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Deutschland könnte profitieren China schnürt größtes Wirtschaftspaket seit Pandemie

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Peking will unter anderem erreichen, dass die Zinsen auf bestehende Immobilienkredite sinken.

Peking will unter anderem erreichen, dass die Zinsen auf bestehende Immobilienkredite sinken.

(Foto: picture alliance / Markus Mainka)

Schon seit einiger Zeit bremst die Immobilienkrise Chinas Wirtschaftsleistung. Die Zentralbank greift mit Milliardenhilfen ein. An den Aktienmärkten geht es umgehend aufwärts. Einige Experten verweisen darauf, dass die Schritte auch Deutschlands Export zugutekommen könnten.

China greift seiner schwächelnden Wirtschaft unter die Arme und schnürt dafür das bislang umfassendste Maßnahmenpaket seit der Corona-Pandemie. Die Zentralbank kündigte weitreichende Konjunkturmaßnahmen an. Dadurch sollen die Zinsen auf bestehende Immobilienkredite sinken, wie der Gouverneur der Behörde, Pan Gongsheng, in Peking sagte. Zudem soll bei einem zweiten Wohnbau-Darlehen die Quote für die Mindestanzahlung von 25 Prozent auf 15 Prozent sinken. Außerdem sollen Banken weniger Bargeld vorhalten müssen als bisher. Damit werden dem Finanzmarkt ungerechnet ungefähr 125,5 Milliarden Euro an Liquidität zusätzlich zur Verfügung stehen.

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An den weltweiten Börsen kamen Pläne gut an. Der DAX beginnt im Plus und schiebt sich wieder nah an einen neuen Rekordstand. "Das Reich der Mitte ist nicht nur für den deutschen Autoabsatz ein wichtiger Markt. Deutschlands Export profitiert insgesamt von den Maßnahmen Pekings. Die Nachrichtenlage sorgt für Konjunkturoptimismus. Gerade jetzt, wo Deutschlands Wirtschaft schwächelt, verbessern sich die Exportaussichten nach Fernost", so CMC.

Der Euro-Stoxx-50 rückt ebenfalls stärker vor. Er wird vor allem von sehr festen Aktien aus dem Rohstoffsektor angetrieben, weil China der wichtigste Absatzmarkt für Rohstoffe ist. Die Börse in Shanghai und der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen schossen nach den Ankündigungen um jeweils rund vier Prozent nach oben. In Tokio stieg der Nikkei-Index nach einem verlängerten Feiertagswochenende um 0,6 Prozent auf ein Drei-Wochen-Hoch.

Volkswirt Gary Ng vom Bankhaus Natixis zufolge kommt der Schritt womöglich etwas zu spät. "Aber besser spät als nie", fügte er hinzu. "China braucht ein Niedrigzinsumfeld, um das Vertrauen zu stärken." Viele Marktteilnehmer hätten darauf gewartet, und die Zentralbank habe erneut geliefert, kommentierte Sandro Pannagl von der LBBW das Lockerungspaket. "Dass auch der Aktienmarkt erneut in den Fokus genommen wird, zeigt die Entschlossenheit der Währungshüter, die schlechte Stimmung in der gesamten Wirtschaft adressieren zu wollen", merkte er an.

"Ich denke, das sind ziemlich mutige Schritte seitens der Behörden", sagte Kyle Rodda, Analyst bei Capital.com. "Insgesamt ist es für die Anleger eine sehr optimistische Sache." Dass dies längst nicht alles sein muss, was Peking unternimmt, sagt Vasu Menon, Anlageexperte bei OCBC. "Um der Wirtschaft wieder auf die Beine zu helfen und die Immobilienkrise wirksam zu bekämpfen, bedarf es wahrscheinlich mehr als nur der Geldpolitik. In den kommenden Quartalen könnten auch weitere und mutigere Lockerungsmaßnahmen anstehen."

Das Vertrauen in Chinas Konjunktur sei gering, außerdem setze eine zu niedrige Inflation Chinas Konsum zu. "Die Menschen verschieben Käufe in die Zukunft, da sie damit rechnen, dass die Preise fallen. Das ist Gift für eine Konjunktur, die so große Kapazitäten aufgebaut hat, in der Erwartung, dass genau das Gegenteil der Fall sein wird", so die Experten von CMC weiter.

Chinas Wachstumsziel in Gefahr

Die Zentralbank verantwortet die Währungs- und Geldpolitik in China. Ihre Maßnahmen sollen ein stabiles Wirtschaftswachstum der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt unterstützen, wie die staatliche "Volkszeitung" schrieb. Die Zentralbank handelt nun, da sich die Annahmen mehren, China könnte sein angepeiltes Wachstumsziel von ungefähr fünf Prozent verfehlen.

In der Volksrepublik drückt eine Immobilienkrise schon länger auf die Wirtschaftsleistung. Die Immobilienkrise dämpft das Verbrauchervertrauen, da in China rund 70 Prozent aller Ersparnisse der Haushalte in Immobilien geparkt sind. Ein angekündigtes Programm zum Rückkauf leer stehender Wohnungen durch den Staat zeigte bislang wenig Wirkung. Die Krise in dem Sektor, der lange ein wichtiger Wachstumstreiber war, trägt obendrein zum schwachen Konsumverhalten in China bei.

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Das Maßnahmenpaket der Währungshüter kommt etwa eine Woche, nachdem in den USA die Federal Reserve mit einer ungewöhnlich großen Zinssenkung die Kurswende eingeleitet hat. Das ermöglichte der PBOC, ein umfassendes Lockerungspaket anzukündigen, ohne dabei die Landeswährung zu starkem Druck auszusetzen.

In Japan signalisierte unterdessen die Notenbank ihre Bereitschaft zu Zinserhöhungen. Sollte sich der Inflationstrend wie erwartet beschleunigen, werde die Geldpolitik gestrafft, sagte Notenbankchef Kazuo Ueda in Osaka. Viele Experten erwarten, dass Japans Währungshüter nach den Zinserhöhungen vom März und Juli nachlegen werden, womöglich im Dezember.

Quelle: ntv.de, jwu/DJ/rts

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