Es ist das erste Mal seit neun Jahren, dass Atommüll in Castoren durch Deutschland transportiert wird. Die Fracht aus dem britischen Sellafield rollt zum Zwischenlager nahe des stillgelegten Kernkraftwerks in Biblis. An dem Transport gibt es viel Kritik - auch wegen der Corona-Gefahr.
Umweltschützer und Polizeivertreter wollten den Atommüll-Transport von England nach Hessen stoppen - vergeblich. Nun läuft die Fracht im Hafen Nordenham ein und soll weiter nach Biblis fahren. Polizei und Demonstranten bereiten sich auf eine Konfrontation unter Corona-Bedingungen vor.
Über die Zwischenlagerung von giftigem Atommüll wird fortwährend diskutiert. Zum ersten Mal seit einem knappen Jahrzehnt sind nun wieder Castoren aus dem Ausland unterwegs in die Bundesrepublik. Atomkraftgegner kündigen Proteste entlang der Route an.
Wohin mit dem Atommüll? Mehr als die Hälfte der Fläche Deutschlands kommt als Standort für ein Endlager in Frage. Gorleben ist nicht dabei. Die Bundesbehörde für nukleare Entsorgung hält das für einen Fehler.
Seit Tagen ist ein neuer Uran-Transport von Nordrhein-Westfalen nach Russland unterwegs. Umweltschützer sind ernsthaft besorgt. Doch was sagen die Behörden und die Betreiber dazu?
Auf ihrer Suche nach einem Standort für ein Atommüll-Endlager hat die Bundesgesellschaft für Endlagerung ihren ersten "Zwischenbericht" vorgestellt. 54 Prozent Deutschlands sind noch im Rennen. Darunter der Berliner Stadtrand, der Salzstock Gorleben aber nicht mehr. Von Kevin Schulte
CSU-Chef Söder lehnt ein atomares Endlager in Bayern ab. Das sorgt für scharfe Kritik bei der SPD. Generalsekretär Klingbeil wirft Söder Realitätsverweigerung vor und stellt dessen Qualifikation für bundespolitische Aufgaben infrage.
Mehr als die Hälfte Deutschlands kommt für den Bau eines Atommüll-Endlagers infrage - auch Gebiete in Bayern. Dessen Ministerpräsident Söder weist dies jedoch zurück und kritisiert zugleich das Verfahren zur Standort-Auswahl. Gegenwind bekommt er allerdings von einem Amtskollegen aus dem Norden.
Jahrzehntelang galt der Salzstock in Gorleben als Favorit bei der Suche nach einem Endlager. Nun spielt das Bergwerk keine Rolle mehr. Dafür hat die Bundesgesellschaft für Endlagerung 90 andere Gebiete gefunden, in denen der Atommüll gelagert werden könnte.
Etwa 1900 Behälter mit stark strahlendem Atommüll bleiben übrig, wenn Ende 2022 das letzte AKW in Deutschland vom Netz geht. Wohin damit? Deutschlandweit wird nach dem besten Ort für ein Endlager gesucht - ein Zwischenbericht nimmt nun eine erste Eingrenzung vor.
Der mühsam erzielte Kompromiss zur unvoreingenommenen Suche nach einem geeigneten Endlager für Deutschlands Atommüll wackelt. Der Suche zugrundeliegende Geodaten würden durch ein neues Gesetz nicht ausreichend transparent gehalten, kritisieren die Grünen. Sie wollen ihre Blockade-Macht im Bundesrat nutzen.
In Deutschland können wir unseren Atommüll frühestens 2050 in ein Endlager bringen, weil die Suche nach einem geeigneten Standort gerade erst begonnen hat. In Finnland ist das weltweit erste Lager für hochradioaktiven Abfall dagegen schon fast fertig.
Deutschland macht Ende 2022 Schluss mit Atomkraft. Zuletzt ist das AKW Philippsburg 2 vom Netz gegangen. Damit bleiben nur noch sechs Kernreaktoren übrig, die aber auch innerhalb der kommenden Jahre abgeschaltet werden. Doch die entscheidende Frage bleibt: Wohin mit dem strahlenden Müll?
Für die deutsche Anti-Atomkraftbewegung ist dieser Tag ein Graus: Vor 35 Jahren rollen mehr als 200 Fässer mit radioaktivem Abfall im Zwischenlager Gorleben ein - es ist der erste Atommüll, der das niedersächsische Dorf erreicht.
Das letzte Atomkraftwerk soll in nicht einmal dreieinhalb Jahren in Deutschland vom Netz gehen. Schön und gut - doch damit ist der Ausstieg aus der umstrittenen Kernkraft noch lange nicht geschafft. In den kommenden Jahren wird es erst richtig heikel, wie ein Überblick zeigt.