Platzsturm, VAR, 2 Stunden Pause Olympia-"Zirkus" macht Argentinien fassungslos

Abgebrochen und dann geht es doch weiter: der olympische Fußballauftakt zwischen Argentinien und Marokko.

Abgebrochen und dann geht es doch weiter: der olympische Fußballauftakt zwischen Argentinien und Marokko.

(Foto: picture alliance/dpa/AP)

War der olympische Fußball-Auftakt nun abgebrochen? Oder doch nur unterbrochen? Argentinien schießt eine Viertelstunde in der Nachspielzeit den Ausgleich gegen Marokko, der muss jedoch lange überprüft werden. Danach spielen sich chaotische Szenen ab. Der Weltmeister wähnt sich beinahe bei einem "Dorfturnier".

Nach der "Schande" von Saint-Etienne hat Argentiniens Trainer Javier Mascherano seine Mannschaft für den Rest des olympischen Fußball-Turniers eingeschworen. "Ich habe den Jungs gesagt, dass wir jetzt nach vorne schauen und versuchen müssen, die sechs Punkte zu holen, mit denen wir uns für das Viertelfinale qualifizieren können, und dass all das uns mit Energie und Wut auf das, was vor uns liegt, erfüllen sollte", sagte Mascherano nach dem chaotischen 1:2 (0:1) gegen Marokko zum Auftakt.

"Es ist eine Schande, dass so etwas passiert und das Turnier vergiftet. So etwas würde nicht einmal bei einem Dorfturnier passieren", schimpfte der Olympiasieger von 2004 und 2008: "Es ist erbärmlich." Mascherano sprach von dem "größten Zirkus, den ich je gesehen habe". Beide Seiten hätten eigentlich beschlossen, das Spiel nicht mehr fortsetzen zu wollen, sondern den Weltverband FIFA zu konsultieren.

Aber was war eigentlich passiert? Die Argentinier hatten nach einem vermeintlichen Treffer von Cristian Medina in der 16. Minute (!) der Nachspielzeit geglaubt, einen Punkt im Stade Geoffroy-Guichard gerettet zu haben. Doch dieser später aberkannte Last-Minute-Treffer löste nur eine heillose Verwirrung aus. Aufgebrachte marokkanische Anhänger warfen erst mit Gegenständen und stürmten dann aus Protest das Spielfeld, die Mannschaften gingen im Glauben, das Spiel sei beendet, in die Kabinen. Selbst der offizielle Olympia-Liveticker vermerkte zunächst "end of play", Spiel-Ende, vier Minuten später dann aber auch: "interrupted" (unterbrochen).

Gut zwei Stunden nach den bizarren Szenen tauchten die beiden Mannschaften wieder auf dem Platz auf, vor mittlerweile leeren Rängen. Das Spiel sollte fortgesetzt werden - doch der erfahrene schwedische FIFA-Schiedsrichter Glenn Nyberg konsultierte erst einmal den VAR. Und entschied nach Ansicht der Videobilder auf Abseits, das Tor von Medina zählte nicht. Nyberg ließ noch einmal drei Minuten nachspielen, dann war endgültig Schluss - über vier Stunden nach dem Anpfiff.

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"Das Ärgerliche daran ist, dass das Spiel unterbrochen wurde. Wenn man etwas überprüfen will, sollte man es direkt nach dem Vorfall überprüfen", sagte Mascherano: "Neben dem olympischen Geist muss auch die Organisation dem Standard des Turniers entsprechen, und das ist im Moment leider nicht der Fall." Argentinien trifft in Gruppe B nun am Samstag in Lyon auf den Irak, danach zum Vorrundenabschluss noch auf die Ukraine. Platz zwei würde zum Einzug ins Viertelfinale reichen.

Die Argentinier fordern Konsequenzen für den Vorfall und haben Beschwerde bei der FIFA eingelegt. Die Argentinier forderten die Disziplinarkommission des Weltverbands auf, Maßnahmen wegen der Vorkommnisse zu ergreifen. Es handle sich um ein "ernstes Ereignis".

Quelle: ntv.de, ses/sid/dpa

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