Spanien mit "dreckigen Tricks" DHB-Team wütet nach Gold-Mission-Dämpfer
24.07.2021, 11:27 Uhr
Hendrik Pekeler und das deutsche Team verloren gegen Spanien zum Auftakt in das olympische Turnier.
(Foto: REUTERS)
Bitterer Olympia-Auftakt für die deutschen Handballer: Nach einem Krimi verlieren Kapitän Uwe Gensheimer und Co. nur mit einem Tor gegen Spanien. Johannes Bitter beklagt anschließend unsportliches Verhalten des Gegners. Es ist von "dreckigen Tricks" die Rede. Auch die Schiedsrichter sorgen für DHB-Ärger.
Großer Kampf, knappe Niederlage: Die deutschen Handballer haben das erhoffte Erfolgserlebnis zum Olympia-Auftakt verpasst. Die Mannschaft von Bundestrainer Alfred Gislason verlor gegen Europameister Spanien mit 27:28 (13:12) und kassierte damit im Kampf um die angestrebte Medaille gleich einen herben Rückschlag.
Zweimal war Deutschlands wegen vermeintlicher Stürmerfouls in der Schlussphase zurückgepfiffen worden, Gislason hatte seine Zweifel. "Ich muss mir das nochmal in Ruhe angucken, aber ich glaube, dass keines von beiden ein Stürmerfoul war", sagte der Bundestrainer. Regisseur Philipp Weber (SC DHfK Leipzig) wurde deutlicher: "Ich bemühe mich gerade, Worte zu finden, weil ich echt sauer bin. Aber natürlich hätten wir schon vorher den Sack zumachen müssen. Das war Spitz auf Knopf und am Ende sehr ärgerlich für uns."
"Der Gegner macht mit Absicht den Ball nass, damit wir mit einem nassen Ball danach weiterspielen müssen", klagte Johannes Bitter anschließend ein mutmaßlich unsportliches Verhalten der Spanier an. "Vielleicht macht man das auf dem Niveau, aber ich glaube, wir machen das nicht." ZDF-Moderater Jochen Breyer sprach von "dreckigen Tricks". DHB-Vizepräsident Bob Hanning sah in der Schlussphase "vielleicht zu viele technische Fehler, aber es sind auch viele richtige Entscheidungen getroffen worden". Abwehrspezialist Finn Lemke (MT Melsungen), von Hanning als der "emotionale Leader" bezeichnet, nannte es "eigentlich ein gutes Zeichen, dass wir gegen Spanien so gut mithalten konnten. Es ist immer noch alles offen."
Kreisläufer Hendrik Pekeler (THW Kiel) monierte ebenfalls die beiden vermeintlichen deutschen Stürmerfouls in den letzten Sekunden: "Ich glaube, Steffen (Weinhold, d. Red.) hat den Spanier gar nicht berührt." Bester Torschütze der DHB-Auswahl im Yoyogi National Stadium von Tokio war Steffen Weinhold (THW Kiel) mit fünf Treffern, viermal traf sein Vereinskollege Hendrik Pekeler. Im nächsten Spiel der Vorrundengruppe A trifft das deutsche Team am Montag (4.00 Uhr MESZ/ZDF und Eurosport) auf Argentinien. Die weiteren Gegner sind Rekordweltmeister Frankreich, der EM-Dritte Norwegen und Brasilien. Die ersten vier Mannschaften der Sechsergruppe ziehen ins Viertelfinale ein.
DHB-Team übernimmt Kommando
"Es ist extrem wichtig bei so einem Turnier, wie man da reinkommt", hatte Gislason die Bedeutung der Partie hervorgehoben - und gleich ein Zeichen gesetzt. Statt auf den langjährigen Stammkeeper Andreas Wolff setzte der Isländer, der nach zwei Teilnahmen als Spieler seine olympische Premiere auf der Trainerbank feierte, zunächst auf Bitter. Auf jenen Bitter also, der mit seinem 165. Länderspieleinsatz im Alter von 38 Jahren und 325 Tagen zum ältesten Handballer aufstieg, der jemals für Deutschland bei Olympischen Spielen aufgelaufen ist.
Auch Juri Knorr, einer von sechs Olympia-Debütanten im deutschen Team, stellte einen Rekord auf: Mit 21 Jahren und 76 Tagen löste er Jochen Fratz als jüngster Olympia-Handballer der DHB-Geschichte ab. Der Team-Oldie, der in Tokio nach Peking 2008 seine zweiten Sommerspiele erlebt, rechtfertigte das Vertrauen von Beginn an. Auch dank Bitters Paraden drehte die DHB-Auswahl einen frühen Rückstand (1:3) und übernahm schnell das Kommando. Einige Fehlwürfe, drei davon von Kapitän Uwe Gensheimer, verhinderten allerdings, dass sich das deutsche Team nach dem 9:6 (18.) weiter absetzen konnte. Mit einem hauchdünnen Vorsprung ging es in die Pause.
Umstrittene Schiedsrichter-Entscheidungen
"Es ist ein sehr ausgeglichenes Spiel, und es wird interessant zu sehen sein, wer den längeren Atem hat", sagte DHB-Sportvorstand Axel Kromer in der Halbzeit. Den besseren Start in den zweiten Abschnitt erwischten die Spanier. Mit ihrer beweglichen Deckung stellten sie die deutsche Mannschaft nun zunehmend vor Probleme, die erfahrenen Iberer (Durchschnittsalter 33,8 Jahre) nutzten ihre Chancen bis zum 19:16 (40.) konsequent. In der Schlussphase hatte der Europameister dann das Glück und auch die schwedischen Schiedsrichter bei drei umstrittenen Entscheidungen auf seiner Seite.
Abgesehen von Patrick Wiencek und Fabian Wiede tritt das deutsche Team in Japan in Bestbesetzung an. Zehn Spieler stehen im aktuellen deutschen Kader, die schon beim Bronze-Coup vor fünf Jahren in Rio dabei waren. Zu gerne würden Gensheimer und Co. nach Gold 1980 in Moskau sowie Silber 1984 in Los Angeles und 2004 in Athen nun das fünfte Edelmetall für die DHB-Männer holen. Es wird ein langer Weg.
Quelle: ntv.de, dbe/sid