le Graet (r.) in guter Gesellschaft.

(Foto: IMAGO/PanoramiC)

Andere Länder haben auch Probleme. Bei WM-Finalist Frankreich könnte alles gut sein. Ist es aber nicht. Das hängt mit der Legende Zinedine Zidane zusammen, der nicht Nationaltrainer wird und vom Verbands-Boss fast verspottet wird. Ein Streit und eine kleinlaute Entschuldigung folgen.

In Frankreich gelten ungeschriebene Gesetze, die zwischen Calais und Marseille jeder beherzigen sollte. Der Wangenkuss ("La bise") ist vornehmlich Familienmitgliedern und sehr guten Freunden vorbehalten. In Restaurants wird man grundsätzlich platziert. Und Zinedine Zidane wird nicht infrage gestellt. Noel Le Graet, Präsident des französischen Fußball-Verbandes FFF, sind diese Gebräuche im stattlichen Alter von 81 Jahren wohlbekannt. Die Welle der Empörung, die ihm seit Sonntag im Land des Vize-Weltmeisters entgegenschwappt, kann ihn also kaum überraschen. Nein, Le Graet hatte nicht seine Manieren im sozialen Umgang vergessen. Er hatte sich abfällig über den vielleicht Größten der Fußballnation geäußert.

Wut und Entrüstung waren die Folge. "Zidane ist Frankreich, wir gehen nicht so respektlos mit dieser Legende um", schrieb Superstar Kylian Mbappé bei Twitter. Der langjährige Bayern-Profi Franck Ribery legte Le Graet einen Besuch beim Arzt nahe, selbst Sportministerin Amelie Oudea-Castera schaltete sich ein und forderte eine Entschuldigung von Frankreichs höchstem Fußball-Funktionär. Sie sprach von einem "beschämenden Mangel an Respekt" gegenüber einer "Legende des Fußballs und des Sports".

Sogar aus Spanien wurde Kritik laut. Zidanes Ex-Klub Real Madrid beklagte in einer offiziellen Stellungnahme "mangelnden Respekt gegenüber einer der größten Sportlegenden." Am Montag ruderte Le Graet kleinlaut zurück. Er bedauere seine "ungeschickten Äußerungen", die zu einem "Missverständnis" geführt hätten. Er wolle sich persönlich bei Zidane entschuldigen. Seine Aussagen würden "absolut nicht meine Gedanken und meine Wertschätzung für den Spieler, der er war, und den Trainer, der er geworden ist", widerspiegeln, sagte Le Graet in einem Statement an die Nachrichtenagentur AFP.

Zidane hat freie Jobwahl

Ausgelöst hat den Zoff ein Radio-Interview Le Graets. In diesem behauptete er, vor der Vertragsverlängerung mit Nationaltrainer Didier Deschamps kein Interesse an einem Telefonat mit Zidane gehabt zu haben. Auf die Frage, ob Zidane ihn angerufen hätte, um sein Interesse an Deschamps' Job zu bekunden, antwortete Le Graet: "Ich wäre nicht einmal ans Telefon gegangen. Was hätte ich ihm schon sagen sollen? 'Hallo Monsieur, keine Sorge, such' Dir einen anderen Verein. Ich habe mich gerade mit Didier auf einen Vertrag geeinigt.'"

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Der 54-jährige Deschamps hatte am Samstag knapp drei Wochen nach der Finalniederlage bei der WM in Katar gegen Argentinien (2:4 im Elfmeterschießen) seinen Vertrag bis 2026 verlängert. Zidane galt als potenzieller Nachfolger, der Weltmeister von 1998 ist seit seinem Abschied bei Real im Sommer 2021 ohne Job. Zuletzt war der 50-Jährige, der mit den Königlichen zwei Meister- und drei Champions-League-Titel gewann, auch als brasilianischer Nationalcoach gehandelt worden. Ein Angebot des US-Verbands soll "Zizou" abgelehnt haben.

Für Le Graet war er kein Thema. "Ich habe mich nie mit ihm getroffen, und wir haben nie darüber nachgedacht, uns von Didier zu trennen", sagte Le Graet und ergänzte zu Zidanes Zukunft: "Er kann machen, was er will, das betrifft mich nicht. In Europa kann er sich die großen Klubs aussuchen." An Interessenten dürfte es Zidane nicht mangeln. An Liebe seiner Landsleute sowieso nicht.

(Dieser Artikel wurde am Dienstag, 10. Januar 2023 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de, sue/sid

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