Wirtschaft

Kerstin Andreae im "Frühstart" Bei Gaspreisen "ein höheres New Normal"

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Die Börsenpreise für Gas sind seit einiger Zeit wieder deutlich niedriger, aber die Endkunden spüren davon nichts. Da liegt die Befürchtung nahe, Energieversorger könnten die Preisbremsen ausnutzen, um die Preise hochzuhalten. Die Energielobbyistin Andreae verweist hingegen auf langfristige Verträge der Versorger.

Die Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft, Kerstin Andreae, rechnet damit, dass die Verbraucherpreise für Gas trotz der sinkenden Börsenpreise hoch bleiben werden. "Wir werden ein neues, ein höheres, dieses sogenannte New Normal bekommen, (…), weil wir langfristig nicht mehr dieses billige russische Gas haben werden", sagte sie im "Frühstart" bei ntv. "Aber wir werden auch nicht diese hohen Peaks haben, wie wir sie jetzt im Sommer zu einem langen Zeitraum auch erlebt haben."

Auch eine Anpassung der Gaspreisbremse ist ihrer Meinung nach nicht nötig. Zwar seien die Preise am Spotmarkt niedriger, entscheidend sei aber die langfristige Entwicklung. Die Versorger würden die Situation nicht ausnutzen, da sie vom Bundeskartellamt beobachtet werden. Im Zweifel müssten Versorger "beweisen, dass seine Preiskalkulation richtig ist und auf Tatsachen beruht. Und diesem Risiko setzen sich die Versorger nicht aus."

Die Großhandelspreise für Gas in Europa waren zuletzt auf den tiefsten Stand seit einem Jahr gesunken. Gas kostet damit aktuell weniger als vor Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine Ende Februar 2021. Der als Referenz geltende Terminkontrakt TTF an der Energiebörse in den Niederlanden lag zu Beginn des Jahres bei 72,75 Euro pro Megawattstunde für Lieferungen im Februar.

Ausbau erneuerbarer Energien "noch viel zu bürokratisch"

Zum ersten Mal seit Jahren sind die CO2-Emissionen im Energiesektor im vergangenen Jahr wieder gestiegen. Andreae bezeichnete das als eine "besorgniserregende Entwicklung". Diese sei im Moment aber nicht zu verhindern. Um das fehlende Gas zu ersetzen, habe man gesetzlich entschieden, mehr Kohle zu verstromen. Trotzdem dürfe das keinen Rückschritt bedeuten. "Die Klimaziele müssen erreicht werden", so Andreae. Die erneuerbaren Energien müssten so schnell wie möglich massiv ausgebaut werden.

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Die Regierung habe sich da schon einiges einfallen lassen, es müsse aber mehr geschehen, "das heißt, wir brauchen eine gelingende Haltung bis in die letzte Amtsstube", so Andreae. Das Problem liege nicht bei fehlenden Ideen oder Projekten, sondern in der Bürokratie. "Sie haben die Fläche nicht, sie haben die Genehmigung nicht. Und das sind die entscheidenden Faktoren, wo wir ran müssen."

Zudem hält Andreae die Frage, ob Atomkraftwerke einen Beitrag zur deutschen Energieversorgung leisten könnten, für abschließend geklärt. Bundesverkehrsminister Volker Wissing hatte ins Spiel gebracht, eine Expertenkommission über eine Laufzeitverlängerung der verbliebenen drei Atomkraftwerke entscheiden zu lassen. Den Vorschlag des FDP-Politikers wies Andreae zurück. "Wir hatten ja einen Expertenrat, die einen großen Stresstest gemacht haben." Der Bundeskanzler habe dann seine Richtlinienkompetenz in Anspruch genommen und eine Entscheidung getroffen. "Ich gehe davon aus, dass dieses Wort des Bundeskanzlers gilt", sagte Andreae.

Quelle: ntv.de, cpf

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