Halbleitermangel bremst Absatz Daimler steigert Gewinn trotz Chipkrise
29.10.2021, 10:31 Uhr
Daimlers Strategie, angesichts des Chipmangels die lukrativen Modelle priorisiert zu bauen, zahlt sich offenbar aus.
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Die Chipkrise hat die Autoindustrie fest im Griff - in vielen Werken stehen die Bänder still, der Absatz von Neuwagen bricht ein. Auch Daimler muss die Produktion runterschrauben und verkauft fast ein Drittel weniger Fahrzeuge als im Vorjahr. Dass der Gewinn trotzdem steigt, hat mehrere Gründe.
Daimler hat trotz des Absatzeinbruchs durch die Chip-Krise im dritten Quartal den Gewinn gesteigert. Das um Sondereffekte bereinigte Betriebsergebnis kletterte um vier Prozent auf 3,6 Milliarden Euro, wie der Stuttgarter Autobauer mitteilte. Obwohl der Absatz von Pkw und Lastwagen um 25 Prozent sank, lag der Umsatz von Juli bis September mit 40,1 Milliarden Euro fast auf Vorjahresniveau. "Wir bleiben auf Kurs, um unsere Ziele für das Gesamtjahr zu erreichen", erklärte Finanzchef Harald Wilhelm.
Umsatz und operativer Gewinn sollen damit 2021 deutlich über dem Vorjahr liegen. Ein günstigerer Produktmix und hohe Preisstabilität hätten dazu beigetragen, halbleiterbedingte Lieferengpässe und höhere Rohstoffpreise teilweise auszugleichen. Die Versorgung mit Halbleitern werde sich im vierten Quartal verbessern, aber auch im kommenden Jahr noch Knappheit herrschen.
Der Mangel an Chips infolge der Corona-Pandemie führte bei Daimler wie bei anderen Autobauern zu Produktionspausen, was das Angebot verknappte. Mercedes-Benz Cars und Vans verkaufte mit 471.404 Fahrzeugen 30 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Mercedes senkte die Pkw-Absatzprognose daher auf einen leichten Rückgang gegenüber dem Vorjahresniveau, während die Van-Verkäufe stabil bleiben sollen. "Die Nachfrage nach allen Produkten bleibt in allen Märkten weiter stark", erklärte Daimler. Das ermöglichte der Marke mit dem Stern eine "hohe Preisstabilität".
Die teuren Top-Modelle wie die S-Klasse sowie die Elektroautos des Konzerns konnten bei den Auslieferungen auch im dritten Quartal zulegen - unter anderem, weil Mercedes die lukrativeren Autos vorrangig mit den vorhandenen Elektronikhalbleitern bestückt. Das Preisumfeld für die Autobauer ist auch wegen der eingeschränkten Produktion derzeit günstig: Eine hohe Nachfrage und lange Lieferzeiten haben dafür gesorgt, dass derzeit kaum Rabatte gegeben werden müssen. Vor allem im Geschäft mit Firmenwagen und Autovermietern sorgt das für Aufwind.
Bei den Trucks und Bussen, die unter dem Namen Daimler Truck AG abgespalten werden, lag der Absatz im dritten Quartal um sieben Prozent über dem Vorjahreswert. Aber auch im Truckgeschäft, vor allem bei den lukrativen Schwerlastern, bei denen Daimler Weltmarktführer ist, gab es Probleme mit der Anlieferung von Chips. So fiel der Umsatz leicht. Im dritten Quartal gingen Bestellungen für fast 161.825 Lkw ein - fast zwei Drittel mehr als vor einem Jahr.
Bei der Daimler-Aktie rechneten Händler mit Gewinnmitnahmen, nachdem der Titel in den vergangenen Wochen um mehr als 20 Prozent zugelegt hatte.
Quelle: ntv.de, jhe/rts/dpa