Klartext unerwünscht? BER stellt Pressesprecher kalt
11.04.2016, 11:41 Uhr
"Alles kommt raus": PR-Profi Daniel Abbou sorgt am BER mit Klartext für Unmut.
(Foto: picture alliance / dpa)
Offene Worte sind auf der Baustelle anscheinend unerwünscht: "Kein Mensch, der nicht medikamentenabhängig ist, gibt Ihnen feste Garantien für diesen Flughafen", sagt BER-Sprecher Abbou. Jetzt muss er um seinen Arbeitsplatz fürchten.
So viel Offenheit geht BER-Chef Karsten Mühlenfeld zu weit: Der Pressesprecher der Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg, Daniel Abbou, ist nach einem Interview von seinem Posten freigestellt worden. Abbous Arbeitgeber bestätigte zu Wochenbeginn entsprechende Presseberichte.

Daniel Abbou, bislang Leiter der Unternehmenskommunikation des Flughafen Berlin-Brandenburg (BER).
(Foto: picture alliance / dpa)
"Das Interview von Herrn Abbou mit dem 'PR Magazin' ist nicht mit der Geschäftsführung abgestimmt", begründete Flughafenchef Mühlenfeld die Entscheidung. Zuvor hatten die "Berliner Morgenpost" und der "Tagesspiegel" über die Beurlaubung berichtet.
Interne Angstkultur?
In einem Interview mit der Fachzeitschrift hatte Abbou für Offenheit im Umgang mit Versäumnissen beim Bau des neuen Hauptstadtflughafens geworben. "Dazu hat die alte Flughafencrew zu viel verbockt, dafür sind zu viele Milliarden in den Sand gesetzt worden", sagte er. Abbou hatte das Amt des Pressechefs erst im Januar übernommen.
Das "PR Magazin", das sich als Fachblatt an PR-Verantwortliche und Experten aus der Auftragskommunikation wendet, hatte den 45-jährigen PR-Profi anlässlich seiner ersten 100 Tage im Amt befragt. Themen des Gesprächs waren nach Angaben des Blattes unter anderem "interne Angstkultur und positive Kommunikation, trotz nicht abreißender Hiobsbotschaften". Betitelt ist das Interview mit den Worten: "Alles kommt raus".
"Mein Technikchef hält daran fest"
Tatsächlich enthält das Interview sehr offenherzige, insgesamt aber wenig brisante Passagen. BER-Sprecher Abbou äußerte sich zum Beispiel auch zur geplanten Flughafen-Eröffnung in der zweiten Jahreshälfte 2017. "Mein Technikchef hält weiter daran fest, dass es eine Chance gibt, 2017 einzuhalten. Und wenn er das glaubt und mir das auch kommuniziert, dann ist es so."
Aber, fügte Abbou freimütig hinzu, "kein Politiker, kein Flughafendirektor und kein Mensch, der nicht medikamentenabhängig ist, gibt Ihnen feste Garantien für diesen Flughafen." Damit dürfte er vielen Beteiligten aus dem Herzen gesprochen haben.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa