Wirtschaft

Sparkurs und neue Strategie Bayer stemmt sich gegen die Problemflut - tiefrote Zahlen

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Bayer plant in den nächsten Jahren Milliardeneinsparungen.

Bayer plant in den nächsten Jahren Milliardeneinsparungen.

(Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress)

Der Pharmariese Bayer steckt in der Krise. Wertberichtigungen drücken die Leverkusener tief ins Minus. Die Dividende wird auf ein Minimum zusammengestrichen. Mit Rotstift und neuen Ansätzen bei den Glyphosat-Klagen soll sich die Lage aufhellen. Denn neben all den Problemen erwartet der DAX-Konzern auch operativ einen Rückschritt.

Der Pharma- und Agrarkonzern Bayer ist im vergangenen Jahr auch wegen hoher Wertberichtigungen in der Agrarsparte tief in die Verlustzone gerutscht. Doch die schwierige Lage soll trotz hoher Schulden ohne Spartenverkauf gemeistert werden. Ein Umbau steht "nicht jetzt" auf der Tagesordnung. Gleichwohl "werden wir für alles offen bleiben", sagte Bayer-Chef Bill Anderson. Zunächst soll die Geschäftsentwicklung verbessert und mehr strategische Flexibilität geschaffen werden. Bis 2026 sollen jährlich zwei Milliarden Euro gespart werden. Zudem will das Unternehmen mit Blick auf die Rechtsstreitigkeiten in den USA "neue Ansätze inner- und außerhalb der Gerichtssäle" verfolgen, um Risiken und Unsicherheiten zu reduzieren.

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Im vergangenen Jahr fiel bei sinkenden Umsätzen ein Minus von 2,9 Milliarden Euro an, wie der DAX-Konzern weiter mitteilte. Im Vorjahr hatten die Leverkusener noch fast 4,2 Milliarden Euro verdient. Die Einnahmen schrumpften währungs- und portfoliobereinigt auf Jahressicht um 1,2 Prozent auf 47,6 Milliarden Euro. Der operative Ertrag (Ebitda) vor Sondereinflüssen brach um mehr als 13 Prozent auf 11,7 Milliarden Euro ein. Die Aktionäre müssen, wie schon angekündigt, herbe Einschnitte bei der Dividende hinnehmen: Sie soll von 2,40 Euro auf 0,11 Euro zusammengestrichen werden. Das ist der rechnerische Mindestbetrag, den Bayer nach dem Aktiengesetz ausschütten muss, so lange das Unternehmen nach HGB-Bilanzierung schwarze Zahlen schreibt.

"Betrachten Thema aus allen Blickwinkeln"

Für das laufende Jahr erwartet Bayer einen um Währungseffekte bereinigten Umsatz zwischen 47 Milliarden und 49 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis (Ebitda) vor Sondereinflüssen soll indes erneut sinken - auf währungsbereinigt 10,7 Milliarden bis 11,3 Milliarden Euro. Zum Jahresende 2024 werde eine Nettofinanzverschuldung von 32,5 Milliarden bis 33,5 Milliarden Euro anvisiert.

Bereits im Januar hatte Bayer mitgeteilt, dass es im Zuge der geplanten Verschlankung der Verwaltung und der angestrebten Beschleunigung von Entscheidungsprozessen zu einem erheblichen Personalabbau in Deutschland kommen dürfte.

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Trotz der angekündigten Erweiterung des Vorgehens im Fall des Unkrautvernichters Glyphosat will sich Bayer weiter "energisch verteidigen" und jedes negative Urteil anfechten. "Aber es ist klar, dass eine Verteidigungsstrategie allein nicht ausreicht. Wir betrachten das Thema aus allen Blickwinkeln." Ziel sei es, "diesen Rechtskomplex im Sinne unseres Unternehmens und unserer Kunden abzuschließen".

Die Klagewelle wegen der angeblich krebserregenden Wirkung des Herbizids hatte sich Bayer mit der Übernahme des Glyphosat-Entwicklers Monsanto eingehandelt. Zuletzt standen noch für 54.000 der insgesamt rund 167.000 angemeldeten Ansprüche Einigungen aus. Die Vorwürfe gegen Glyphosat hat Bayer stets zurückgewiesen. Behörden weltweit haben das Mittel als nicht krebserregend eingestuft. Die Krebsforschungsagentur IARC der Weltgesundheitsorganisation WHO bewertete den Wirkstoff 2015 als "wahrscheinlich krebserregend". Bayer sieht sich zudem mit zahlreichen Klagen wegen der Chemikalie PCB konfrontiert, die von Monsanto bis 1977 produziert wurde.

Quelle: ntv.de, jwu/rts/dpa

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