Wirtschaft

Börsen weltweit verunsichert Behörden schließen US-Bank nach hohen Verlusten

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Die amerikanische Silicon Valley Bank vermeldet einen hohen Verlust - und zieht so die Kurse zahlreicher anderer Geldinstitute in die Tiefe. Ihre Papiere werden erst vom Handel ausgesetzt, schließlich machen die Behörden ernst: Die Bank wird geschlossen.

Die US-Behörden haben die in massive Schwierigkeiten geratene Silicon Valley Bank (SVB) geschlossen. Die kalifornische Behörde für Finanzschutz und Innovation begründete die Maßnahme mit einer "inadäquaten Liquidität" sowie "Insolvenz" der Bank. Versicherte Einlagen bei der SVB wurden an eine vom Bundeseinlagensicherungsfonds FDIC neu gegründete Bank namens DINB überwiesen.

Die 17 Filialen der SVB in den Bundesstaaten Kalifornien und Massachusetts sollen laut FDIC am Montag unter Aufsicht dieser DINB wieder öffnen. Die Besitzer von versicherten Einlagen werden dann Zugriff auf ihr Geld erhalten. Besitzer von nicht versicherten Einlagen - in den USA üblicherweise Beträge über 250.000 Dollar (rund 237.000 Euro) - sollen sich bei der FDIC melden und erhalten dann zunächst ein Besitzerzertifikat über das Geld.

Nach Angaben der FDIC hatte die SVB Ende 2022 Kundeneinlagen von insgesamt 175,4 Milliarden Dollar. Die Bank ist demnach die erste auf Bundesebene versicherte Bank seit dem Jahr 2020, die geschlossen wird. Die FDIC ist ein Einlagensicherungsfonds mit Regulierungsaufgaben und spielt eine wichtige Rolle für die Stabilität des US-Bankensystems.

Weitere Meldungen zum Marktgeschehen finden Sie im Börsen-Tag.

Großbanken leiden

Die Probleme der SVB hatten an den Börsen weltweit Verunsicherung ausgelöst und insbesondere Bankentitel auch in Europa abstürzen lassen. Die Papiere der Deutschen Bank etwa verloren bis Freitagnachmittag fast neun Prozent an Wert. Anderen europäischen Großbanken erging es ähnlich.

Deutsche Bank
Deutsche Bank 9,50

Hintergrund der Entwicklung ist eine Mitteilung der SVB vom Mittwochabend. Das kalifornische Institut mit engen Verbindungen zum Technologiesektor vermeldete einen Verlust von 1,8 Milliarden Dollar (1,7 Milliarden Euro) beim Verkauf von Wertpapieren und kündigte eine Kapitalerhöhung an. Der Bank waren zuletzt in Zusammenhang mit den höheren Zinsen viele Kunden verloren gegangen.

Die Bank hatte mit dem Verkauf für neue Liquidität sorgen wollen, nachdem viele Kunden ihr Geld abgezogen hatten - teilweise eine Folge der derzeitigen Probleme des Technologie-Sektors. Die SVB-Aktien verloren dann an der Börse am Donnerstag rund 60 Prozent an Wert. Im nachbörslichen Handel ging es weiter abwärts. In der Folge wurden zunächst Papiere anderer US-Banken nach unten gezogen. Am Freitag setzte sich der Effekt in Europa und auch in Asien fort.

Yellen sieht "Anlass zur Sorge"

Die Société Générale verlor an der Pariser Börse bis Freitagnachmittag mehr als sechs Prozent, die Titel der italienischen Unicredit lagen knapp viereinhalb Prozent im Minus und die der britischen Barclays-Bank fast fünf Prozent. Die Entwicklung drückte die europäischen Leitindizes wie den Deutschen Aktienindex (DAX) ins Minus. Zuvor hatten bereits die Börsen in Tokio, Shanghai und Hongkong im Minus geschlossen.

Silicon Valley Bank
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Auch die Wall Street startete mit Verlusten, insbesondere Bankentitel lagen erneut im Minus. Die SVB-Aktie wurde zunächst vom Handel ausgesetzt, später wurde die Bank geschlossen. US-Finanzministerin Yellen sagte vor einem Kongressausschuss, es gebe "Entwicklungen einige Banken betreffend, die ich sehr genau im Blick habe". Wenn Banken finanzielle Verluste erlitten, sei dies "Anlass zur Sorge".

Der Absturz der SVB habe "Befürchtungen befeuert, dass andere Banken ähnliche Probleme bekommen könnten", erklärte Ipek Ozkardeskaya von der Swissquote Bank. Jens Nordvig von Exante Data and Market Reader wies darauf hin, dass es eine lange Null-Zins-Phase gegeben habe, während der die Banken "auf eine bestimmte Weise" funktioniert hätten. Manche Institute bekämen nun Schwierigkeiten, weil sie mit "völlig anderen Bedingungen" konfrontiert seien.

Quelle: ntv.de, mli/AFP

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