Petition fordert Ausschluss Verurteilter Sexualstraftäter wird bei Olympia ausgebuht
28.07.2024, 12:20 Uhr
Die Buhrufe ertönten, als Steven van de Velde persönlich vorgestellt wurde.
(Foto: IMAGO/Beautiful Sports)
Der Niederländer Steven van de Velde ist der vermutlich umstrittenste Sportler bei diesen Olympischen Spielen. Vor zehn Jahren hatte der 29-Jährige ein 12 Jahre altes Mädchen vergewaltigt. Bei seinem ersten Auftritt in Paris gibt es reichlich Unmut von den Rängen.
Der erste Auftritt des niederländischen Beachvolleyballers Steven van de Velde bei den Olympischen Spielen in Paris hat für großen Unmut im Publikum gesorgt. Der vor acht Jahren verurteilte Sexualstraftäter wurde am Sonntag vor seinem Auftakt-Spiel mit Teamkollege Matthew Immers ausgebuht. Die Niederländer verloren anschließend mit 1:2 gegen die Italiener Alex Ranghieri/Adrian Carambula.
Im Beachvolleyball-Stadion unter dem Eiffelturm war das Team zunächst mit Applaus empfangen worden, zahlreiche niederländische Fans waren vor Ort. Die Buhrufe ertönten, als van de Velde persönlich vorgestellt wurde. Der Start des 29-Jährigen bei den Sommerspielen ist ein großer Streitfall. In einer Online-Petition forderten bis Sonntagmittag knapp 95.000 Menschen das IOC zum Ausschluss des Sportlers auf. Schon seine Nominierung hatte für reichlich Aufregung gesorgt.
"Erst jetzt gibt es darüber diese große Diskussion"
Nach der Partie verließ van de Velde die Anlage, ohne - wie bei derartigen Anlässen üblich - mit Journalisten zu sprechen. Der Pressechef der Niederländer erklärte, dass dieses Vorgehen mit dem Sportler, dem Team und dem IOC abgesprochen sei. Teamkollege Immers sagte, dass er enttäuscht sei über die große Aufmerksamkeit, die das Thema rund um Olympia eingenommen habe. "Ich kenne den Typen seit drei, vier Jahren, wir haben jedes Turnier zusammen gespielt. Und erst jetzt gibt es darüber diese große Diskussion."
Wegen der Vergewaltigung einer Zwölfjährigen im Jahr 2014 war van de Velde 2016 in England zu vier Jahren Haft verurteilt worden. Nachdem er einen Teil seiner Strafe abgesessen hatte, kehrte er in die Niederlande zurück. Dort wurde das Urteil an das gängige Recht angepasst, nach 13 Monaten kam der Beachvolleyballer wieder frei. "Ich habe getan, was ich getan habe. Ich kann es nicht rückgängig machen. Es ist der größte Fehler meines Lebens", sagte er einmal.
"Maßnahmen, um für Ruhe zu sorgen"
Das Niederländische Olympische Komitee (NOC*NSF) hatte für die Spiele Konsequenzen gezogen. Van de Velde wurde auf eigenen Wunsch außerhalb des olympischen Dorfes untergebracht und wird nicht mit der Presse sprechen. Man bedauere "die Auswirkungen, die die erneute Fokussierung auf die Vergangenheit des Beachvolleyballers Steven van de Velde für viele Menschen hat", teilte das NOC*NSF mit. Der Verband ergreife deshalb "Maßnahmen, um so weit wie möglich für Ruhe zu sorgen".
Van de Velde studiert mittlerweile an der Universität Heerlen Psychologie. Er ist mit Kim Behrens, Schwester des deutschen Fußball-Nationalspielers Kevin Behrens, verheiratet. Zusammen haben sie ein Kind.
Quelle: ntv.de, tno/sid/dpa