GDL denkt nicht an Verkürzung Bahnstreik hat begonnen - Weselsky verpasst letzten Zug
10.01.2024, 03:29 Uhr Artikel anhören
Der Eilantrag der Bahn ist gescheitert, die GDL streikt. Im Fernverkehr gilt ein Notfahrplan, der Großteil der Züge fällt aus. Im Regionalverkehr gibt es ebenfalls Einschränkungen. Auch GDL-Chef Weselsky ist von seinem Streik betroffen.
Bahnfahrer müssen sich seit dem frühen Morgen wegen des mehrtägigen Lokführerstreiks der Gewerkschaft GDL auf weitreichende Einschränkungen im Fern- und Regionalverkehr einstellen. "Der Notfahrplan ist heute Morgen stabil angelaufen", sagte eine Bahnsprecherin. Im Fernverkehr fallen demnach rund 80 Prozent der Züge aus. Auch im Regionalverkehr gibt es Beeinträchtigungen, die regional unterschiedlich stark sind. Der Ausstand soll bis Freitag 18 Uhr andauern. Im Güterverkehr ging der Streik bereits am Dienstagabend los.
Für die meisten Kunden kam die Aktion nicht überraschend: An vielen großen Bahnhöfen war am Morgen kaum etwas los. "Wir sehen auch, dass unsere Fahrgäste ihre Fahrt vorgezogen haben oder sie zu einem späteren Zeitpunkt nachholen", sagte die Sprecherin. Bis zuletzt hatten Bahn und Transdev versucht, den Ausstand juristisch zu verhindern. Das Landesarbeitsgericht Hessen wies den Antrag auf einstweilige Verfügung am Dienstagabend endgültig ab.
Mit den Auswirkungen des Streiks war auch GDL-Chef Claus Weselsky konfrontiert: Er kam am Dienstagabend schon nicht mehr vom Gerichtstermin in Frankfurt nach Berlin: "Der letzte Zug ist weg", stellte der Gewerkschafter nach der Urteilsverkündung fest.
Der Streik fällt zeitlich mit den bundesweiten Bauernprotesten zusammen, die an diesem Mittwoch erneut zu Verkehrsbehinderungen führen können. Angekündigt sind etwa Sternfahrten, Kundgebungen und Blockaden an Autobahnauffahrten - für viele Pendler droht damit ein anstrengender Tag. Weniger Probleme dürften Reisende haben, die mit der privaten Konkurrenz der Bahn unterwegs sind. Viele regionale Bahnbetreiber werden nicht bestreikt und auf der Langstrecke bedient Flixtrain seine Linien wie gewohnt.
Der Ausstand bei der Bahn ist der dritte und bisher längste im aktuellen Tarifstreit der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) und der Deutschen Bahn. Auch das Eisenbahnunternehmen Transdev wird bestreikt. Mit Einschränkungen ist auch in den Stunden nach dem offiziellen Streikende am Freitagabend noch zu rechnen. Ob der eigene Zug fährt oder nicht, können Fahrgäste über die üblichen Auskunftskanäle der Bahn erfahren. Der Notfahrplan ist dort bereits eingepflegt. Fahrgäste sind dazu aufgerufen, ihre geplanten Fahrten zwischen Mittwoch und Freitag zu verschieben. Die Zugbindung für sämtliche Tickets während des Streikzeitraums vom 10. bis 12. Januar ist laut Bahn aufgehoben. Kunden können ihre Fahrten also auch in den Tagen danach noch antreten.
Wissing appelliert an Tarifpartner
Die Bahn forderte die GDL am Dienstagabend auf, wieder an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Auch Verkehrsminister Volker Wissing rief beide Seiten zu Verhandlungen auf. "Es muss ein Weg gefunden werden, mit dem beide Seiten zurechtkommen. Dazu muss miteinander gesprochen werden", sagte der FDP-Politiker der "Bild"-Zeitung. GDL-Chef Weselsky betonte dagegen, dass es an der Bahn sei, ein verbessertes Angebot vorzulegen. "Die Frage der Verkürzung des Streiks steht nicht zur Debatte", machte der 64-Jährige deutlich.
Seit Anfang November ringt die GDL mit der Bahn und anderen Eisenbahnunternehmen um höhere Tarife. Kern des aktuellen Tarifkonflikts ist aber die Forderung der Gewerkschaft nach einer Reduzierung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden. Die Bahn hält diese Forderung für unerfüllbar. Sie ist lediglich bereit, mit der Gewerkschaft über die Ausweitung bereits bestehender Arbeitszeit-Wahlmodelle zu reden. Gewerkschaftschef Weselsky lehnt das ab und verweist auf schon vereinbarte Abschlüsse mit den kleineren Eisenbahnunternehmen Netinera und Go Ahead. Dort hatte die GDL in den vergangenen Wochen die geforderte Arbeitszeitreduzierung durchgesetzt. Nach diesem Muster sollen nun auch die noch ausstehenden Abschlüsse gestaltet werden.
Im aktuellen Tarifstreit hat die GDL bereits zweimal zu Warnstreiks aufgerufen, die im Personenverkehr aber maximal 24 Stunden dauerten. Im Dezember hat die Gewerkschaft ihre Mitglieder per Urabstimmung über unbefristete Streiks abstimmen lassen. Rund 97 Prozent der Teilnehmer sprachen sich dafür aus. Seither sind längere Streiks möglich.
Quelle: ntv.de, ino/dpa